Seit dem 1. Mai bietet das neue Deutschlandticket gerade für Vielfahrer eine gute Möglichkeit, von A nach B zu kommen. Für 49 Euro im Monat können Inhaber des Tickets mit dem ÖPNV quer durch ganz Deutschland reisen. Der Haken: Das Deutschlandticket gibt es nur im Abo.
Genau das ist für viele Menschen ein K.o.-Kriterium, sich das Ticket anzuschaffen. Vor allem für diejenigen, die nicht regelmäßig mit Bus und Bahn unterwegs sind, lohnt sich das Deutschlandticket eher weniger. Dazu gehört auch Detlef Oertel aus Rhade. Der 79-jährige Rentner greift nach Möglichkeit gerne auf die Öffentlichen Verkehrsmittel zurück, nutzt aber dennoch aufgrund seines Wohnortes so selten die Bahn, dass das Deutschlandticket nicht infrage kommt.
„Meine Frau und ich wollen wegen der Umwelt bewusst mit der Bahn fahren. Wir sind aber keine häufigen Benutzer des Öffentlichen Nahverkehrs. Das liegt an Rhade, es liegt ein bisschen außerhalb“, erklärt er.
Die regelmäßigen Fahrten ins Theater in Dortmund absolviert das Ehepaar mit dem Auto. Zu späterer Stunde käme Detlef Oertel mit seiner Frau nämlich nicht mehr nach Hause, da dann keine Bahnen mehr nach Rhade fahren würden.
Detlef Oertel nutzt eTickets
Mit der Bahn fährt das Ehepaar Oertel vor allem innerhalb des Ruhrgebiets. Zu den häufigsten Zielen zählen Essen und Dorsten. Aber auch nach Berlin verschlägt es die Oertels öfter, um die Tochter zu besuchen. Tickets am Automaten kauft Detlef Oertel aber schon lange nicht mehr. „In Berlin kaufe ich die Ausweise schon lange nur noch mit dem Handy. In NRW hat man es nach langer Zeit ja auch geschafft, dass man die Fahrkarten über das Handy beschaffen kann“, sagt Detlef Oertel.
Der 79-Jährige nutzt dafür die App mobile.nrw. Und der günstigste Fahrpreis ist ihm immer garantiert. Möglich macht das der eTarif von eezy.nrw, der von zahlreichen Apps – darunter auch mobile.nrw – unterstützt wird.
So nutzt man eezy.nrw
Mit eezy.nrw checkt der Fahrgast an der ersten Haltestelle per Smartphone in einer der Apps ein. Beim Verlassen des Zuges folgt der Check-out, anschließend berechnet eezy.nrw den Fahrpreis gemessen an den Luftlinienkilometern der zurückgelegten Strecke. Damit reist Detlef Oertel zu einem günstigeren Tarif, als wenn er ein Ticket in einer bestimmten Preisstufe vorab kauft.
Jan Große-Geldermann, Pressesprecher der Vestischen Straßenbahnen GmbH, verwies auf Nachfrage ebenfalls auf die lukrative Variante, mit eezy-nrw zu reisen: „Ohnehin ist das eezy-Ticket aus unserer Sicht speziell für Gelegenheitsnutzer eine sehr attraktive Option. Sie zahlen nur noch die kürzeste Entfernung zwischen Einstiegs- und Ausstiegshaltestelle, jedoch nie mehr als das VRR-Einzelticket in der benötigten Preisstufe.“

49-Euro-Preisstop bei eezy.nrw
Als im Mai das Deutschlandticket an den Start ging, kam Detlef Oertel ins Grübeln. Das Abo für 49 Euro im Monat kam für ihn aber nicht infrage. „Das war keine Lösung für mich, weil ich kein Abo haben will. So viel fahren wir nicht und das Abo dann immer wieder an- und abzumelden, bringt nichts. Das kann man ja auch leicht mal vergessen und dann ist man wieder 49 Euro ärmer“, betont der Rentner.
Was aber, wenn er mal in einem Monat spontan häufiger mit der Bahn fährt als sonst? Diese Frage stellte sich auch der Rhader und schaute genauer hin – und entdeckte tatsächlich ein Schlupfloch. Auf der Website von eezy.nrw stieß Detlef Oertel auf den „49-Euro-Preisstopp“. Dieser wird dort in den FAQs (häufig gestellte Fragen) erklärt.
Bei der Nutzung des Check-in- und Check-out-Systems von eezy.nrw in einer der teilnehmenden Apps werden alle Fahrten in einem bestehenden Monat zusammengerechnet. Sobald der Fahrgast die 49-Euro-Grenze erreicht hat, fallen für alle weiteren Fahrten keine zusätzlichen Kosten an. „Da dachte ich sofort, das ist ja eine tolle Sache. Man kann so häufig fahren wie man will und braucht sich keine Gedanken mehr zu machen“, sagt Detlef Oertel
Diese Einschränkungen gibt es
Aber funktioniert das System wirklich so, wie es Detlef Oertel und eezy.nrw beschreiben? Jan Große-Geldermann bestätigt: „Ja, diese Regelung ist so wie auf der Interseite beschrieben gültig.“ Einschränkungen gibt es dennoch. So müssen alle Fahrten innerhalb eines Monats über dieselbe App auf demselben Gerät getätigt werden. Fahrten in der ersten Klasse und außerhalb NRWs zählen ebenfalls nicht zum Preisstopp.
Detlef Oertel ist scheinbar auf ein Schlupfloch gestoßen, das so wahrscheinlich den meisten Gelegenheitsbahnfahrern noch nicht weitläufig bekannt war. Der 79-Jährige betont: „Uns betrifft es jetzt eher weniger, aber es sollte bekannt sein. Ich habe davon noch nirgendwo vorher gelesen oder eine Werbung gesehen. Jemand, der häufig fährt, aber nicht immer über 49 Euro kommt, hat damit eine gute Chance.“
Die Verbreitung des „Schlupfloches“ ist Detlef Oertel wichtig. Denn dem Nahverkehr ist er schon wegen seiner beruflichen Vergangenheit sehr verbunden. Als Elektroingenieur war er beim Bau der U-Bahnen im Rhein-Ruhr-Raum bei der VRR beschäftigt. „Ich finde es schon wichtig, dass die Leute so etwas auch wissen, um die Benutzung des ÖPNVs zu fördern“, sagt er.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 11. Juli 2023.