Die AfD ist auch in NRW gefährlich Die Rechtsextremen lauern schon auf ihre Chance

Die AfD ist gefährlich: Die Rechtsextremen lauern auf ihre Chance
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Der Autor Thomas Brysch

Ja, diese Partei ist gefährlich, auch wenn viele Mitglieder vom Gegenteil überzeugt sind. Auf dem Marler Parteitag hat die AfD gezeigt, dass sich hinter einer bürgerlich-konservativen Fassade der blanke Rechtsextremismus verbirgt.

Dabei gilt der NRW-Landesverband als vergleichsweise gemäßigt. So wie sich der alte und neue Landesvorsitzende Martin Vincentz präsentiert, mit seiner klaren Rede, mit seiner Verbindlichkeit hätte er unter anderen Parteivorzeichen längst Minister sein können. Und Regierungsfähigkeit ist ja das, was dieser Vorsitzende anstrebt. Doch auch er muss vor den 650 Delegierten in Marl in seiner Bewerbungsrede den Hass bedienen, die Vorurteile und die Ignoranz, um wiedergewählt zu werden.

Tatsächlich muss man diesem Landesverband Professionalität bescheinigen. Die AfD in Marl hat einen geordneten Parteitag hingelegt, es wurde lebendig diskutiert, es wurde demokratisch abgestimmt. Dennoch: Wer den Delegierten zuhört, ob am Mikrofon, am Tisch in vertrauter Runde oder am Bratwurststand, der kann sich nur erschrecken.

Der rechtsextreme Gastredner Stephan Brandner vom Thüringer Landesverband wird in Marl für seine Verhöhnung der um die Demokratie besorgten Demonstranten gefeiert, der AfD-Bundestagsabgeordnete und vormalige Landesvorsitzende Rüdiger Lucassen zieht in Marl die Strippen, um rechtsradikale Themen und Kandidaten nach vorne zu bringen. Der Rechtsextremist Matthias Helferich schwimmt auf dem Parteitag wie ein Fisch im Wasser, erntet Schulterklopfen und donnernden Applaus für seine Provokationen.

„Für ein Deutschland ohne Verfassungsschutz!“. Dieses „Signal von Marl“ sollte jeder hören, der erwägt, die AfD zu wählen oder sich gar in ihr zu engagieren. Ja, hier geht es nicht um Protest, sondern um den Umbau des Staates, um das Niederreißen der verfassungsmäßigen Ordnung.

Bemerkenswert: Die bürgerlich-konservativen Kräfte in der AfD glauben tatsächlich, sie könnten die rechtsextremen Kräfte in ihrer Partei auf Dauer in Schach halten. Dabei ist es umgekehrt. Sie bieten den neuen Nazis das Forum. Durch das breite politische Spektrum der AfD schafft es völkisch-nationalistische Wahnsinn bis in die Mitte unserer Gesellschaft.

Auch wenn es die AfD in NRW noch einmal geschafft hat, die Höcke-Sympathisanten von der Parteispitze fern zuhalten: Männer wie Matthias Helferich können ganz entspannt auf ihre nächste Chance warten. Denn die AfD hat nicht die Kraft, den Rechtsextremismus dauerhaft auszuschließen, will es auch gar nicht, denn bei Wahlen zählt bekanntlich jede Stimme.

Und genau darum geht es: Wer diese Partei stoppen will, muss wählen gehen. Denn die Diskussion nach den Vorfällen von Potsdam hat gezeigt: Gegen undemokratische Mehrheiten lässt sich unsere Demokratie nicht verteidigen.