Das Unterrichts-Gebäude ist ziemlich groß und steht mitten in der Altstadt - und ist dennoch die wohl unbekannteste Bildungseinrichtung in Dorsten. Jetzt ist abzusehen, dass einschneidende Veränderungen für das „Studieninstitut Emscher-Lippe“ anstehen.
Denn es ist zu klein geworden für die immer größer werdende Zahl der Kurs-Teilnehmer. Umbau und Sanierung wären so teuer, dass das Geld lieber in einen Neubau an anderer Stelle gesteckt werden soll. Und zwar auf dem Sportplatz des Schulzentrums an der Marler Straße, der zurzeit für Zelt-Unterbringungen von Flüchtlingen vorgehalten wird - der Vertrag darüber mit der Bezirksregierung läuft bis 2025.
Eine erste Grundsatzentscheidung über den Neubau soll die Kreis-Politik Ende des Monats fällen. Derzeit noch befindet sich das Studieninstitut an der Schillerstraße, gegenüber vom Amtsgericht. Früher beherbergte die Immobilie eine Landwirtschaftsschule.
1973 verlegte das damalige Vestische Studieninstitut seinen Sitz von Recklinghausen dorthin nach Dorsten, um in dem Gebäude Aus- und Weiterbildungs-Lehrgänge für Kommunalangehörige aus dem Kreis Recklinghausen (und jetzt auch aus den Städten Bottrop und Gelsenkirchen) anzubieten.

Inzwischen platzen die Unterrichtsräume aus allen Nähten. „Das Gebäude verfügt zudem nicht über die notwendige Anzahl von Toiletten, ist nur bedingt barrierefrei und hat nur einen Fahrstuhl bis zur ersten Etage“, so die Kreisverwaltung, die Eigentümerin der Immobilie ist.
Eine Überprüfung habe laut Kreis ergeben, dass eine Sanierung rund 8,3 Millionen Euro kosten würde. Dieser Betrag ist aktuell im Finanzplan 2024 bis 2026 veranschlagt. Ortsbesichtigungen hätten aber zu dem Ergebnis geführt, dass ein zusätzlicher Anbau am vorhandenen Gebäude, mehr Barrierefreiheit sowie zusätzliche Sanitärbereiche im Keller weder technisch noch baurechtlich möglich sind.
Momentan überbrückt das Institut die Raum-Probleme durch ein erweitertes Angebot des Onlineunterrichts. Und hat Räume an der Gahlener Straße angemietet. „Dies kann aber keine dauerhafte Lösung sein“, heißt es.
Zukünftig benötigt das Studieninstitut Flächen von gut 2.000 Quadratmetern. Mit der Stadt Dorsten habe es Gespräche über Ersatzgrundstücke gegeben. Zunächst sei das Ex-Petrinum-Schulgebäudes an der Bochumer Straße, das aktuell als Unterbringungseinrichtung des Landes für Flüchtlinge (ZUE) genutzt wird, begutachtet worden. „Es kommt jedoch aufgrund des umfangreichen Sanierungs-und Umbaubedarfs nicht in Frage“, so der Kreis.
Jedoch hat die Stadt für das dortige Schulzentrum-Gelände (sogenanntes „Johannesquartier“), auf dem momentan noch zwei Hauptschulen untergebracht sind, eine Rahmenplanung für die weitere Entwicklung erarbeitet. Planungsrechtlich wäre ein Studieninstituts-Neubau dort zulässig.
Die angestrebten Nutzung passe zur im Bebauungsplan festgesetzten „Gemeinbedarfsfläche“ und die vorgesehenen zwei bis drei Geschosse wären erlaubt. Zudem sei der Standort verkehrlich sehr gut angebunden, per Auto über die Bundesstraßen B 225 und B 224 als auch per öffentlichen Personennahverkehr (Schnellbus-Haltestellen, Nähe zum Bahnhof).
Auf dem möglichen Baugelände selber seien kaum Abrissarbeiten erforderlich. „Daneben ist hervorzuheben, dass die Stadt im ehemaligen Petrinum-Gebäude die Entwicklung eines „Azubi-Campus“ ins Visier genommen hat.“ Ein Neubau des Studieninstituts würde „Synergieeffekte“ mit diesen Plänen mit sich bringen.
Verkauf oder Vermietung
„Die Stadt Dorsten hat die volle Unterstützung für die Pläne zugesagt“, betont der Kreis. Die Verbandsversammlung der Studieninstituts habe beschlossen, die kommunalpolitischen Beschlüsse für einen Neubau ab 2025/2026 einzuholen. Das alte Gebäude soll neu genutzt beziehungsweise „verwertet“ werden, heißt es. Die möglichen Konzeptionen (Verkauf, Vermietung etc.) seien noch zu erarbeiten.