Kirmes mit Karussell

Diese zeithistorische Bild-Dokument aus dem Jahre 1939 zeigt ein Foto der Maikirmes im Lippetal aus dem Jahr 1939. © Willi Dittgen

Das vergessene Volksfest von Dorsten: Ein Rätsel namens „Maikirmes“

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Früher war sie ein großes Volksfest in Dorsten, damit Vorläufer des Altstadtfestes. Dann geriet sie in Vergessenheit. Stadtarchivar Martin Köcher sucht deshalb Dokumente der „Maikirmes“.

Dorsten

, 21.05.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

An die Nikolaus- und die Katharinenkirmes mit ihren Schaustellern und Fahrgeschäften, die bis 2005 zunächst im Bereich Maria Lindenhof und zuletzt im Lippetal stattgefunden hatten, haben noch viele Dorstener nostalgische Erinnerungen. Doch wer weiß eigentlich noch Näheres über die Mai-Kirmes, die eine wechselvolle und sehr lange Geschichte in Dorsten hatte? Oder wer hat noch Fotos oder Dokumente von einer solchen Mai-Kirmes?

Das würde gerne Martin Köcher wissen. Der Leiter des Dorstener Stadtarchivs hat im Fundus der städtischen Einrichtung im Bildungszentrum Maria Lindenhof zwar eine dünne Akte zum Thema „Maikirmes“ entdeckt.

Doch einige Fragen bleiben. Zum Beispiel die, wie oft die Maikirmes nach dem Zweiten Weltkriege überhaupt noch stattgefunden hat. „Ich habe lediglich einen Zeitungsbericht aus dem Jahr 1955 über eine solche Veranstaltung Ende Mai gefunden“, so Martin Köcher. „Das scheint die letzte Maikirmes in Dorsten gewesen zu sein.“

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Durch die Maikirmes-Akte stieß Martin Köcher durch Zufall auf ein historisches Foto. In den Unterlagen befindet sich nämlich auch ein Ausschnitt der damaligen Dorstener Lokalausgabe der „National-Zeitung“, die über die Maikirmes 1939 berichtet hatte. Wie schon ein Jahr davor war sie ein „großes Volksfest“, bei der auch die Feuerwehrkapelle zum Tanz aufspielte.

„Tolles Zeitdokument“

Text und Fotos waren von Willi Dittgen, dem damaligen Lokalredakteur des NSDAP-Organs. „Sein Stiefsohn hat dem Dorstener Stadtarchiv vor drei Jahren eine Tasche mit Negativen überreicht“, so Martin Köcher. Darunter auch das Zeitungbild, das Fahrgeschäfte und Besucher der Maikirmes von 1939 zeigt. „Ein tolles Zeitdokument“, so Martin Köcher.

Martin Köcher mit Plakat

Stadtarchivar Martin Köcher mit dem Original-Plakat der Maikirmes von 1939 © Michael Klein

In der Maikirmes-Akte findet sich auch ein großes Original-Plakat jener Veranstaltung am 21. Mai 1939. „Damals lebte damit ein alter Brauch wieder auf“, so Martin Köcher. Denn schon im 16. Jahrhundert ist eine solche Maikirmes verbürgt.

Bereits 1589 stattgefunden

Schon der Gymnasial-Lehrer Gerhard Strotkötter hatte 1897 in einem heimatkundlichen Aufsatz „Ein Jahrhundert öffentlichen und privaten Lebens“ geschrieben, dass als damals sechste Dorstener Kirmes schon 1589 am 4. Mai die sogenannte „Neue Kirmes“ stattfand, die auch in den folgenden Jahrhunderten stets „neue Kirmes“ genannt wurde.

1658 sei sie mit einem Markt verbunden worden, wie Strotkötter in damaligen Geschäftsbüchern von Peter und Georg de Weldige genannt Kremer herausgefunden hatte.

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Warum die „neue Kirmes“ in Dorsten überhaupt in Leben gerufen wurde, ist im Dunkeln. Normalerweise war eine Kirmes damals ein Fest (häufig mit einem Jahrmarkt), mit dem Heilige und kirchliche Namenspatrone geehrt wurde, oder das jährlich an religiöse Ereignisse an den Jahrestag einer Kirchweihe erinnerte.

Wer Infos über die Maikirmes hat, kann sich an Martin Köcher, Tel. (02362) 66-4072, E-Mail: martin.koecher@dorsten.de, wenden.