Ein, zwei Schalter muss er umlegen, ehe er die Klappe öffnen kann. Mit einem Ruck zieht Dirk Böckenhoff die Luke auf. Dampf steigt empor. Nicht aus Wasser, sondern aus Alkohol.
Denn: Im Inneren der Destille befindet sich literweise Maische aus zerkleinerten und vergorenen Birnen. Sie bildet die Grundlage für das Endprodukt: ein Birnenbrand. „Der Alkohol ist der Träger, der die Aromen aufnimmt“, erklärt der Dorstener.
Seit Jahren, konkret seit 2008/09, versorgt Dirk Böckenhoff mit seiner Obstbrennerei an der Kirchhellener Allee in Dorsten die Region mit seinen hochprozentigen Spezialitäten. Brände, Geiste und Liköre aus Obst, wie beispielsweise Birnen oder Äpfeln, gehören inzwischen zum Standardwerk von Birk Böckenhoff und seinem Team.
Kreationen in Verkaufsraum ausgestellt
In den kleinen Verkaufsraum vor der Brennerei sind zahlreiche Kreationen ausgestellt. Ausgefallene Produkte - ein Lavendel-Holunderblüten-Likör oder ein Hanf-Geist - sind das, was die Obstbrennerei auszeichnet, sie modern und innovativ macht. Dirk Böckenhoff: „Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Materialien.“

Wie fast jedes andere Unternehmen auch habe er in neue Technik investiert, beispielsweise in digitale Thermometer. „Aber Innovation bedeutet für mich ebenfalls, kreative Ideen umzusetzen“, sagt Dirk Böckenhoff.
Der 55-Jährige erhält deshalb den Innovationspreis 2024. Die Auszeichnung wird bei der Ehrung zum Unternehmer des Jahres (8. November, Gemeinschaftshaus Wulfen) zum dritten Mal vergeben.
Ausprobieren und Herantasten
Doch wie entstehen eigentlich die außergewöhnlichen Spirituosen? „Das ist ein Ausprobieren. Wir tasten uns heran“, sagt Dirk Böckenhoff. Genauso war es unter anderem bei dem Schnaps, den der 55-Jährige für Jörg Baumeister zur Einweihung seiner Lackierstraße kreiert hat.

„Wir kamen ins Gespräch“, erinnert sich Dirk Böckenhoff. Schnell war der Name für den Schnaps gefunden: Klarlack, passend zum Thema. Dementsprechend stand das äußere Erscheinungsbild fest. „Es sollte ein Klarer sein“, so Dirk Böckenhoff. Nach einigem Ausprobieren habe man sich dann für einen Geist auf Basis von Korn und Birnen entschieden, fügt er hinzu.
Abgefüllt in kleine Glasfläschchen und versehen mit extra entworfenen Etiketten, überreichte Jörg Baumeister dann Anfang Oktober seinen Gästen den Klarlack zur Lackomat-Einweihung.
Aufträge von Gruppen, Vereinen und Privatleuten
Regelmäßig erhalte er solche Aufträge. Beispielsweise von Vereinen oder Gruppen. „Manche kommen dann mit ihrem eigenen Obst und möchten dieses dann zu einem unserer Produkte verarbeitet haben“, erzählt Dirk Böckenhoff.

Das gehe aber nicht von jetzt auf gleich, führt der Dorstener weiter aus. Alleine das Gären der Obstmaische nehme teilweise sechs bis acht Wochen in Anspruch, ehe sie gebrannt werden könne. Ein Geist sei hingegen bereits nach ein oder zwei Wochen fertig.
Ein Vorteil: Für Geiste kann Dirk Böckenhoff auf den inzwischen hauseigenen Korn zurückgreifen. Er stammt aus der Kornbrennerei in Raesfeld-Erle, die Dirk und Alexandra Böckenhoff 2014 von Johannes Böckenhoff übernahmen. Dadurch sei der große Kundenstamm der Kornbrennerei auch auf das Portfolio der Obstbrennerei aufmerksam geworden.
Brennkurs im Jahr 2008
Dabei begann für den studieren Landwirt alles mit einem Hobby: „Mich hat das Thema schon früh interessiert. 2008 habe ich einen Brennkurs gemacht und mir ein kleines Gerät zum Obstbrennen gekauft. Dann habe ich Obstflächen gepachtet und meine Legitimation bekommen.“
2010 erhielt dann ein Apfelbrand aus seiner Destille die Auszeichnung in Gold bei der Internationalen Qualitätsüberprüfung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Mit der Zeit wurden zwar die Destillen größer, aber 14 Jahre später ist die Leidenschaft für Brennen immer noch die Gleiche.