Kurz vor 14 Uhr begann Jonna Biermann damit, ihre Ausstellungs-Stellwände in der Fußgängerzone von Dorsten wieder zusammenzupacken. Mehr als drei Stunden lang hatte die Abiturientin aus Soest am Montag (17.2.) auf dem Marktplatz den politischen Austausch mit den Passanten gesucht. Ihre Mission dabei: die vielfach populistischen Aussagen der AfD zu entzaubern - und dabei auch potenzielle AfD-Wählende zu erreichen. „Aber jetzt ist mir kalt“, sagte die junge Aktivistin, „und außerdem muss ich noch weiter zur nächsten Aufstellung nach Duisburg“.
Seit gut anderthalb Wochen reist die engagierte junge Frau durch NRW, baut pro Tag in zwei Städten ihre zehn jeweils zwei Meter hohen Plakat-Holzgerüste auf. „Alles in ganz privater Arbeit“, sagte Jonna Biermann, die überzeugt davon ist, dass Faktenwissen für eine mündige Demokratie unabdingbar ist. „Mit der Wanderausstellung will ich dazu beitragen und mit möglichst vielen Menschen an öffentlichen Orten ins Gespräch kommen“, sagte sie.
Die Soesterin ist in ihrer Heimatstadt ehrenamtliche Mitarbeiterin der örtlichen „Tafel“, arbeitet in einem Bio-Laden. „Der hat meine Ausstellungs-Tour, die mit einem Schwestern-Projekt in Brandenburg kooperiert, mit einer Großspende finanziert.“
Dabei hatte die Abiturientin zunächst vor, vor Beginn des Studiums eine weitere Interrail-Urlaubsreise zu unternehmen. „Angesichts der politischen Entwicklung hierzulande wollte ich aber mein Privileg, Zeit zu haben, dann doch lieber anders und sinnvoller nutzen“, betonte sie: „Für eine Zukunft, in der Demokratie gut gelebt wird.“

Die Wanderausstellung heißt „Demokratie im Dialog - Faktencheck zur AfD“, ist inspiriert durch die Initiative #AfDnee“ von „Demopuk - Verein zur Förderung demokratischer Politik und Kultur“, der auch die Wort-Bild-Tafeln und die ausgelegten Flyer zur Verfügung gestellt hat. Aber auch Mitmachen war am Montag angesagt: Wer wollte, durfte die Frage „Was bedeutet Demokratie für dich?“ in verschiedenen Kreidefarben auf dem Straßenpflaster beantworten.
Dass Jonna Biermann überhaupt auf Dorsten kam, war einem Zufall geschuldet: „Wegen eines Terminfehlers musste ich morgens kurzfristig schauen, wo am Montag ein Wochenmarkt stattfindet, wo ich also Menschen antreffe, das war hier der Fall“, erzählte sie. „Und es war ein ziemlich guter Vormittag, mit vielen freundlichen Menschen und anregenden Gesprächen, das habe ich schon ganz anders erlebt.“
„Krasse Spaltung“
Auch diejenigen Dorstener, die politisch anderer Meinung gewesen seien und der Aktion kritisch gegenüberstanden, „haben sehr zugewandt mit mir diskutiert“. Eine angenehme Erfahrung für sie: „Wir haben eine krasse Spaltung in der Gesellschaft, wir sollten im Umgang miteinander wieder mehr auf einen Nenner kommen.“