Abriss-Entscheidung verschoben Thomas Grund: „Verkraftet es der Haushalt in diesem Jahr?“

Diskussion um Abrisspläne: „Verkraftet es der Haushalt in diesem Jahr?“
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Das marode Parkdeck an der Kampstraße sowie die beschädigte Hälfte der Doppelbrücke über den Midlicher Mühlenbach, beide in Wulfen-Barkenberg, sollen nach Willen der Bauverwaltung abgerissen werden. Möglichst noch in diesem Jahr, wie Stadtbaurat Holger Lohse im Bauausschuss am Dienstag betonte.

Denn Lohse erwartet, „dass wir im Zuge des großen Abrisses des Wulfener Markts günstige Preise erzielen könnten“. Man wolle „die Synergieeffekte gerne mitnehmen“.

Nicht mehr in Funktion: Der linke Teil der Barkenberger Doppelbrücke über den Midlicher Mühlenbach soll abgerissen werden.
Nicht mehr in Funktion: Der linke Teil der Barkenberger Doppelbrücke über den Midlicher Mühlenbach soll abgerissen werden. © Guido Bludau

Doch so einfach ist es nicht. Zunächst fragte Ingo Lilienthal (sachkundiger Bürger der Linken), ob man mit dem Abriss des Parkdecks nicht warten könne, bis die Parkplätze an der im Bau befindlichen neuen Kita Napoleonsweg fertig seien. Dort würden 54 neue Parkplätze entstehen, so Lohse, und genau so sei die Reihenfolge auch geplant.

Mauritz Hagemann (Grüne) sagte, viele Bürger hätten Zweifel, ob nach dem Wegfall des Parkdecks noch genügend Parkplätze für Wochenmarkt und große Veranstaltungen im Gemeinschaftshaus vorhanden seien. „Diese Stimmen kommen auch bei uns an“, bestätigte Lohse. Sagte aber auch: „Wir reduzieren keine Stellplätze.“ Man werde nach Abriss des Wulfener Markts und Neubebauung prüfen, „ob sich die Situation insgesamt entspannt“. Er wolle nicht ausschließen, dass nach Abriss der oberen Ebene des Parkdecks „vielleicht eine neue zweite Ebene entstehen kann“.

„Wirtschaftlichste Lösung“

Er glaube aber, dass es „auf lange Sicht die wirtschaftlichste Lösung“ sei, nun abzureißen und die zweite Ebene bei Bedarf gegebenenfalls in Zukunft neu zu bauen, so Lohse. Aber er könne das „nicht auf den Punkt versprechen“ - weshalb man den Beschluss auch noch einmal verschieben und dies bis zur nächsten Sitzung prüfen könne.

Ebenfalls bis zu nächsten Sitzung verschoben wurde die Frage, ob man den westlichen Teil der Brücke der Schultenfelder Allee über den Midlicher Mühlenbach abreißen sollte. Diese einfach stehen zu lassen, so Lohse auf Nachfrage, halte er nicht für vertretbar. Man glaube nicht, dass plötzlich „Betonteile abbrechen und auf den Fußweg darunter stürzen“, sagte Johannes Büsken vom Tiefbauamt. Wenn man die Brücke aber dauerhaft erhalten wolle, koste dies 200.000 Euro.

Naturraum würde profitieren

Ein Bauwerk, das keine Nutzung habe, lasse sich nicht auf Dauer tragen, so Lohse - Stichwort: Unterhaltungskosten. „Kleinvieh macht auch Mist.“ Zudem „würde man dem Naturraum einen sehr großen Gefallen tun, wenn wir die Brücke abreißen“. Denn die stehe im Auenbereich des Midlicher Mühlenbachs - deshalb habe die Untere Wasserbehörde den Abriss auch „ausdrücklich begrüßt“.

Mit 100.000 Euro bezifferte die Verwaltung die erwarteten Abrisskosten für die Brücke, 300.000 Euro würden Abbruch des Parkdecks und Neugestaltung der unteren Parkplätze kosten. Ausschussvorsitzender Thomas Grund (CDU) stellte aber die Frage: „Verkraftet es der Haushalt in diesem Jahr?“ Grund plädierte dafür, zunächst die Beratung im Haupt- und Finanzausschuss abzuwarten.

Keine Test-Ausschreibung

Was nicht gehe, machte Lohse deutlich: Eine Ausschreibung für die Abrisspläne zu starten und erst dann final zu entscheiden - je nachdem, ob und wie sehr die Synergie-Effekte tatsächlich eintreten. „Wenn die Ausschreibung im Bereich der Kalkulation liegt, dann muss ich das auch tun.“

Er könne die Zurückhaltung der Politiker aber verstehen: „Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Das ist sicherlich nicht einfach.“

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