Über die erste Fortführung der Schulentwicklungsplanung der Stadt Dorsten wird am 22. Mai im Schulausschuss beraten. Verabschiedet wurde Ende 2022 die Planung, die von der Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie (GEBIT) aus Münster erstellt wurde - mit dem Auftrag zur jährlichen Fortführung für den Zeitraum von fünf Jahren. Bei den Grundschulen unterteilt der vorliegende Entwurf die Stadt in drei Bezirke.
Im Dorstener Norden (Deuten, Lembeck, Rhade und Wulfen) sollen laut Prognose 11 bis 12 Züge von Schülern versorgt werden. Schwer einzuschätzen sei die Situation in Wulfen, so die Planer: aufgrund des Ausbaus des Industriegebiets sowie des Zuzugs aufgrund des Ukraine-Kriegs. 2029 könnten bei anhaltendem Wachstum der Einschulungsjahrgänge statt momentan 109 Kindern dann 138 Kinder erstmals eine Schule in Wulfen besuchen. Die Grüne Schule könne dann tendenziell vierzügig werden und in einzelnen Jahrgängen sogar fünfzügig, so die Planer. Es gelte, die Voraussetzung für mindestens sechs Züge an der Grünen Schule und/oder der Wittenbrinkschule zu schaffen.

Fünf oder sechs Züge?
In „Dorsten Mitte“ (Holsterhausen und Hervest) müssen laut Planern perspektivisch 11 Züge bis hin zu 13 Zügen versorgt werden. Steigende Einwohnerzahlen in Hervest könnten „aus heutiger Sicht zukünftig eine Mehrklassenbildung an der Augustaschule notwendig“ machen. 2024/25 gebe es erneut einen großen Einschulungsjahrgang in Holsterhausen. „In den Folgejahren stehen wieder kleinere Einschulungsjahrgänge an, die eine durchschnittliche Fünfzügigkeit in Holsterhausen aus heutiger Sicht bestätigen.“
Sandra Spranger, Leiterin der Bonifatiusschule, sowie Britta Kruse, kommissarische Leiterin der Antoniusschule, sehen das anders und in den Details des Plans eine „einseitige Darstellung“. „Wenn ausgeführt wird, dass im Jahr 2021/22 an der Antoniusschule 17 Schülerinnen und Schüler abgelehnt werden mussten, ist es aus Gründen der Sachlichkeit, Objektivität und Vergleichbarkeit nur folgerichtig, für das Schuljahr 2023/24 ebenfalls zu erwähnen, dass hier 12 Schüler bei einer Dreizügigkeit an der Bonifatiusschule abgelehnt werden mussten, die an die Antoniusschule verwiesen worden sind.“
Auch im Schuljahr 2024/25 habe man 9 Schüler „umberaten“ müssen, da trotz Dreizügigkeit wieder mehr Anmeldungen als freie Plätze an der Bonifatiusschule vorhanden waren.
Baugebiete
Die Schulleiterinnen nehmen auch Bezug auf die Baugebiete in Holsterhausen: „Für rund 200 neue Wohneinheiten haben die zusätzlichen Schüler einen rechtlichen Anspruch auf die Beschulung an der Bonifatiusschule als nächstgelegene Schule, währenddessen es für die Antoniusschule lediglich zusätzliche Schüler aus 32 neuen Wohneinheiten sind.“
Im Plan war die Rede davon, dass die zusätzlichen Schüler „grundsätzlich sowohl an die Bonifatiusschule als auch die Antoniusschule als nächstgelegene Grundschulen gehen“ könnten.
Statt wie die Planer weiterhin an einer zweizügigen Bonifatiusschule festzuhalten, solle man überlegen, die Schule dreizügig zu machen, so die Schulleiterinnen. Zum einen werde sie aller Voraussicht nach auch 2025/26 wieder drei Züge aufnehmen und sei damit „faktisch bereits als eine dreizügige Grundschule aufgestellt“.
Zum anderen sei der „Wunsch der Antoniusschule, aus pädagogischen Gründen eine dreizügige Grundschule zu bleiben und nicht in die Vierzügigkeit zu gehen“.
So könne man Schüler gleichmäßig verteilen und habe noch einen Puffer. Bleibe die Bonifatiusschule hingegen zweizügig, bitten die Schulleiterinnen darum, die Zahl der Schulneulinge auf maximal 48 zu deckeln.
Stärkung für Pestalozzischule
Auch im Dorstener Süden (Östrich, Hardt, Altstadt, Feldmark, Altendorf-Ulfkotte) erwarten die Planer steigende Schülerzahlen, „sodass die Agathaschule tendenziell vier- bis gegebenenfalls fünfzügig arbeiten wird“. Die Pestalozzischule müsse „am Hauptstandort gestärkt werden“, so die Empfehlung der Planer, „damit sie in einer gut ausgelasteten Zweizügigkeit arbeiten kann und das gestiegene Schülerpotenzial im Süden mitversorgt“. Der Altendorfer Teilstandort bleibe einzügig, ebenso wie die Wilhelm-Lehmbruck-Schule in Östrich, die aber gegebenenfalls zum Teil „große Klassen“ zu erwarten habe.
Zu einer prognostizierten Vier- und Fünfzügigkeit an der Agathaschule stellt die dortige Schulleitung (Klaudia Ulbrich-Heisig, Markus Buchholz) klar: „Die derzeitige räumliche Situation der Schule lässt dies definitiv nicht zu.“ Aufgrund des katholischen Bekenntis-Charakters der Schule hätten auch Kinder etwa aus Hervest, Holsterhausen und Östrich einen Anspruch auf Beschulung an der nächsten Bekenntnisschule.
Hinzu kämen die neuen Baugebiete: „Ein Ausweichen der Kinder neuer Baugebiete an die Pestalozzischule ist aufgrund der Nähe zur Agathaschule nicht zu erwarten.“
Mehr Platz benötigt
Dringend würden demzufolge mehr Räume benötigt. Auch für Lehrkräfte: „35 Lehrkräfte können nicht in einem Raum von maximal 12 Quadratmetern mit zwei Kopiergeräten ohne Fensterbelüftung Unterrichtsmaterial vorbereiten. Das trägt nicht zur Gesunderhaltung bei.“
Und auch im Außenbereich brauche es eine Lösung für eine angedachte Fünfzügigkeit. „Schon jetzt ist besonders in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die noch nicht bebaute Wiesenfläche den Kindern nicht zur Verfügung steht, zu beobachten, dass die Gewaltbereitschaft der Kinder aufgrund der Enge im Zusammenhang mit der hohen Kinderzahl deutlich zunimmt.“
Man bitte „eindringlich darum, einen großen Teil der Wiese trotz geplanter Bebauung für die Kinder der Schule, die Kinder des angrenzenden Kindergartens und für die Kinder des Stadtteils zu belassen. Dies würde zu einer konfliktfreien Pausenzeit durch weniger räumliche Enge führen.“