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Dorsten und Levi‘s Jeans: Passt, wackelt und hat noch Luft
Meinung
Jeans-Riese Levi Strauss kommt nach Dorsten und beliefert ab Ende 2023 von Wulfen aus den europäischen Markt. Die erfreuliche Wirtschaftsnachricht hat aber auch einen Haken.
Die Hälfte des alten Wulfener Zechenareals, vielleicht sogar ein bisschen mehr, geht an den Jeans-Riesen Levi Strauss & Co. Das ist ohne Frage eine gute Wirtschaftsnachricht, vielleicht sogar eine kleine Sensation. Bis zu 650 Arbeitsplätze sind denkbar - eine solche Chance kann sich keine Stadt, keine Region entgehen lassen.
Der Deal mit dem US-Konzern bestätigt all jene, die in den letzten Jahren einen Bedarf an Gewerbe- und Industrieflächen angemahnt haben. Zwei Beispiele: Das Industriegebiet Dorsten/Marl ist voll, auf der alten Zechenfläche in Hervest gibt es kaum noch freie Flächen. Auch das Wulfener Areal ist wahrscheinlich bald ausgebucht.
Dass die Investoren aus den USA bei Bau und Betrieb auf Nachhaltigkeit setzen wollen, ist zeitgemäß. Jenseits des Verteilzentrums sieht es anders aus. Über die B 58 werden ab 2024 noch mal deutlich mehr Lkw auch durch Wulfen und Deuten rollen. Die gute Anbindung des Industriegebietes war ein wesentliches Argument in den Verhandlungen.
Wer sich nun über das Resultat freut, muss auch die Interessen der Anwohner im Blick haben. Sie klagen zu Recht über zunehmende Emissionen. Die Suche nach Lösungen, gemeinsam mit dem Bund, ist genauso wichtig wie der jetzige Vertragsabschluss.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
