Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, will der Netzbetreiber Amprion eine „Stromautobahn“ bauen: Durch 440 Kilometer Erdkabel soll Windstrom von der Nordsee nach Marl-Polsum fließen. Inklusive eines von der Stadt Dorsten, den Ratsfraktionen und Anwohnern strikt abgelehnten Konverter-Standorts in Altendorf-Ulfkotte, wo der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt werden soll.
Während die Stadt Dorsten die beiden nun laufenden Genehmigungsverfahren für den Konverter (zuständig: der Kreis Recklinghausen) und den Trassenverlauf (zuständig: die Bundesnetzagentur) gerne zu einem bündeln würde, hat sich Amprion dem verweigert. Und so sahen sich Stadt und Politik nun vor ein „Dilemma“ gestellt, so Planungsamtsleiter Marc Lohmann in der jüngsten Sitzung des Dorstener Umwelt- und Planungsausschusses.
Denn dort ging es um ein Votum, das die Stadtverwaltung schon jetzt abgeben muss: welche der von Amprion vorgelegten unterschiedlichen Trassen-Varianten Dorsten favorisiert. Und die allesamt zum noch nicht genehmigten Konverter in Altendorf-Ulfkotte führen, den die Stadt doch eigentlich unbedingt verhindern möchte.
Die Politik beschloss in der Sitzung die Stellungnahme der Stadt zum derzeit laufenden „Bundesfachplanverfahren“, in dem zunächst ein geeigneter rund ein Kilometer breiter Trassenkorridor für die Leitung festgelegt wird. Die „Feintrassierung“ wird erst 2027 im Planfeststellungsverfahren ein Thema.

Die in den Unterlagen aufgeführte westliche Trasse V 48-67 (von Lembeck über Holserhausen/Schermbeck, Hardt/Östrich, Feldmark-Süd und Altendorf-Nord) lehnt die Stadt ab, weil diese zu große Auswirkungen auf mögliche Entwicklungsflächen habe. Die Verwaltung bevorzugt - ebenso wie Amprion - eine östliche Variante (V 48-69), die das Unternehmen der Bundesnetzagentur vorgeschlagen hat.
Bogen um Barkenberg
Deren Verlauf würde das Dorstener Stadtgebiet aus Norden in Lembeck erreichen, abseits vom Dorf ungefähr entlang der Bahnlinie führen, dann einen Bogen nördlich und östlich von Barkenberg machen.
Dort beginnen zwei weitere Varianten auf Marler Gebiet, von denen auch die Stadt die Trasse (V 48-69) favorisiert - östlich vom Dorf Hervest und vom Interkommunalen Gewerbepark und dann die A 52 unterquerend Richtung Polsumer Straße zum geplanten Konverter.
Dass Amprion schon in diesem ersten Trassen-Verfahren mit dem noch ungenehmigten Konverter-Standort argumentiere, sei „ein Widerspruch, auf den wir in unserer Stellungnahme hinweisen“, so Mac Lohmann. Auf Nachfrage von Thorsten Huxel (Grüne) sagte er: „Wenn die Stadt sich jetzt aber komplett verweigern würde, hätte sie das Problem, dass sie kritische Punkte im Vorfeld sonst nicht würde ansprechen können.“
Je eher, desto besser
Als Beispiel, warum Dorsten deshalb schon jetzt Dinge einbringen sollte, nannte er die städtische Aufforderung, dass die Stromleitung bei der Vorzugsvariante nicht die geplante Erweiterung des Industrieparks Dorsten/Marl in Richtung „Schwatter Jans“ beeinträchtigen dürfe.
„ Und wenn dies unvermeidbar sein sollte, dann nur ganz am Rande und so nah wie möglich an die A 52“, so Lohmann. Auch auf Baudenkmäler und Kulturlandschaften (etwa in Hervest und Lembeck) müsse laut Stadt geachtet werden. „Je eher so etwas zu sagen, desto besser ist es.“