Miet-Ärger in Dorsten Politiker besuchten „aufgehübschte“ Velero-Siedlung - Neue Vorwürfe

Politiker besuchen „aufgehübschte“ Velero-Siedlung - Mieter machen Vorwürfe
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Harsch war die Kritik, die die Mitglieder einer Mieterinitiative gegenüber der Wohnungsverwaltung Velero immer wieder geäußert haben. Von Intransparenz bei der Nebenkostenabrechnung, über Mieterhöhungen, bis hin zu Schimmel. Die Mieterinitiative hatte diese Punkte unter anderem in einem offenen Brief öffentlich angeprangert. Erreicht hat dieser Brief auch die Dorstener Politik.

Um sich selbst ein Bild von der Situation in der Barkenberger Velero-Siedlung zu machen, waren fast alle Vorsitzenden der Dorstener Ratsfraktionen vor Ort: Bernd-Josef Schwane (CDU), Friedhelm Fragemann (SPD), Thorsten Huxel (Grüne), Manuel Seth (Die FRAKTION feat. Die Linke) und Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU).

Gefehlt haben Vertreter der AfD. Die FDP sei hingegen weder über den offenen Brief, noch über den Ortstermin in Barkenberg informiert worden, schreibt Lutz Ludwig bei Facebook. Er ist als Einzelmitglied für die FDP im vertreten und hat somit keinen Fraktionsstatus.

Velero zeigt sich gesprächsbereit

Die Politiker haben sich von Ronny Sager, Head of Asset Management, und Patrick Bolik, zuständiger Asset Manager, durch die Wohnkomplexe in Barkenberg führen lassen. Beide hatten sich vor Kurzem bereits gegenüber dieser Redaktion ausführlich zu den Vorwürfen der Mieterinitiative geäußert.

Patrick Bolik und Ronny Sager von Velero haben die Dorstener Politiker durch die Siedlung geführt.
Patrick Bolik und Ronny Sager von Velero haben die Dorstener Politiker durch die Siedlung geführt. © Julian Preuß

In einer am Donnerstag (29.6.) veröffentlichten Pressemitteilung von Stadt und Velero heißt es zu dem Besuch, der bereits Anfang Juni stattgefunden hatte: „Die Teilnehmenden begutachteten den Zustand von Wohnungen, Treppenhäusern sowie Außenanlagen und nahmen die Gelegenheit wahr, sich in einigen Häusern auch mit Schutzsuchenden aus der Ukraine und weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern auszutauschen, um deren Erfahrungen aus erster Hand zu erfahren.“

In der gemeinsamen Erklärung schildern Stadt und Velero zudem: „Die besichtigten und zur Vermietung freigegebenen Wohnungen wurden einhellig als gepflegt bewertet und es wurde das Bemühen anerkannt, den Bestand zu erhalten und zu pflegen. Dass fast alle Fraktionen des Stadtrats von Dorsten an dem offenen Austausch teilgenommen haben, zeigt auch, wie wichtig der Politik das Thema Wohnen ist. Die Ratsfraktionen begrüßten den eingeschlagenen Weg und machten deutlich, dass dieser Weg wie in den vergangenen Jahren nun konsequent weitergegangen werden müsse.“

Vorwurf: Vorbereiteter Besuch

Dabei gab es bereits am Tag des Politiker-Besuchs erneute Kritik gegenüber Velero. Zu lesen waren diese unter anderem von mehreren Nutzern in der Facebook-Gruppe „Du ich Wir sind alle Barkenberger“. Der Vorwurf: Bereits Tage vor dem Besuch seien leerstehende Wohnungen am Himmelsberg gereinigt und die Außenanlagen mit einem Hochdruckreiniger gesäubert worden. Für den Besuch der Politiker sei die Siedlung demnach extra aufgehübscht worden.

Bernd-Josef Schwane und Thorsten Huxel sind sich einig, dass der Besuch vorbereitet worden war. Huxel: „Es wurde natürlich versucht, sich von der besten Seite zu zeigen.“ Im metaphorischen Sinne ergänzt er: „Klar, wenn Kunden das Büro besuchen, werden die Schreibtische aufgeräumt.“

Schwane bestätigt, dass sich die Politiker beliebige Objekte, Treppenhäuser und Wohnungen in verschiedenen Zuständen ansehen konnten. Aus seiner Sicht habe es keinen Anlass zu Kritik an Velero gegeben. Sein Eindruck sei positiv gewesen, das Besichtigte weitestgehend sauber.

SPD: Vorbehalte nicht bestätigt

Von einem aufgeräumten Eindruck spricht auch Friedhelm Fragemann von der SPD. Die Vorbehalte gegenüber Velero hätten sich bei dem Ortsbesuch nicht bestätigt. Aber, so Fragemann: „Ich kann nicht ausschließen, dass es woanders Probleme gibt.“ Fragemann kündigt an, dass die SPD die Entwicklung in der Barkenberger Velero-Siedlung weiter im Auge behalten wird.

Etwas zurückhaltender äußert sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Wir wussten, wo wir uns befinden. Es war den Umständen entsprechend okay“, sagt Huxel mit Blick auf die Sauberkeit und den Zustand von Gebäuden und Wohnungen. Er sei davon überzeugt, dass die Wahrheit in der Mitte zwischen den Mieter-Vorwürfen und den Velero-Erklärungen liege. Und weiter: „Wir müssen beobachten, ob der Zustand, den wir gesehen haben, dauerhaft gehalten wird.“

Anknüpfend daran schlägt Die FRAKTION feat. Die Linke vor, regelmäßig solche Besuche durchzuführen. So könne möglicherweise gewährleistet werden, dass die Wohnanlagen regelmäßig auf Vordermann gebracht werden, schreibt Boris Benkhoff via Facebook.

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