
© Guido Bludau
Die SPD erinnert sich in Dorsten wieder an ihre „Hochburgen“
Bundestagwahl 2021
Bei der Kommunalwahl gewann die CDU in Dorsten vor einem Jahr alle Wahlbezirke. Bei der Bundestagswahl war das anders. Zwei Paar Schuhe, aber die SPD erinnert sich wieder an ihre „Hochburgen“.
Obstbauern kämen wahrscheinlich nicht auf die Idee, Kommunalwahlen mit Bundestagswahlen zu vergleichen. Äpfel und Birnen, Sie wissen schon... Und doch erinnerte sich manch ein Sozialdemokrat am Sonntagabend wieder daran, dass es sie mal gab in Dorsten, die SPD-Hochburgen.
Es war ein knappes Rennen zwischen Michael Gerdes (SPD) und Sven Volmering, viel enger als sonst. Dabei ist Dorsten eigentlich eine Bank für die Union, egal bei welchen Wahlen. Mit Blick auf den Zwischenstand meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fragemann im Ratssaal am Sonntagabend: „Hervest und Barkenberg kommen ja noch.“ Die beiden Ortsteile waren früher mal fest in SPD-Hand. Hochburgen eben.
Am Ende hielt Volmering seinen knappen Vorsprung, gewann fast die Hälfte aller Stimmbezirke, doch ein genauerer Blick auf die Resultate zeigt: Michael Gerdes konnte vor allem dort punkten, wo die Sozialdemokraten früher schon mal stark waren. Der Dorstener Norden gehört nicht dazu. in Lembeck, Rhade und Deuten lag die CDU klar vorne.
Richtung Süden geht für die SPD die Sonne auf
Doch je weiter es gen Süden geht, desto mehr rote Flecken bekommt die Dorsten-Karte. Angefangen in Wulfen-Barkenberg und Deuten, dann in Hervest und Holsterhausen. In den übrigen Stadtteilen konnten beiden Kontrahenten Stimmbezirke für sich verbuchen.
Ein im Vorfeld der Bundestagswahl gerne genutztes Argument, dass nämlich die hohe Briefwahlbeteiligung eher der CDU schaden würde, bestätigte sich nur zum Teil. Sven Volmering konnte 13 der 20 Briefwahlbezirke in Dorsten für sich entscheiden, bei den Zweistimmen gewann die SPD mit 12:8.
Und die übrigen Kandidaten? AfD-Kandidat Detlef Bauer, ein Bottroper übrigens, kam im Gemeinschaftshaus Wulfen auf 19,4 Prozent der Erstimmen. Immerhin 183 Wählerinnen und Wähler machten hier das Kreuzchen vor seinem Namen. Zum Vergleich: Für den sicherlich deutlich bekannteren Sven Volmering entschieden sich 203 Wählerinnen und Wähler am Sonntag. Im Paul-Spiegel-Berufskolleg fuhr die AfD sogar 20,8 Prozent der Zweitstimmen ein.
Kim Wiesweg (Grüne) bekam ihr bestes Einzelergebnis (15,8 %) in einem Stimmbezirk in der Antoniusschule, Sebastian Steinzen schaffte es zweimal in den zweistelligen Bereich. Lisa Ellermann (Die Linke) aus Rhade kam auf ihr bestes Ergebnis im Gemeinschaftshaus Wulfen (4,9 %), in den drei Stimmbezirken ihres Stadtteils erhielt sie nur 35 Stimmen. Insgesamt. Zufrieden war sie nach eigenem Bekunden dennoch.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
