Das Phantombild war offenbar gar nicht so schlecht: Nach der versuchten Vergewaltigung im Anschluss an die Prisma-Revival-Party in Dorsten hat eine Disko-Besucherin der Polizei den entscheidenden Tipp gegeben. Das ist am Mittwoch im Prozess am Essener Landgericht bekannt geworden.
Die 51-Jährige hatte die Nacht auf den 5. Juni 2022 auf der Feier auf dem Fürst-Leopold-Gelände verbracht. Dabei ist ihr ein Mann aufgefallen, der immer wieder Blickkontakt mit ihr suchte. „Ich wurde die ganze Zeit von ihm beobachtet“, sagte die Zeugin den Richtern.
Angeklagter suchte Kontakt
Der Mann sei ihr schließlich sogar bis in den Toilettentrakt und später in den Raucherbereich gefolgt. „Er hat mir gesagt, dass er Pole ist, für eine Lkw-Firma arbeitet und mich ganz toll findet.“ Obwohl ihr die Situation etwas unheimlich gewesen sei, habe sie ihn schnell beruhigen und abwimmeln können. „Ich habe ihm gesagt, dass ich in einer Beziehung bin und er sich eine Frau in seinem Alter suchen solle“, so die 51-Jährige.
Danach habe er zwar immer noch ab und an zu ihr rübergeschaut, sie aber in Ruhe gelassen. Vielleicht auch, weil sie sich nur noch im Kreise ihrer Freunde bewegt habe. „Gegen drei oder halb vier ist er dann gegangen.“
Blutende Verletzung am Arm
Derselbe Mann soll auf dem nahen Edeka-Parkplatz kurz darauf eine 26-Jährige brutal niedergeschlagen, ihr bis zur Bewusstlosigkeit Mund und Nase zugehalten und ihr dann die Unterwäsche ausgezogen haben, um sie zu vergewaltigen. Zum Glück war der Freund der jungen Frau gerade noch rechtzeitig aufgetaucht. Er hatte einen „Männerabend“ hinter sich, wollte seine Freundin abholen. Beide hatten zur Tatzeit miteinander telefoniert.
Er hatte den flüchtenden Täter sogar noch verfolgt und ihm bei einer Schlägerei an einem Güterwaggon mit einer abgebrochenen Bierflasche eine blutende Schnittverletzung am Arm zugefügt. Festhalten konnte er ihn allerdings nicht.
Speditionen aufgesucht
Die Polizei hatte daraufhin in alle Richtungen ermittelt – allerdings erfolglos. Auch eine DNA-Untersuchung vom Blut an der Bierflasche führte nicht weiter. Die DNA war nirgendwo gespeichert. Erst die Veröffentlichung des Phantombilds brachte den entscheidenden Hinweis. Die 51-jährige Disko-Besucherin hatte den Mann auf dem Bild wiedererkannt und mitgeteilt, dass er Lkw-Fahrer sei und aus Polen stamme.
„Wir haben daraufhin alle nahen Speditionen aufgesucht“, berichtete die Ermittlungsführerin der Polizei den Richtern. Einen Tag später wurde der 37-Jährige festgenommen. Er selbst hat vor Gericht erklärt, dass er sich schemenhaft daran erinnere, wie er die Frau auf den Hinterkopf schlage und ihr den Mund zuhalte. Der Prozess wird fortgesetzt.
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