
© Grafik: Martin Klose
Corona-Erkrankungen: Drei Stadtteile in Dorsten besonders betroffen
Coronavirus
Die Zahl der Corona-Infizierten in Dorsten ist deutlich gestiegen. Vor allem drei Stadtteile sind besonders betroffen. Aber das sind nicht die einzigen Erkenntnisse einer Momentaufnahme.
Mittwoch, 28. Oktober: Nie waren bis dato mehr Menschen in Dorsten zeitgleich am Coronavirus erkrankt: 129 Männer und Frauen, die als „positiv“ gelten. Viel mehr erfährt man normalerweise nicht über diese Fälle. Gerne wird der Datenschutz ins Feld geführt, um weitere Details nicht preisgeben zu müssen.
Die Stadtverwaltung hat auf Anfrage der Dorstener Zeitung nun zum zweiten Mal exklusives Zahlenmaterial zur Verfügung gestellt. Erstmals hatte sie im August einen detaillierten Blick auf die Zahlen erlaubt. „Das ist nur eine Momentaufnahme“, betonte Bürgermeister Tobias Stockhoff. Rückschlüsse auf die Pandemie insgesamt in Dorsten lassen diese Zahlen vom vergangenen Mittwoch nicht zu.
Ein Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen
Aber sie erlauben immerhin einen aktuellen Blick auf das Infektionsgeschehen in der Stadt. Ein Infektionsgeschehen, das sich bekanntlich beinahe täglich ändert. Am Freitag (30. Oktober) zum Beispiel galten bereits 147 Menschen in Dorsten als Corona-erkrankt.
Zurück zum 28. Oktober: 67 Männer und 62 Frauen waren an diesem Tag „positiv“. Die meisten (80) stammen aus der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen. Jüngere Menschen (12) sind kaum betroffen, ältere (37) schon wieder mehr.
Deutlich wird auch: Es gibt drei Stadtteile in Dorsten, in denen derzeit nur ein oder zwei Infizierte leben. Welche das sind, darf mit Blick auf den Datenschutz nicht verraten werden. „Das könnte ja Rückschlüsse auf die Erkrankten ermöglichen“, erklärt der Bürgermeister. Und womöglich würde dieser Einzelfall verantwortlich gemacht, wenn es weitere Corona-Erkrankungen im Ortsteil gäbe.
Drei Stadtteile mit auffälliger Häufung
Drei Stadtteile indes wiesen am 28. Oktober auffällig hohe Infektionszahlen auf: Feldmark und Hervest (jeweils 25 Erkrankte) sowie Wulfen (24). Das heißt: Mehr als die Hälfte aller Corona-Patienten in Dorsten leben in drei Stadtteilen.
Kurios: Berechnet auf Corona-Fälle pro 1000 Einwohner lagen am Mittwoch nicht Feldmark, Hervest oder Wulfen an der Spitze, sondern Altendorf-Ulfkotte. Hier sind 6,9 Menschen pro 1000 Einwohner erkrankt gewesen, in der Feldmark (zweithöchster Wert) „nur“ 3,1.
Bis zu 20 Kontakte in Quarantäne
129 Corona-Infizierte bei 76.000 Einwohnern - das sieht auf den ersten Blick nicht besorgniserregend aus. Doch Bürgermeister Tobias Stockhoff weist auf einen anderen Umstand hin. Pro Infiziertem müssen im Durchschnitt fünf bis zehn, manchmal sogar bis 20 weitere Personen in Quarantäne geschickt werden, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. „Das ist das eigentliche Problem.“
Bei zehn Neuerkrankungen an einem Tag müssen also zeitnah zwischen 100 und 200 Quarantäne-Anordnungen verschickt und Anordnungen auch überprüft werden. Um nicht vollends die Kontrolle zu verlieren.
Der Verwaltungsaufwand im Rathaus wird deshalb immer höher. Voraussichtlich ab der kommenden Woche werden mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter der Kernverwaltung (das sind etwa 60 Beschäftigte) unmittelbar mit den Auswirkungen der Pandemie beschäftigt sein.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
