
© Guido Bludau
Die Hamsterkäufe gehen wieder los, doch die zweite Welle ist anders
Coronavirus
Toilettenpapier steht angesichts steigender Corona-Fallzahlen wieder hoch im Kurs. Viele Regale sind (zeitweise) leer. So erleben Dorstens Einzelhändler die neue Hamsterkauf-Flut.
Die Dorstener kaufen offenbar wieder auf Vorrat ein, vor allem Toilettenpapier ist dieser Tage nicht so einfach zu bekommen. Einzelhändler in der Dorstener Innenstadt bestätigen das. „Gestern gab es bei uns kein Klopapier und keine Taschentücher mehr, nur noch ein paar Küchenrollen“, so Filialleiterin Stefanie Heinzel vom Aldi-Markt an der Alleestraße. In jedem zweiten Einkaufswagen sei ein Paket Toilettenpapier zu finden, schätzt sie.
Ähnliche Beobachtungen macht auch eine Mitarbeiterin des Drogeriemarkts „Müller“ in den Mercaden, die nicht namentlich genannt werden möchte: „Seit im Radio über Hamsterkäufe berichtet wurde, nehmen die wieder zu.“ Am vergangenen Samstag sei es ihr besonders aufgefallen, dass die Kunden zum Toilettenpapier griffen.
Es gibt Unterschiede zum Frühjahr
Steht nun also das gleiche Problem bevor, wie im Frühjahr? Auf Vorrat kaufen, damit im Falle eines Lockdowns oder von Lieferengpässen genug Mehl, Nudeln und eben Toilettenpapier im Haus vorhanden sind? „Gerade dadurch werden doch Lieferengpässe erzeugt“, wundert sich die Müller-Mitarbeiterin. Schon jetzt müsse die Filiale mehr bestellen. Noch sei das kein Problem, da die Lager voll seien. Aber irgendwann käme halt wieder der Punkt, wo die Lieferketten nicht so schnell seien wie die Käufer.
Wenngleich die Einzelhändler wieder die Tendenz zum Hamstern sehen, sei es doch anders als im Frühjahr. Im Gegensatz zur ersten Welle sei bislang allein das Toilettenpapier begehrt. Eine Stippvisite durch die Drogerie- und Supermärkte in der Innenstadt bestätigt, dass Mehl und Nudeln – Produkte, die im Frühjahr zeitweise schwer zu bekommen waren – in den Regalen offenbar in normaler Menge ausliegen.
Leere Regale müssen kein Hinweis auf Hamsterkäufe sein
Die Rewe-Group bestätigt die Schlussfolgerung von leeren Regalen auf erneute Hamsterkäufe nicht. Auf Anfrage der Redaktion erklärt die Zentrale in Köln: „Wir sehen derzeit keinerlei Veränderungen des Einkaufsverhaltens unserer Kunden. Die Lage in den mehr als 5.500 Rewe- und Penny-Märkten ist im Hinblick auf die Kunden-Nachfrage vollkommen normal und entspannt. Es gibt keine Hamsterkäufe.“
Dass am Dienstag beim Toom-Markt in der Innenstadt und noch augenscheinlicher im Rewe-Markt am Brauturm das Toilettenpapier fast ausverkauft war, lässt der Leiter der Unternehmenskommunikation, Raimund Esser, nicht automatisch als Indiz für Hamsterkäufe gelten. „Zeitweise“ leere Regale könnten auch schlicht bedeuten, dass das Marktteam noch nicht wieder aufgefüllt habe oder der Lkw mit Nachschub noch nicht da sei.
Sebastian Bayer, dm-Geschäftsführer, gibt hingegen zu, dass es eine erhöhte Nachfrage nach Toilettenpapier, Desinfektionsmitteln und Seife gebe. Die Artikel seien aber weiterhin in den Filialen verfügbar. „Zudem ist in unseren Verteilzentren ausreichend Ware vorhanden, um entsprechend reagieren zu können. Auch unsere Industriepartner halten weitere Mengen für uns bereit.“
Ein kleiner Lerneffekt
Die Aldi-Filiale in der Alleestraße wird alle zwei Tage beliefert, eigentlich mit drei unterschiedlichen Sorten Klopapier. Dienstagmorgen kam nur die Recyclingvariante, von der mittags noch viel da war. „Eigentlich hält bei uns eine Lieferung eine Woche. Heute Morgen kam ein Kunde, der schon in fünf Läden war und nirgends Klopapier bekommen hat“, erzählt Filialleiterin Stefanie Heinzel.

Ein Schild am Toilettenregal weist Aldi-Kunden daraufhin, dass Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen verkauft werden. © Lydia Heuser
Eines haben die Vorratskäufer aber offenbar seit dem Lockdown gelernt: Nur ein Paket Toilettenpapier pro Haushalt. Daran halte sich die Mehrheit der Kunden, bestätigen die Einzelhändler. Bei Rewe, Toom, Aldi, Rossmann und Kaufland hängen Hinweisschilder in den entsprechenden Gängen, die die Abgabe in haushaltsüblichen Mengen vorschreiben. „Wir haben die seit Frühjahr nicht abgenommen“, so Stefanie Heinzel.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
