Es war nicht die „Rammstein-Feuershow“, mit der Boris Benkhoff am Freitagabend (22. März) die Infoveranstaltung zum Konverter in Dorsten eröffnete. Stattdessen begrüßte der Vorsitzende von Die FRAKTION feat. Die Linke gut 15 Menschen im Treffpunkt Altstadt mit rot lackierten Fußnägeln und hohen goldenen Absatzschuhen. Doch aus der lustigen Einleitung entwickelte sich schnell erstaunlich ernste Realpolitik.

Denn der Parteivorsitzende Ingo Lilienthal stellte ein 3D-Modell des Konverters vor, der seit Monaten für Unruhe im Stadtteil Altendorf-Ulfkotte sorgt. Anfang Dezember 2023 veröffentlichte das Unternehmen Amprion die Entscheidung: Der Konverter für die Windstrom-Leitung „Korridor B“, mit dem Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt wird, soll unweit des Dorfkerns entstehen. Lediglich die Kreisverwaltung in Recklinghausen muss noch die Genehmigung erteilen.
Großprojekte belasten Anwohner
Dabei, so sagte es der CDU-Politiker Christian Müller, sei die Belastung für die Menschen durch die BP-Norderweiterung, die geplante Nutzung der naheliegenden Halde als Deponie ohnehin sehr hoch.
Tage später, vor einer Infoveranstaltung Amprions in der Altendorfer Mehrzweckhalle, entlud sich die Wut vieler Anwohner. Amprion stelle einige Karten und Modelle vor. Ein Modell, das den Konverter eingepasst in das Gebiet rund um Altendorf-Ulfkotte zeigt, fehlte jedoch. Genau dieses Modell hat der Informatiker Ingo Lilienthal nun erstellt.
Denn auch er habe sich die Frage gestellt, wie der Konverter überhaupt aussehen wird. Deshalb, sagt Ingo Lilienthal, habe er zwei Wochen lang recherchiert und alle Informationen gesammelt, die er finden konnte. Nicht nur über das Dorstener Projekt, sondern auch über ähnliche Konverter, die in Meerbusch (Rhein-Kreis Neuss) und Philippsburg (Landkreis Karlsruhe) stehen.
Meerbusch und Philippsburg als Beispiel
Mithilfe von Fakten aus Zeitungsartikeln, Fernsehberichten, Ausschussvorlagen und Fotos sei dann das Modell des Dorstener Konverters entstanden: zwei Hallen mit den Grundriss nach dem Beispiel in Philippsburg und einer Höhe von knapp 20 Metern. Ingo Lilienthals Schluss: „Wenn sie an anderen Orten so gebaut haben, werden sie in Dorsten ähnlich planen.“
Für Ingo Lilienthal steht fest: „Gegen die Entscheidung für den Konverter können wir uns nicht wehren.“ Aber man könne überlegen, wie sich beispielsweise die Fassade gestalten ließe.

Auch in dieser Hinsicht ließ der Parteivorsitzende Einflüsse aus Meerbusch und Philippsburg einfließen. Er gestaltete eine Fassade mit einer „tarnenden“, „leicht spiegelnden“ Wirkung. „Ähnliche Kacheln“, sagt Ingo Lilienthal, „werden derzeit an dem Neubau am Voßkamp installiert, in dem auch Aldi einzieht.“
Kein Fantasiekonstrukt
Dass es sich bei seinem Modell nicht nur um ein Fantasiekonstrukt handele, fügt Ingo Lilienthal gleich hinzu. Er habe Kontakt zu Amprion aufgenommen, die das Modell für plausibel erklärt hätten.
Ingo Lilienthal hofft, dass vor allem die Grünen das Modell als Anregung für die weitere Diskussion mit in ihre Fraktion tragen. Denn unter den Zuschauern befanden sich mit Thorsten Huxel, Claas Römer und Christian Haake gleich drei Vertreter der Grünen.
Einen Spickzettel mit weiteren Anregungen (Nutzung von Abwärme, Dachfläche und unterirdischen Zuleitungen) haben Ingo Lilienthal Co. gleich mit angefertigt. Denn Realpolitik wollen sie dann wieder anderen überlassen. Denn Die PARTEI bleibe eine Satire-Partei, die aber hin und wieder Input liefere. Manchmal dann auch mit rot lackierten Zehennägeln und goldenen Absatzschuhen.