Deuten ist ein Paradies für Naturverbundene, die Ruhe und gute Luft lieben. Der Zusammenhalt im Dorf ist groß, die Bewohner sind zufrieden. Aber zwei, drei Wünsche hätten sie dann doch.
Holger und Nicole Krajewski sind überzeugte Deutener. Sie wohnen direkt am Naturschutzgebiet, die Luft ist gut, der Blick reicht weit über die Felder und in den Wald. „Viele erleben das, was wir hier jeden Tag haben, nur im Urlaub“, sagt Nicole Krajewski. „Die Ruhe ist wunderbar. Man kann tief durchatmen.“ Woanders wohnen? Für die gebürtige Deutenerin kein Thema. Und auch ihr Mann Holger fühlt sich seit seinem Umzug vor 16 Jahren wohl in dem kleinen Ort. „Ich war hier nie fremd. Deuten ist ein offenes Dorf. Wer will, wird herzlich aufgenommen“, sagt der 47-Jährige.

© Jennifer Uhlenbruch
Besonders schätzen beide den Zusammenhalt im Dorf. „Einer hat eine Idee, drei sind begeistert und dann läuft das“, sagt Nicole Krajewski. Das haben die Deutener bei ihrem Einsatz für die Grundschule oder für den Anschluss an das Glasfasernetz gezeigt. „Hier packen viele mit an, wenn etwas auf die Beine gestellt werden muss“, sagt die 43-Jährige. Mittlerweile gebe es die nächste Generation von Machern. „Ihre Eltern haben ihnen vorgelebt, dass man hier mit anpackt und das tun sie jetzt auch.“ Viele junge Erwachsene kämen nach einem Studium zurück, wollten hier mit ihrer Familie leben. „Einmal Deutener, immer Deutener“, sag Nicole Krajewski.
Das wurde positiv bewertet
Radfahren und Grünflächen: So wie die Krajewskis leben auch die anderen Deutener sehr gerne in ihrem Ort. Die Lebensqualität wurde beim Ortsteil-Check mit 9 von 10 möglichen Punkten bewertet. Eine glatte 10 gab es für die Radwege, Grünflächen und die Möglichkeit zur Naherholung. „Die Kinder haben den größten Spielplatz, den sie sich wünschen können, direkt vor der Haustür: die Natur“, sagt die zweifache Mutter Nicole Krajewski. „Überall können hier Baumhütten und Indianerzelte entstehen, die Straßen voll gekritzelt werden.“

Eine glatte 10 gab es für die Radwege, Grünflächen und die Möglichkeit zur Naherholung. © Jennifer Uhlenbruch
Wohnen: Auch mit ihrer Wohnsituation sind die Deutener zufrieden; 8 Punkte gaben sie ihrem Ort für die Mieten und Immobilienpreise. „Viele Menschen empfinden Deuten als lebenswert und wollen hier wohnen“, wissen die Krajewskis. Auch andere Teilnehmer des Ortsteil-Checks wiesen auf das große Interesse an Bauland in Deuten hin.
Beiderseits der Birkenallee zwischen „Bühnert“ und der B 58 sollen 14 neue Häuser entstehen; die Bauarbeiten haben in diesen Tagen begonnen. Die Grundstücke waren stark nachgefragt. „Es gab deutlich mehr Bewerber als Grundstücke“, sagte Stadtsprecher Ludger Böhne auf Nachfrage. Wie viele Interessenten aus Deuten selbst waren, konnte er nicht sagen. Weitere Baugebiete in Deuten seien erst einmal nicht geplant.

Die Bauarbeiten für die ersten Häuser haben begonnen. © Niklas Berkel
Sport: Wer sich in Deuten sportlich betätigen will, findet jede Menge Möglichkeiten (9 von 10 Punkten). Ob Fußball oder Fitnesskurse beim SV Rot Weiß Deuten, Tennis beim TC Deuten, Sitztanz für Senioren im Pfarrheim, Mountainbiken und Laufen mit Gruppen des Heimatvereins - „Hier kann man in jedem Alter gemeinsam Sport machen“, sagen auch die Krajewskis.
Kinderbetreuung: Mit der Kinderbetreuung zeigten sich die Deutener ebenfalls zufrieden, liegen mit 7 jedoch unter dem Dorstener Durchschnitt von 8 Punkten. „Es wäre gut, wenn wir noch mehr Kindergartenplätze hätten“, sagt Holger Krajewski. Bei der Anmeldung zum Kindergartenjahr 2018/2019 musste ein Deutener Kind abgelehnt werden, teilte Ivonne Horstig vom Deutener Herz-Jesu-Kindergarten auf Nachfrage mit. In diesem Jahr werde es aber enger. „Wir haben schon jetzt sehr viele Kinder auf unserer Liste.“
Kindern aus anderen Stadtteilen erteile man daher von vorneherein eine Absage. „Wir müssen erst einmal unsere eigenen Kinder unter bekommen.“ Wie eng es genau wird, ob und wie vielen Kindern der Kindergarten Absagen erteilen muss, kann die stellvertretende Leiterin noch nicht sagen: „Eltern setzen ihre Kinder ja in mehreren Kitas auf die Liste.“ Dass es so viele werden, dass sich eine zusätzliche Gruppe lohnen würde, glaubt sie aber nicht. „Aber wie sich die Kinderzahl mit den Häusern an der Birkenallee entwickeln wird, kann ich nicht abschätzen.“
Das wurde negativ bewertet
Nahversorgung: Die Nahversorgung kommt mit 5 von 10 Punkten in Deuten schlecht weg. „Es gibt schlicht keine Möglichkeit zum Einkaufen hier“, interpretiert Holger Krawjeski das Ergebnis der Umfrage. Er glaubt jedoch nicht, dass ein Laden sich in Deuten rechnen würde. „Man sagt, dass sich ab 2000 Einwohnern ein Lebensmittelgeschäft lohnt und die haben wir nicht“, sagt er über den rund 1600 Einwohner zählenden Stadtteil. „Außerdem müsste ein kleiner Laden, um sich halten zu können, höhere Preise nehmen. Ob die Leute dann dort einkaufen? Die meisten Pendler würden ihre Einkäufe doch weiter nach der Arbeit auf dem Weg nach Hause erledigen, so wie es jetzt der Fall ist.“
Nicole Krajewski sieht den fehlenden Nahversorger nicht als Problem. „Wir fahren 15 Minuten in die Innenstadt, ein paar Minuten nach Holsterhausen und Rhade. Da bekomme ich dann alles. Wenn wir einen kleinen Laden hätten, müsste ich für die Dinge, die ich da nicht bekomme, immer noch fahren.“ Die älteren Leute würden durch die jüngeren mitversorgt. „Das funktioniert hier“, findet sie.

© Verena Hasken
Gesundheit: Ärzte gibt es in Deuten genauso viele wie Lebensmittelgeschäfte, nämlich keinen. Deswegen bekommt die medizinische Versorgung nur 4 Punkte von den Deutenern. „Das wäre gerade für die älteren Menschen hier wichtig“, sagt Nicole Krajewski. „Wenn wir hier einen Hausarzt hätten, würden alle profitieren, auch die Rhader und die Wulfener.“
Jugendliche: Für Jugendliche gibt es in Deuten wenige Angebote, meinen die Teilnehmer der Umfrage (4 von 10 Punkten). „Das war auch schon immer so“, sagt Nicole Krajewski. „Wir haben uns aufs Fahrrad gesetzt und sind zu den Schützenfesten und der Landjugend in die Umgebung gefahren“, erinnert sie sich.
Auch der Heimatverein weiß um das Manko des Stadtteils. „Wir würden uns über einen jungen Erwachsenen freuen, der Ideen für die Jugendlichen hat. Er oder sie darf sich gerne bei uns melden“, sagen Vorsitzende Daniela Rudolph und ihre Stellvertreterin Julia Brathe.
Im Jahre 890 zum ersten Mal erwähnt

Ein altes Foto von der Kirche. © Archiv Walter Biermann
Warum Journalistin mein Traumjob ist? Weil ich jeden Abend schlauer bin als morgens. Mit den Menschen draußen unterwegs zu sein, sich die Geschichten ihres Lebens anzuhören und sich für die Lösung ihrer Probleme einzusetzen – das ist genau mein Ding.