Neuland in Sachen Tradition Dorsten gibt besondere Broschüre für Bauwillige heraus

Dorfverträgliches Bauen: Besondere Broschüre für Bauwillige
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„Jedes Dorf hat sein eigenes Gesicht und wir möchten darauf achten, dass dies auch zukünftig so bleibt.“ Diese Marschroute findet sich als städtisches Statement in einer Broschüre, mit der das Dorstener Planungsamt Neuland betritt.

Denn mit dem Faltblatt wird Bauherren erstmalig ein Leitfaden an die Hand gegeben, um bei geplanten Neu- und Umbau-Projekten ihre individuellen Entwürfe mit dem jeweiligen dörflichen Charakter zusammenbringen zu können - um damit gestalterische Traditionen für die kommenden Generationen zu bewahren.

Hintergrund ist, dass sich im Dorf Lembeck in den vergangenen Monaten besonderer Handlungsbedarf gezeigt habe. Dies erklärte Ann-Christin Schlierkamp, die bei der Stadt für die Stadtgestaltung und den Denkmalschutz tätig ist, auf der jüngsten Sitzung des Dorstener Umwelt- und Planungsausschusses. Und zwar im Quartier Drubbel, Bahnhofsstraße, Bonhoefferring und Wulfener Straße. Dort gibt es Leerstände und Baulücken, für die kurz- und mittelfristig ein Erneuerungsbedarf besteht, dem „ortsangemessen“ nachgekommen werden soll. Besonders im Hinblick darauf, dass dort der Supermarkt erweitert und ein neuer Drogeriemarkt errichtet werden sollen.

Das Technische Dezernat der Stadt sowie Bauinteressierte und -antragsteller hatten sich vor gut einem halben Jahr zu einem offenen Gespräch getroffen, in dessen Nachklang sich die Stadt entschied, eine „Handreichung“ zu erstellen. „Das soll aber keine Fibel sein, an die man sich halten muss“, so Ann-Christin Schlierkamp.

Soggeberghaus
Auch auf Rhade lässt sich die Broschüre übertragen. © Privat

Die Broschüre, die auf der nächsten Sitzung der Stadtteilkonferenz „Porte Lembeck“ präsentiert werden soll, soll lediglich als Grundlage für die Bauberatung durch die Stadt dienen. Da sie inhaltlich örtlich allgemein gehalten ist, kann sie auch auf andere Dörfer wie Rhade übertragen werden.

Denn „harmonisches Bauen in gewachsenen Strukturen“ sei als Ansatz im gesamten aktuellen Dorfentwicklungsprozess für den Dorstener Norden verstärkt in den Blick genommen worden - beispielsweise beim Dorfkern Rhade.

Dorfgerechte Baukultur ist ein fachlich breit gefächertes Gebiet. Ein Blick in die Broschüre zeigt: Die Stadt Dorsten hat keine schwierigen Abhandlungen erstellt, sondern versucht, möglichst anschaulich und auf den Punkt gebracht zu informieren. „Nichts, was man 13 Monate lesen muss und überhaupt nicht versteht“, so die städtische Planerin: Sondern ein einfaches Heftchen, das man sich mal anschaut und bei dem man sich denkt: „Ach guck mal, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, betonte sie.

Bewusstsein erzeugen

Die Dorfmitte, seit Jahrhunderten mit der Kirche als Herzstück. Drumherum klare historisch überlieferte Leitlinien, münsterländisch geprägt: Fassaden, Proportionen, Höhen, Dächer, Gebäudetypen- und Gliederungen, Außenanlagen und so weiter und so fort. Dies stimmig in die Moderne zu überführen, mit Anbauten wie Carports, Photovoltaikanlagen etc., dafür will die Broschüre ein Bewusstsein erzeugen. „Bei der jeweils unerlässlichen Vertiefung steht den Bauwilligen die Architektenschaft sowie die Fachverwaltung zur Verfügung“, so die Planerin.