Eine Frau hält ein Taschentuch in der Hand. Blut läuft über ihr Gesicht und tropft auf den Boden. Auf ihrem Nasenbein klafft eine Wunde. Die Frau sei am 22. Oktober gefallen. Das berichtet ein Zeuge. Festgehalten hat er diese Szenen mit seiner Smartphonekamera und zeigt sie in der Redaktion. Gestürzt sei die Frau auf der Essener Straße. Und zwar wegen der von der Stadt Dorsten installierten Sicherheitspoller, sagt der Zeuge.
Diese absenkbaren Poller sollen eigentlich verhindern, dass Autos, Lieferwagen oder Lkw unerlaubt in die Fußgängerzone hereinfahren. Im Februar 2024 ging die Anlage in den technischen Testbetrieb.
Gleichgewicht verloren und gefallen
Allerdings, so erzählt der Zeuge, gebe es Schwierigkeiten. Vor allem dann, wenn die Poller wieder hochfahren, nachdem ein Fahrzeug über sie hinweggefahren ist. Mehrfach hätten deshalb Passanten, darunter auch Menschen mit Rollstühlen oder Kinderwagen, Probleme gehabt. So geschehen bei der Frau, die sich durch einen Sturz die Verletzung im Gesicht zugezogen hatte. Sie sei auf den hochfahrenden Poller getreten, habe das Gleichgewicht verloren und sei dadurch gefallen.

Dabei sollen mehrere Vorrichtungen dafür sorgen, dass es keine Unfälle geschehen. So weisen Schilder unmittelbar auf die Polleranlage hin. Eine Ampel zeigt an, ob die Poller hochgefahren (rot) oder angesenkt sind (grün). Bewegen sich die Poller, ertönt ein akustisches Warnsignal. Und: Ein rotes Lichtband soll vor allem im Dunkeln anzeigen, dass die Poller hochgefahren sind.
An der Essener Straße funktioniere das Lichtband allerdings nicht, sagt der Zeuge, der den Sturz beobachtete. Und auch die akustische Warnung, ein Piepsen, könnten viele Menschen den hochfahrenden Pollern nicht zuordnen.
Ampel und Akustiksignal funktionieren
Die Stadtverwaltung bedauert den Sturz der Frau. Auf Nachfrage der Redaktion habe sie von dem Fall erfahren, schreibt Stadtsprecher Christoph Winkel. Er fügt hinzu: „Das akustische Signal sowie die Ampelanlage sind nicht defekt, sondern zu hören bzw. funktionsfähig.“
Bekannt sei allerdings, dass das LED-Lichtband defekt ist. Christoph Winkel: „Eine Fachfirma ist von uns beauftragt worden, das Lichtband instand zu setzen.“ Zeitnah solle die Reparatur erfolgen. Und das nicht nur an der Essener Straße, sondern auch an der Zufahrt zur Klosterstraße. Auch dort funktioniere der Leuchtring des mittleren Pollers nicht einwandfrei.
Aber, so erklärt Christoph Winkel: „Das rote Lichtband hat nicht die Funktion, Fußgänger, die sich im Bereich der Sicherheitspoller aufhalten, auf Bewegungen der Poller hinzuweisen.“
In Regelbetrieb umstellbar
Aufgrund der ausstehenden Arbeiten befänden sich die Poller weiterhin im Probebetrieb. Im Februar kündigte die Stadt an, dass dieser etwa bis Juni dauern solle. „Wir können die Anlage aber innerhalb kürzester Zeit auf Regelbetrieb umstellen, beispielsweise bei Stadtfesten“, sagt der städtische Pressesprecher.
Dann könnten nur noch berechtigte Fahrerinnen und Fahrer die Polleranlage in Betrieb nehmen und in den Innenstadtbereich hineinfahren.
Dementsprechend fahren im aktuellen Probetrieb die Poller bei jedem Auto herunter, das sich der Anlage unmittelbar nähert - ebenfalls ein Punkt, den der Zeuge anmerkt: Regelmäßig würde so Autos außerhalb der erlaubten Zeiten - meist spätabends - durch die Innenstadt fahren.