Vor einigen Wochen wurden die Grünbeete an der Klosterstraße zwischen Hafenstraße und Storchsbaumstraße bepflanzt. Doch bereits jetzt klafft in einem Beet ein Loch.
Offenbar in einer Nacht- und Nebelaktion haben Unbekannte einen der Sträucher ausgebuddelt oder herausgerissen und dann mitgenommen. Ob er jetzt einen Privatgarten ziert - auf Kosten des Steuerzahlers, wissen wohl nur die Täter.
Passiert so etwas eigentlich öfter? Laut Stadtsprecher Ludger Böhne stellt die Grünflächenabteilung der Stadt in den letzten Monaten fest, dass Zerstörungen und Beschädigungen an der grünen Infrastruktur zunehmen. „Dass Neupflanzungen gestohlen werden, passiert leider gelegentlich.“
„Verkehrsgefährdend“
Das Problem an der Klosterstraße sei mit einer Nachpflanzung relativ einfach zu lösen, so Böhne. Grün-Vandalen würden aber auch Schäden verursachen, „die langfristig wirken und verkehrsgefährdend sein können“.
So würden Unbekannte seit einiger Zeit Leittriebe an jungen Bäumen kappen. Damit wollten sie vermutlich erreichen, dass die Bäume kleiner bleiben, doch dies könne zum Problem werden, „da Straßenbäume eine gewisse Höhe erreichen müssen, damit das sogenannte ‚Lichtraumprofil‘ für Fahrzeuge problemlos freigehalten werden kann“.
Die Folge laut Böhne: „Die Stadt muss diese Bäume dann durch eine aufwändige und kostspielige ‚Kronenerziehung‘ auf die notwendige Größe bringen. Die Kosten dafür gehen zulasten aller Steuerzahler.“
Anwohner greifen zur Säge
Manche Anwohner würden auch zunehmend Überhänge von öffentlichen Bäumen auf privaten Grundstücke zurückschneiden. Böhne: „Das verschafft den Anwohnern vielleicht kurzfristig mehr Licht. Mittelfristig verschärft sich die Problematik dadurch aber nur. Denn Bäume sind bestrebt, den Verlust auszugleichen und wachsen umso stärker in die beschnittene Richtung.“
Diese Neuaustriebe neigen bei Trockenheit, Stürmen oder hoher Blattlast aber vermehrt zu gefährlichen Ausbrüchen, da eine natürlich gewachsene Verbindung mit dem Stammholz fehlt.
Dreiste Übergriffigkeit konnte zuletzt an Wald- und Siedlungsrändern und innerstädtischen Grün- und Freiflächen immer häufiger festgestellt werden: illegale Gartenerweiterungen auf öffentlichem Grund. Böhne: „Dabei werden häufig wertvolle Biotope verkleinert, um ökologisch nutzlose Rasenflächen zu vergrößern und um Stellflächen für Pools, Spielgeräte oder das Wohnmobil hinzuzugewinnen.“
Holzdiebe werden zum Problem
Auch Holzdiebstahl werde zunehmend zum Problem. Kleinere und sogar größere Bäume würden gefällt oder liegende Äste in großen Mengen abtransportiert. Dabei sei in Wäldern Totholz wichtig, das dem Boden Nährstoffe zurückgebe und Tieren und Insekten als Lebensraum diene. Dabei gibt es auch einen legalen Weg: Städtisches Holz werde, wenn aktuell vorhanden, über die Plattform www.appholzen.de angeboten.
Böhne nennt die Formel für das Dilemma: „Jeder mag Bäume, aber keiner den vor seinem Haus.“ Grün-Vandalen wollten häufig die durch Bäume entstehenden Beeinträchtigungen wie Laub, Früchte oder Schatten auf der Photovoltaik-Anlage abwehren.
„Kein Kavaliersdelikt“
Grünfrevel ist kein Kavaliersdelikt: „Es handelt sich um strafbare Sachbeschädigung, die nicht nur mit einer Geldstrafe belegt wird, sondern der dann fällige Schadenersatz kann ebenfalls richtig ins Geld gehen. Allein das Gutachten zur Schadensermittlung kostet mindestens 400 Euro.“ Werde ein alter, großer Baum beschädigt, könne der Schaden auch eine fünfstellige Summe betragen, so Böhne.
Die persönlichen Beeinträchtigungen, die von Bäumen für einzelne ausgehen, seien der Grünflächenabteilung der Stadt Dorsten bewusst. „Dennoch überwiegt der Nutzen, der von ihnen für die Allgemeinheit ausgeht. Daher sollte es im Interesse aller Bürger und Bürgerinnen liegen, das Grün in der Stadt bestmöglich zu schützen.“
Laut Grundsatzbeschluss der Politik dürfen Bäume „ausschließlich aus Gründen der Verkehrssicherung entfernt oder beschnitten werden, aber nicht, um Einzelinteressen zu erfüllen“.