Es gibt entlang der Dülmener Straße (B 58) im Dorstener Stadtteil Wulfen so einige Gebäude, an denen der Zahn der Zeit kräftig genagt hat. Einem Schandfleck dort steht nun der Bagger-Abriss bevor: Ein früheres Wohnhaus, das schon seit Jahren leer steht, wurde mit einem Bauzaun abgesichert - und erste Container für die Entrümpelung stehen daneben bereits parat.
Die baldigen Abbrucharbeiten sind die ersten Vorboten für größere Umgestaltungspläne auf diesem Areal und auf benachbarten Grundstücken.
Bei dem Wohnhaus, das bald im Auftrag der Stadt dem Erdboden gleich gemacht werden wird, handelt es sich um das ehemalige „Lehrerhaus“ auf der anderen Straßenseite vom „Montessori-Campus“ (bis 2011: Matthäusschule). Hier wohnten nämlich einst die Lehrer der damaligen Volksschule, die 1912 an der Dülmener Straße errichtet worden war.

Nachdem das Haus verschwunden sein wird, sollen weitere Flächen zu einem größeren Areal zusammengefügt werden, das neu überplant werden soll. Zum einen die schon jetzt bestehende Freifläche neben dem Lehrerhaus. Auf dieser stand bis 2020 das im Volksmund so genannte „Pommes-UFO“, eine silberfarbene Pommesbude aus Aluminium und Stahl. Sie wurde durch einen Brand zerstört, der mit der Stadt geschlossene Pachtvertrag über das Grundstück lief kurz danach ab.
Zum anderen das Areal des alten Matthäusheims samt seiner Hausmeisterwohnung, das sich nördlich hinter dem alten Lehrerhaus befindet. „Beide Gebäude sollen perspektivisch abgerissen werden“, teilt Stadt-Pressesprecher Ludger Böhne auf Anfrage mit. Das alte Gemeindehaus von St. Matthäus gehört der katholischen Kirchengemeinde und steht ebenfalls leer.
2023 war nämlich neben der St. Matthäus-Kirche das neue Pfarrheim eröffnet worden. Es ist deutlich kleiner als der in die Jahre gekommene Vorgänger aus den 1960er-Jahren an der Dülmener Straße mit seinen 800 Quadratmetern - damals ging die Gemeinde noch von einer wachsenden Zahl an Mitgliedern im Zuge der Nordwanderung von Bergbau und Industrie aus.
Eine dritte zu bebauende Fläche gehört laut Stadt den Clemens-Schwestern, die im Jahre 1842 im gräflichen Michaelisstift Lembeck ein Ordenshaus errichteten. Neben der Krankenpflege kümmerten sich die Nonnen auch um Kinder - und gründeten 1932 den Kindergarten St. Matthäus an der Dülmener Straße.
Seit 1957 wird dieser im jetzigen Gebäude in Trägerschaft der Kirchengemeinde St. Matthäus betrieben - die Einrichtung hat damit dort auch schon fast 60 Jahre auf dem Buckel und erfüllt damit nicht mehr unbedingt heutigen Ansprüchen.
Erste Spekulationen
Im Wulfen haben deshalb bereits die ersten Spekulationen begonnen: Wird die Fläche rund um das alte Grundstück des Matthäusheims für Wohnbebauung mit einem privaten Investor genutzt oder soll der St. Matthäus-Kindergarten dort neu aufgebaut werden? Oder gar beides?
Die Stadt hält sich mit Detail-Informationen noch zurück. Wie Ludger Böhne mitteilt, „soll die hinter dem alten Matthäusheim gelegene Kita St. Matthäus mit einbezogen werden in den Planungsraum für ein Bebauungskonzept, das mit allen beteiligten Akteuren entwickelt wird“. Böhne weiter: „Zu Nutzungen, Aufteilungen oder konkreter Bebauung kann vor der Konkretisierung erster Ideen noch nichts gesagt werden.“

Immerhin schon hat sich die Politik kürzlich mit dem Thema beschäftigt. Das Bauleitverfahren ist nämlich unter dem Arbeitstitel „Wohnbebauung und Kita Dülmener Straße“ im Arbeitsprogramm des Planungsamts enthalten, über dessen einzelne Priorisierungen der Umwelt- und Planungsausschuss regelmäßig aktuell neu entscheidet.
Höhere Priorität
Dort gab es übrigens einen Hinweis auf künftige Nutzungen: „Aufgrund des hohen Bedarfs an sozialen Einrichtungen sollen die Planungen effizient weiterentwickelt werden“, schlug die Stadt in ihrer Beschlussvorlage vor. Die Ausschuss-Mitglieder folgten dieser Einschätzung: Das Projekt wurde in der Prioritätsliste von 3 auf 2 hochgestuft.