Nächste Dorstener Kirche unter Denkmalschutz Aber Politik spottet: „Dach nicht so prickelnd“

Nächste Kirche unter Denkmalschutz: Aber Politik spottet über das Dach
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Die Kreuzkirche Hervest, die inzwischen entweihte St. Ewald-Kirche Rhade, Franziskaner-Kirche Altstadt, Heilig-Kreuz-Kirche Altendorf, Gemeindezentrum Barkenberg, St. Nikolaus-Kirche Hardt und kürzlich die Heilig-Geist-Kirche Rhade - die einen evangelisch, die anderen katholisch, aber eines eint sie doch: Sie gehören laut Auffassung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zu den kirchlichen Nachkriegsbauten in Dorsten, die nach großer Inventarisierung in den vergangenen drei Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurden.

Nun kommt ein weiteres Gotteshaus hinzu. Und zwar die katholische Kirche St. Barbara in Barkenberg (Surick 219). Der nachträglich errichte Gebäudetrakt aus Kindergarten und Gemeindehaus (Surick 217) sowie das Pfarrhaus (Surick 215) nebenan werden jedoch als „nicht denkmalwürdig“ eingestuft.

Die im Zuge der Entwicklung der damaligen „Neuen Stadt Wulfen“ und für die seelsorgerische Betreuung der Barkenberger Bewohner geplante Kirche war Mitte der 1960er-Jahre als Wettbewerbsprojekt ausgeschrieben worden, den der Innsbrucker Architekt Josef Lackner 1966 für sich entscheiden konnte.

Im September 1973 erfolgte die Kirchweihe - die ursprünglich geplanten Glockentürme waren da schon dem Rotstift zum Opfer gefallen.

 Ausstattungsmerkmale im Inneren
Viele Ausstattungsmerkmale im Inneren soll ebenfalls geschützt werden - die nachträglich installierte Orgel jedoch nicht. © LWL

„Das Objekt hat einen hohen Aussagewert für das Leben in der Gründungsphase der Neuen Stadt Wulfen“, heißt es in der Begründung der Denkmalschützer. Sie führen auch architekturwissenschaftliche Gründe für die Erhaltung ins Feld: „Das modulare Bauen mit schwerem Sichtbeton und die hieraus entstandene Konstruktionsästhetik ist konsequent angewandt worden.“

Auch das Lichtspiel, die Lichtkuppeln und die besondere Inszenierung des zentralen Altarraums seien „herausragendes Zeugnis“ für die damals sich verändernden Vorstellungen des Feierns der Heiligen Messe.

Der Umwelt- und Planungsausschuss stimmte jüngst der Unterschutzstellung zu - trotz einiger Bedenken. Thorsten Huxel (Grüne). „Die Kirchengemeinden werden immer kleiner, es geht darum, dass wir Perspektiven für die Kirchenräume entwickeln müssen. Wobei ich persönliche finde, dass das Dach nicht so prickelnd ist.“

Auch CDU-Sprecher Dr. Andreas Trotzer sagte: „Das Dach ist fragwürdig in der architektonischen Gesamtstruktur, aber da haben wir bei der Entscheidung keinen Einfluss drauf.“

Heiko Raffel (SPD) sah oben am Sakralbau auch „keine bedeutende Elemente“: „Das kenne ich sonst nur aus der Architektur für Regenrückhaltebecken.“

„Postmoderne Überformung“

Das genannte Dach war 1989/1990 wegen Undichtheiten und weiterer erheblicher Bauschäden als Konstruktion aus Brettschichtholz, Zinkblechen und geneigten Glasflächen nachträglich aufgesetzt worden - wobei ein Eingriff in den Original-Baubestand des Flachdachs und dessen Belichtungskonzept fast komplett vermieden wurde.

Laut Planungsamtsleiter Marc Lohmann (Stadt) seien die Veränderungen schon so lange her, dass sie vom Gutachter als „eine zusätzliche Denkmalschicht“ dargestellt würden. „Also als postmoderne Überformung eines modernen Gebäudes.“