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Bürgerpark-Programm in Dorsten vor ungewisser Zukunft
Bürgerpark Maria Lindenhof
Die Schaukelbaum-Agentur hat im Amphitheater Dorsten ein schönes Open-Air-Sommer-Programm auf die Beine gestellt - doch das Wetter spielte oft nicht mit. Eine Bilanz mit Lust und Frust.
Funk und Experimentelles. Pop und Lesungen. Theater und Krautrock. Kino und Reggae. Und so einiges an kulturellen Genres mehr. Das Ganze aus Berlin, aus Amsterdam, aus Jamaika, Nebraska, Buenos Aires und aus guten regionalen Landen frisch auf den Tisch: Das, was das Dorstener Schaukelbaum-Agentur-Team zwischen Mai und September auf die Bühne des Amphitheaters im Bürgerpark Maria Lindenhof gezaubert hat, würde in Qualität einem Großstadtangebot zur Ehre gereichen.
Anderthalb weinende Augen
Aber: „Im Nachhinein blicken wir mit einem halben lachenden Auge, dafür aber mit anderthalb weinenden Augen auf den Sommer im Park zurück“, erklärt Schaukelbaum-Mitgeschäftsführer Kevin Over. Nicht ohne Selbstbewusstsein sagt er: „Mit dem Programm haben wir so etwas wie unsere Masterarbeit abgeliefert.“
Aber leider hatte der Agentur das Wetter an den Wochenenden immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Das sind leider die Spielregeln des deutschen Sommers“, so Over.

Thomas Azier begeisterte mit seiner Band die Fans. © Band
Gleich elf der rund 40 Veranstaltungen fielen wegen Regens aus - und auch seine Oude-Marie-Terrassenbar am Kanal mit ihren rund 100 Open-Air-Sitzplätzen musste das Schaukelbaum-Team an Wochenenden häufiger als gedacht geschlossen halten - und damit auf eine Menge fest einkalkulierter Einnahmen verzichten.
Miese gemacht
Die Folge: „Wir haben vorher eine Menge Geld investiert und im Nachhinein wegen des wechselhaften Wetters Miese gemacht“, so Mit-Geschäftsführer Birger Schwalvenberg. „Wie und ob es im nächsten Jahr weitergeht, können wir derzeit noch gar nicht abschätzen.“
Denn: Für dieses Jahr hatte das Schaukelbaum-Team für sein Veranstaltungsprogramm Restgelder aus dem sogenannten Stadtkrone-Prozess bekommen, der 2017 von Kuratorin Marion Taube als Anschub für den Bürgerpark diente.

Auch experimentelle Kultur konnten die Dorstener erleben. © Privat
Doch im nächsten Jahr ist der Topf leer, „und von der Stadt haben wir bisher kein Signal erhalten, dass wir weitere Unterstützung bekommen“, so Schwalvenberg. „Eine Open-Air-Bar an diesem Ort zu betreiben, ist Existenzrisiko genug“, ergänzt Kevin Over: „Aber darüber hinaus noch ein Kulturprogramm zu finanzieren, für das man keinen Eintritt nehmen kann, ist unmöglich.“
„Betreiben echtes Stadtmarketing“
Das Schaukelbaum-Team hofft deshalb auf mehr Entgegenkommen seitens der Stadt, auch was die Genehmigungen für mögliche größere Veranstaltungen angeht. „Wir betreiben mit unserer Arbeit echtes Stadtmarketing“, betont Birger Schwalvenberg. In Mila Ellee vom städtischen Planungsamt habe man zwar eine engagierte Unterstützerin in der Verwaltung, „die Gold wert“ sei, ansonsten könnte die Zusammenarbeit aber um einiges besser werden.

Bei schönem Wetter hatte die Kanal-Terrasse viel Flair. © Privat
„Zumal wir regelmäßig bei Veranstaltungen anderer Anbieter personell und organisatorisch ohne Bezahlung eingesprungen sind“, sagt Kevin Over: „Wir helfen gern, aber das sollte keine Selbstausbeutung werden.“
Gut 15.000 Besucher gezählt
Um die 15.000 Besucher haben die Schaukelbaum-Leute bei ihrem Saison-Programm gezählt. „Wir wollen eine Oase schaffen, und das an einem Ort, der der die Kunst nicht einschränkt, sondern nährt“, betonen sie. Kevin Over und Birger Schwalvenberg haben mit ihrem Kulturansatz durchaus auch ein gesellschaftliches Anliegen, wollen eine offene Stadtgesellschaft fördern.

Das Schaukelbaum-Team in seinem Büro am Alten Postweg. © Michael Klein
So pickt Programm-Kurator Kevin Over als Saisonhöhepunkte nicht eine einzelne Veranstaltung heraus. „Für mich war das Positivste, dass auch ältere und nicht so kulturaffinen Menschen sich so neugierig auf die etwas schrägeren Angebote eingelassen haben.“ Und das Negative? „Dass uns das Wetter daran gehindert hat, die komplette Bandbreite unseres Kulturverständnisses zu präsentieren.“
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
