Bürgerbahnhof etabliert sich in Dorsten „Das wird ein spannendes Jahr“

Bürgerbahnhof etabliert sich: „Das wird ein spannendes Jahr“
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Im ersten Jahr nach der Eröffnung hat sich der Bürgerbahnhof in Dorsten zu einem zentralen Treffpunkt für die Gemeinschaft entwickelt. Abläufe wurden optimiert und neue Pläne festgesteckt. Es gibt trotzdem noch Potenzial, sagen die Geschäftsführerin der Dorstener Arbeit, Birte Becker, und Ute Blume vom Bürgerbahnhof.

„Am Anfang waren viele noch gar nicht im Bilde, dass hier tatsächlich wieder was stattfindet“, so Ute Blume. „Aber das hat sich Gott sei Dank mittlerweile gut etabliert.“ So hat fast jede Stadtteilkonferenz einmal in den Räumlichkeiten des Bürgerbahnhofs stattgefunden, was zur Etablierung des Ortes beigetragen habe.

Zuhause für Vereine

Besonders die Vereine nutzen und beleben die Räumlichkeiten. „Wir haben schon diverse Vereine, die hier sozusagen ihr Zuhause gefunden haben“, so Blume. Das Interesse reicht vom Kleingartenverein, der seine Jahreshauptversammlung dort ausrichtet, bis hin zum Sportverein, der auch mal eine größere Versammlung in den Räumen des Bahnhofs veranstaltet.

Wo anfangs eine kurzfristige Anfrage noch möglich war, bedarf die Planung größerer Veranstaltungen mittlerweile einer Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen. „Man konnte anrufen und zwei Wochen später kommen. Das ist nur noch selten möglich“, so Ute Blume.

Das Interesse ist besonders zu Beginn des Jahres gestiegen, wodurch die Buchungen der Räume bereits gut ausgelastet sind. So sind für dieses Jahr zum Beispiel bereits acht Trauungen geplant. Im vergangenen Jahr habe erst eine Trauung stattgefunden, was jedoch auch dem späten Start des Trauortes im Spätsommer geschuldet sei.

Jedoch merken die Zuständigen der Dorstener Arbeit auch, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis der Bürgerbahnhof zu dem wird, was er sein soll: ein Ort von Bürgern für Bürger, der sich selbst finanziell trägt. „Bis das Haus sich dann aber selbst im Prinzip finanziert, ist noch ein bisschen was nötig. Es ist noch Luft“, sagt Geschäftsführerin Birte Becker.

Ein Teil ist bereits geschafft. Der Bahnhof wird von den Dorstenerinnen und Dorstenern über Vereine, Feiern oder als Ort zum Mittagessen genutzt. „Das hat sich hervorragend entwickelt“, sagt Birte Becker.

Birte Becker seit 2023 Geschäftsführerin

Die Geschäftsführerin, die bereits seit 2023 im Amt ist, sorgt für Kontinuität und Weiterentwicklung der Dorstener Arbeit. Seit Beginn des Jahres hat sie die Geschäftsführung alleine neben zwei Prokuristinnen übernommen, nachdem Jürgen Erhardt Ende 2024 nach 25 Jahren Geschäftsführung in den Ruhestand gegangen ist.

Damit fand bei der Dorstener Arbeit nicht nur ein Geschlechterwechsel in der Führung, sondern auch ein Generationenwechsel statt. Die 35-Jährige ist vor zehn Jahren als Pädagogin im Unternehmen gestartet. „Ich fühle mich gut vorbereitet und freue mich auf die nächsten Jahrzehnte“, sagt sie.

Dorstener Arbeit Birte Becker
Seit Anfang 2023 ist Birte Becker in der Geschäftsführung der Dorstener Arbeit. Seit 2025 besetzt sie die Position alleine. © Alexandra Schlobohm

Birte Becker betont, dass an erster Stelle der Ausbildungs- und Qualifizierungsgedanke der Dorstener Arbeit in der Ausrichtung des Angebots im Bürgerbahnhof im Vordergrund steht. Außerhalb der Ferien finden daher natürlich auch die eigenen Kurse der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft wie zum Beispiel der niederschwellige Kurs „Migrantinnen im Alltag“ statt, der mit 16 Plätzen voll belegt ist.

Der Ausbildungsanspruch spielt zudem beim gastronomischen Angebot eine große Rolle. „Wir haben anfangs auf das Pendlergeschäft gesetzt“, erklärt sie. Die Erfahrung zeigte jedoch, dass viel mehr das Frühstück und der Mittagstisch gefragt sind.

Dadurch wurden die Öffnungszeiten angepasst: Der Speisesaal öffnet von montags bis freitags um 6.30 Uhr anstatt bereits eine halbe Stunde früher. Bis 18 Uhr hat er geöffnet. Der Bedarf an einem Mittagstisch sei hingegen so groß, dass die Zeiten dafür ausgedehnt wurden.

„Schnitzel ist der Renner“

„Das Schnitzel ist der Renner überhaupt“, sagt Birte Becker. „Ich glaube, eine gesunde Mischung aus Kreativität und Bodenständigkeit ist das, was wir für uns entdeckt haben.“ Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit waren zudem zwei Argumente, weshalb es die wöchentlich wechselnde Karte nicht mehr gibt. Dafür kommen die Tagesgerichte gut an.

Zwischen drei Monaten und fünf Jahre werden die Teilnehmenden im Speisesaal fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht. Zwei Teilnehmende haben es im Laufe des Jahres bereits geschafft und den Bürgerbahnhof erfolgreich als Zwischenstation genutzt, um wieder auf eigenen beruflichen Beinen zu stehen.

Am Wochenende und an Feiertagen hat der Bürgerbahnhof geschlossen. Doch das soll sich zum Teil bald ändern: In Zusammenarbeit mit dem Förderkreis realisiert der Bürgerbahnhof zahlreiche größere und kleinere Veranstaltungen, wodurch der Bahnhof seine Türen auch zu anderen Zeiten öffnet. Mitte Mai kommen dazu genaue Informationen.

„Es wird einen französischen Abend oder auch einen Chill-Out-Abend geben“, verrät Ute Blume bereits. Es ist noch viel in Bewegung und es soll noch ganz viel am Bürgerbahnhof entstehen. „Das wird ein spannendes Jahr“, fasst Ute Blume zusammen.

Treffen Förderkreis Bürgerbahnhof
Circa alle sechs Wochen trifft sich der Förderkreis, um sich beim Bürgerbahnhof zu engagieren. Der Kreis ist offen für alle Interessierten. © privat