Bürgerpark-Programm in Dorsten vor ungewisser Zukunft

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Bürgerpark-Programm in Dorsten vor ungewisser Zukunft

rnBürgerpark Maria Lindenhof

Die Schaukelbaum-Agentur hat im Amphitheater Dorsten ein schönes Open-Air-Sommer-Programm auf die Beine gestellt - doch das Wetter spielte oft nicht mit. Eine Bilanz mit Lust und Frust.

Dorsten

, 09.09.2019, 04:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Funk und Experimentelles. Pop und Lesungen. Theater und Krautrock. Kino und Reggae. Und so einiges an kulturellen Genres mehr. Das Ganze aus Berlin, aus Amsterdam, aus Jamaika, Nebraska, Buenos Aires und aus guten regionalen Landen frisch auf den Tisch: Das, was das Dorstener Schaukelbaum-Agentur-Team zwischen Mai und September auf die Bühne des Amphitheaters im Bürgerpark Maria Lindenhof gezaubert hat, würde in Qualität einem Großstadtangebot zur Ehre gereichen.

Anderthalb weinende Augen

Aber: „Im Nachhinein blicken wir mit einem halben lachenden Auge, dafür aber mit anderthalb weinenden Augen auf den Sommer im Park zurück“, erklärt Schaukelbaum-Mitgeschäftsführer Kevin Over. Nicht ohne Selbstbewusstsein sagt er: „Mit dem Programm haben wir so etwas wie unsere Masterarbeit abgeliefert.“

Aber leider hatte der Agentur das Wetter an den Wochenenden immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Das sind leider die Spielregeln des deutschen Sommers“, so Over.

Thomas Azier begeisterte mit seiner Band die Fans.

Thomas Azier begeisterte mit seiner Band die Fans. © Band

Gleich elf der rund 40 Veranstaltungen fielen wegen Regens aus - und auch seine Oude-Marie-Terrassenbar am Kanal mit ihren rund 100 Open-Air-Sitzplätzen musste das Schaukelbaum-Team an Wochenenden häufiger als gedacht geschlossen halten - und damit auf eine Menge fest einkalkulierter Einnahmen verzichten.

Miese gemacht

Die Folge: „Wir haben vorher eine Menge Geld investiert und im Nachhinein wegen des wechselhaften Wetters Miese gemacht“, so Mit-Geschäftsführer Birger Schwalvenberg. „Wie und ob es im nächsten Jahr weitergeht, können wir derzeit noch gar nicht abschätzen.“

Denn: Für dieses Jahr hatte das Schaukelbaum-Team für sein Veranstaltungsprogramm Restgelder aus dem sogenannten Stadtkrone-Prozess bekommen, der 2017 von Kuratorin Marion Taube als Anschub für den Bürgerpark diente.

Auch experimentelle Kultur konnten die Dorstener erleben.

Auch experimentelle Kultur konnten die Dorstener erleben. © Privat

Doch im nächsten Jahr ist der Topf leer, „und von der Stadt haben wir bisher kein Signal erhalten, dass wir weitere Unterstützung bekommen“, so Schwalvenberg. „Eine Open-Air-Bar an diesem Ort zu betreiben, ist Existenzrisiko genug“, ergänzt Kevin Over: „Aber darüber hinaus noch ein Kulturprogramm zu finanzieren, für das man keinen Eintritt nehmen kann, ist unmöglich.“

„Betreiben echtes Stadtmarketing“

Das Schaukelbaum-Team hofft deshalb auf mehr Entgegenkommen seitens der Stadt, auch was die Genehmigungen für mögliche größere Veranstaltungen angeht. „Wir betreiben mit unserer Arbeit echtes Stadtmarketing“, betont Birger Schwalvenberg. In Mila Ellee vom städtischen Planungsamt habe man zwar eine engagierte Unterstützerin in der Verwaltung, „die Gold wert“ sei, ansonsten könnte die Zusammenarbeit aber um einiges besser werden.

Bei schönem Wetter hatte die Kanal-Terrasse viel Flair.

Bei schönem Wetter hatte die Kanal-Terrasse viel Flair. © Privat

„Zumal wir regelmäßig bei Veranstaltungen anderer Anbieter personell und organisatorisch ohne Bezahlung eingesprungen sind“, sagt Kevin Over: „Wir helfen gern, aber das sollte keine Selbstausbeutung werden.“

Gut 15.000 Besucher gezählt

Um die 15.000 Besucher haben die Schaukelbaum-Leute bei ihrem Saison-Programm gezählt. „Wir wollen eine Oase schaffen, und das an einem Ort, der der die Kunst nicht einschränkt, sondern nährt“, betonen sie. Kevin Over und Birger Schwalvenberg haben mit ihrem Kulturansatz durchaus auch ein gesellschaftliches Anliegen, wollen eine offene Stadtgesellschaft fördern.

Das Schaukelbaum-Team in seinem Büro am Alten Postweg.

Das Schaukelbaum-Team in seinem Büro am Alten Postweg. © Michael Klein

So pickt Programm-Kurator Kevin Over als Saisonhöhepunkte nicht eine einzelne Veranstaltung heraus. „Für mich war das Positivste, dass auch ältere und nicht so kulturaffinen Menschen sich so neugierig auf die etwas schrägeren Angebote eingelassen haben.“ Und das Negative? „Dass uns das Wetter daran gehindert hat, die komplette Bandbreite unseres Kulturverständnisses zu präsentieren.“

Einen Programmpunkt gibt es noch im Amphitheater: Am Samstag (14.) tritt um 17 Uhr das Rock- und Pop-Ensemble der Dorstener Musikschule namens „Dorstinato“ unter der Leitung von Harald Mielke auf. Der Eintritt ist wie immer frei.