Viele Menschen können oder wollen sich teure oder ungewöhnliche Werkzeuge und Geräte für den Alltag nicht leisten. Und selbst wenn, benötigen sie diese nur einmal oder sehr selten, sodass sie ungenutzt im Keller verstauben.
Ab Samstag (22. März) können sich Dorstener Bürger kostenlos genau diese Art von Gegenständen ausleihen - vorausgesetzt, sie sind im Besitz eines Bibliotheksausweises.
Richtig gelesen: In der Stadtbibliothek im Bildungszentrum Maria Lindenhof (Im Werth) gibt es damit künftig nicht nur allein Bücher, Medien und Spiele. Der Blick in die neu angeschafften Regale offenbart vielmehr ein buntes wie nützliches Sammelsurium an großen und kleinen Dingen, die auch Erwachsenen das Leben leichter und nützlicher machen können: Bohrmaschine, digitales Drum-Set, Pedalos, Notenständer und vieles mehr.
„Bibliothek der Dinge“ nennt sich diese Neuerung im Fachjargon, in Dorsten haben die Initiatoren ihrem Projekt wortspielmäßig den Namen „Allerleih“ verliehen. „Es bietet eine umweltschonende Alternative zum Kauf und die Möglichkeit, Dinge unverbindlich auszuprobieren“, erklärt Bernd Wellhöner, stellvertretender Leiter der Stadtbibliothek.
„Und damit haben wir uns auch dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben“, ergänzt Fynn Mortier, der seit Sommer Auszubildender in der städtischen Einrichtung ist und sich bei der Einführung des neuen Angebots mit großem Engagement beteiligt hat.
„Auch unsere Nutzer durften dabei ihre Wünsche einbringen“, betonen die beiden Mitarbeiter. 250 Dorstenerinnen und Dorstener haben sich beteiligt - in Online- und Präsenz-Umfragen, sogar im Einkaufszentrum Mercaden durften sie ihre Stimmen abgeben. Teils mit überraschenden Ergebnissen. „Aufgrund dieser Vorschläge haben wir zum Beispiel ein Laserentfernungsmessgerät ins Ausleihprogramm mit aufgenommen“, sagt Bernd Wellhöner.

90 unterschiedliche Dinge in Plastikboxen verpackt gibt es in den Regalen, für Spiel und Freizeit, Haus und Garten, für Hobby und Reparatur. 60 Prozent des Angebots resultiert aus den Nutzerwünschen, „40 Prozent aus unseren Vorschlägen“, so Bernd Wellhöner. Wer sich bereits vor seinem Besuch in der Stadtbibliothek einen genauen Überblick verschaffen möchte, was alles ausgeliehen werden kann, der wird spätestens ab Einführungstag von „Allerleih“ online fündig (vhsundkultur-dorsten.de/stadtbibliothek).
Nutzen kann die „Bibliothek der Dinge“ jeder, der einen gültigen Bibliotheksausweis besitzt und mindestens 18 Jahre alt ist. Die Ausleihe funktioniert wie an den Ausleihstationen. Kleinere Dinge können an den Selbstbucher-Stationen „bearbeitet“ werden, größere am Service-Schalter im Obergeschoss.
Es können höchstens fünf Gegenstände für zwei Wochen entliehen werden, eine Verlängerung ist möglich. Die Nutzungsbedingungen müssen anerkannt werden: Kunden haben die Pflicht, bei Beschädigungen und Verlust den Schaden zu ersetzen, auch ein Haftungsausschluss gilt seitens der Stadtbibliothek. „Gewartet werden die Objekte von unseren Hausmeistern“, heißt es.
Mit Landesförderung
Amtsleiterin Sabine Podlaha freut sich, dass damit ein weiterer „guter Baustein“ für die inzwischen zehn Jahre dauernde Weiterentwicklungs-Offensive der Stadtbibliothek geschaffen werden konnte. Auch für die „Bibliothek der Dinge“ - die es bundesweit übrigens an 150 Standorten gibt - war ein städtischer Projektantrag beim Land erfolgreich. 17.000 Euro haben Mobiliar und Objekte gekostet, 10.200 Euro davon wurden gefördert, den Rest übernimmt die Stadt selbst.