
© Claudia Engel
Coronavirus: Acht Wirtschaftsbranchen in Dorsten leiden schwer
Coronavirus
Das Coronavirus hat die Wirtschaft massiv geschwächt. Acht Branchen in Dorsten und mehr als 1400 Unternehmen leiden erheblich unter den Beschränkungen und den Folgen der Pandemie.
Vielen Dorstener Unternehmen geht es schlecht. Nach Mitteilung der Kreisverwaltung haben 1416 Firmen in Dorsten bis Ende April Soforthilfe beantragt. Die Dorstener Wirtschaftsförderung (Windor) weiß, welche Branchen besonders hart betroffen sind und welche existenziellen Fragen Solo-Selbstständige und Unternehmen umtreibt.
Josef Hadick, Windor-Chef, nennt Einzelheiten: „Die 1416 gewährten Soforthilfen für Dorstener Unternehmen (Stand 17.4.2020) verteilen sich auf Handwerk/Baugewerbe (210), Handel (220), Gastgewerbe/Tourismus (150) und Dienstleistungen (760). Der Rest verteilt sich auf die Branchen Verkehr, Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau/Energie sowie Land- und Forstwirtschaft.“
Ein Selbstständiger gibt der Not ein Gesicht
Jonas Engelmeier, Fachkraft für Veranstaltungstechnik, ist einer der vielen Selbstständigen, die von der Coronakrise besonders hart betroffen sind. Engelmeier arbeitet in der Veranstaltungsbranche.

Jonas Engelmeier war weltweit als Beleuchtungstechniker bei namhaften Veranstaltungen dabei. Seine Mission ist nun „impossible" (unmöglich). © privat
Ihm ist über Nacht seine komplette Einnahmequelle versiegt. Seinen letzten Auftrag habe er Mitte März abgewickelt. Seitdem hat er keine Einnahmen mehr. „Die Aussichten sind düster. Mit dem Verbot für alle Großveranstaltungen bis zum 31. August kommen im Moment natürlich keine neuen Aufträge rein“, sagt Engelmeier.
Seit 18 Jahren einen Namen in der Branche
Er hat sich in der Branche seit 18 Jahren einen Namen gemacht. Der 38-jährige Dorstener ist mitunter „um die ganze Welt gedüst“, hat zu den Olympischen Spielen, dem Eurovision Song Contest, auf Aktionärsversammlungen und auf Automessen als Spezialist für den Betrieb von Beleuchtungssystemen die Produkte seiner Kundschaft ins recht Licht gerückt. Oder eben auch den Vorstand eines Dax-Unternehmens.

Jonas Engelmeier zeigt seine Referenzen für die Teilnahme an weltweiten Messen. © privat
„Allein für April und Mai sind drei große Hauptversammlungen abgesagt worden. Das sind 100 Prozent meiner Aufträge“, sagt Jonas Engelmeier.
Dorstener sieht seinen Berufsstand gefährdet
Der Dorstener sieht seinen Berufsstand stark gefährdet, meint sogar, dass er vor dem Hintergrund weiterer Beschränkungen bei Großveranstaltungen aussterben wird. „Ich habe Soforthilfe beantragt, meine finanziellen Ressourcen stark ausgeschöpft. Momentan sehe ich keine Perspektive mehr in meinem Beruf“, bedauert der Dorstener.
So wie Jonas Engelmeier hat es andere Berufsstände ebenfalls kalt und hart erwischt. Das Durchhalten müssen, bis bessere Zeiten für das Gewerbe kommen, sind im Einzelhandel und in der Gastronomie weit verbreitet. Beratungen von überwiegend kleinen Unternehmen, das bestätigt Josef Hadick von Windor, seien zurzeit Kerngeschäft der Dorstener Wirtschaftsförderung. „Wir hatten in der letzten Woche circa 900 getrakte Zugriffe auf die Corona-Internetseite und 120 telefonische Beratungen mit Unternehmen.“
Die Fragen in der Telefonberatung betrafen überwiegend die Themen „Zuschüsse zur Deckung der betrieblichen Kosten“ und „Hilfen zum Lebensunterhalt“ sowie die Information über weitere Hilfsangebote von Arbeitsagentur, Jobcenter, LWL, etc. (Clearingfunktion).
Auf keinen Fall Hilfe zum Lebensunterhalt
Hilfe zum Lebensunterhalt will Jonas Engelmeier nicht beanspruchen. Er sieht wenig Sinn darin, mit Hartz IV die nächsten Monate zu überbrücken und auf bessere Zeiten zu hoffen.
Engelmeier: „Ich werde mich vermutlich demnächst auf die Suche nach einer Anstellung im Bereich der Gebäudeautomation/Netzwerktechnik machen. Da gibt es gute Schnittmengen mit einem erlernten, perfektionierten, aber plötzlich nicht mehr existenten Berufsbild.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
