Fahrradfahren in Dorsten Klaus Karrasch (68) „Es braucht mehr Sicherheit und Alternativen“

Fahrrad fahren in Dorsten: „Es braucht mehr Sicherheit und Alternativen“
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„Es geht nicht darum, das Auto zu verteufeln“, erklärt ADFC-Mitglied Klaus Karrasch. „Man muss einfach nur Alternativen finden.“ Und genau da setzt der 68-Jährige mit seiner Vereinsarbeit im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) an. Er ist Teil der Arbeitsgruppe Infrastruktur und hat den Blick auf die Fahrradfreundlichkeit der Stadt Dorsten gerichtet.

Unzureichende Beschilderungen für den Radverkehr, zu schmale Ampelübergänge, zu wenig Stellplätze und fehlende sichere Radwege für den Alltag seien nur einige der Kritikpunkte des ADFC. In einer internen Liste sammelt der Verein Hinweise zu gefährlichen Fahrradstellen in Dorsten. In einem Rundgang durch die Innenstadt macht Klaus Karrasch auf einige solcher Stellen aufmerksam.

Schmale Ampelübergänge

Einer dieser gefährlichen Knotenpunkte sei die Ampelkreuzung an der B224/B225. Das Problem? Der Ampelübergang ist zu schmal. Klaus Karrasch fährt mit seinem E-Bike auf den Übergang und macht es vor. Mit seinem Rad schafft er es vom Platz her gerade noch auf den Streifen, er steht aber auch alleine an der Ampel. Würden neben ihm noch andere Radfahrer oder Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen stehen, sähe es anders aus.

Dann könnte er sich auch keinen Platz verschaffen, indem er sich schräg hinstellt. „Wenn die Mutter mit ihrem Kind auf dem Lastenrad unterwegs ist, wird es problematisch“, erklärt der 68-Jährige. „Da ist dann entweder das Kind auf der Straße oder andersherum.“ Als Lösung schlägt er die Verlängerung des Übergangs bis zum Gullydeckel vor. So könne man sich besser positionieren.

Klaus Karrasch steht mit seinem E-Bike auf dem schmalen Ampelübergang an der Kreuzung B224/ B225.
Der Ampelübergang ist für Lastenräder viel zu schmal. © Janina Preuß

Ernsthafte Alternative?

Genauso kritisch betrachtet er auch die Fahrradverkehrsplanung für die alltägliche Nutzung als Alternative zum Auto. „Was wäre, wenn ich zum Beispiel von Östrich in die Innenstadt möchte?“, fragt Karrasch. „Klar, die Route führe am landschaftlich schönen Kanal entlang, aber will ich morgens um 7 Uhr dort zur Arbeit fahren?“, gibt er weiter zu bedenken.

Im Winter ist es dunkel, die Strecke sei unbeleuchtet, dazu käme die Versicherungslage. Der Weg am Kanal sei kein ausgewiesener Radweg, vielmehr erlaube die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt die Nutzung für Fußgänger und Radfahrer. „Das heißt, wenn ich da stürze, ist das mein Problem.“

Damit das Fahrrad als ernsthafte Alternative für das Auto in Betracht käme, müssten sichere Radwege geschaffen werden. Es ginge auch um Kinder und junge Heranwachsende, die das Fahrrad für den Weg zur Schule nutzen würden.

In Richtung Innenstadtbrücke ist der Weg klar als Radweg ausgewiesen, aber wie sieht es aus, wenn Radfahrer links abbiegen wollen?
In Richtung Innenstadtbrücke ist der Weg klar als Radweg ausgewiesen, aber wie sieht es aus, wenn Radfahrer links abbiegen wollen? © Janina Preuß

Fehlende Beschilderung

Auf der anderen Seite gäbe es zu wenig Stellplätze für Fahrräder generell und auch zu wenig Stellplätze, die an die Bedürfnisse von E-Bikes und Lastenräder angepasst seien. An den Stellplätzen vor der Sparkasse an der Julius-Ambrunn-Straße etwa konnte er sein Fahrrad nicht unterbringen. Gegenüber bei den Stellplätzen der Volksbank hat es geklappt, der Platz war ausreichend genug.

Gleichzeitig bemängelt er, ähnlich wie Radfahrer Axel Wolters, die unzureichende Beschilderung für den Radverkehr. Darf ich hier überhaupt lang fahren? Eine Frage, die sich Fahrradfahrer in Dorsten öfters fragen könnten, findet Karrasch. Eine dieser Stellen sei der Südwall. Auf dem Stück in Richtung Innenstadtbrücke ist ein Schild angebracht.

„Aber was ist, wenn ich links, weiter auf dem Südwall in Richtung Platz der Deutschen Einheit fahren will?“, fragt der 68-Jährige. Dort ist kein blaues Fahrradschild angebracht, welches das Zusammenspiel von Fußgänger und Radfahrer regelt.

Wie es genau es um die Fahrradfreundlichkeit in Dorsten bestellt ist, lässt sich auch im Fahrradklimatest des ADFC ablesen. Die Umfrage stellt in regelmäßigen Abständen die Wahrnehmung der Fahrradfahrer in verschiedenen Städten ab.

Die aktuellsten Ergebnisse aus dem Jahr 2024 werden im Juni veröffentlicht. Bereits in der Vergangenheit (2022) wurde – mit einer 3,7 – das Sicherheitsempfinden der Radfahrer in Dorsten kritisiert.