Bewertungen zu Dorstener Ärzten im Internet Experte rät zur Vorsicht

Bewertungen zu Ärzten im Internet: Experte rät zur Vorsicht
Lesezeit

Wer auf der Suche nach einem neuen Arzt oder einer neuen Ärztin ist, verschlägt es nicht selten zunächst ins Internet. Die Suchmaschinen und Internetportale liefern augenscheinlich schnell Hilfe.

Bei Google lassen sich nicht nur die Webseite und Adresse der Praxen finden, sondern auch Bewertungen von vermeintlichen Patienten. Denn Google macht über einen kleinen Informations-Button deutlich, dass die Bewertungen nicht überprüft werden.

Doch es gibt auch andere Plattformen, auf denen Patientinnen und Patienten Bewertungen abgeben können. Auf dem Portal „werkenntdenbesten.de“ werden nicht nur Ärzte, sondern auch Dienstleister oder Firmen bewertet. Das Portal sucht sich die Bewertungen aus unterschiedlichen Quellen zusammen. „Die Erfahrungsberichte auf ‚werkenntdenbesten‘ sind echte Empfehlungen von echten Nutzern. Unabhängig und nicht käuflich“, verspricht das Portal. Überprüfen lässt sich das nicht.

Unter dem Stichwort „Allgemeinmediziner“ spuckt die Suchmaschine insgesamt 30 Ergebnisse für Dorsten aus und zeigt zunächst „die 10 besten Allgemeinmediziner in Dorsten“ sortiert nach „Empfehlung“ an. Aber man muss genau hinsehen: Nicht jeder aufgelistete Mediziner praktiziert als Hausarzt.

„Online-Bewertungen sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen“, erklärt Dr. Werner Seibel, Augenarzt in Dorsten und Leiter der Bezirksstelle Recklinghausen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).

„Ich selbst arbeite seit mehr als 40 Jahren als niedergelassener Augenarzt in Dorsten. Wenn man beispielsweise bei einem der bekannten Bewertungsportale nach Augenärzten in Dorsten sucht, erhält man zwar zahlreiche Treffer, allerdings haben die ersten 11 Praxen im Suchergebnis ihren Sitz nicht in Dorsten.“

Werner Seibel
Werner Seibel ist Leiter der Bezirksstelle Recklinghausen der KVWL und seit 40 Jahren Augenarzt in Dorsten. © KVWL

Ein ähnliches Ergebnis erzielt auch die Suche nach Allgemeinmedizinern in Dorsten auf dem Portal „jameda.de“. Das Portal zeigt auf den ersten Plätzen nur eine Ärztin aus Dorsten an. Der Rest hat seine Praxis in Gladbeck, Marl oder Gelsenkirchen. Erst wenn gezielt mit Namen nach den Dorstener Allgemeinmedizinern gesucht wird, erscheinen auch bei jameda.de vereinzelt Bewertungen. Aber nicht jeder Arzt, der über die Google-Suche angezeigt wird, findet sich auf „jameda.de“ wieder.

Keine eindeutigen Ergebnisse

„Durch verschiedene Bezahlmodelle kann man als Praxisinhaber sein Suchergebnis verbessern, das verwässert dann aber natürlich das Ergebnis“, bemerkt Dr. Werner Seibel.

Die meisten Bewertungen gibt es hingegen bei Google: Hier lassen sich bei der Suche zu Allgemeinmedizinern in Dorsten bei manchen Medizinern über 100 Bewertungen finden. „Bekannt ist, dass manche Bewertungsportal-Betreiber dazu raten, zufriedenen Patienten eine Visitenkarte zur Bewertung zukommen zu lassen. Unzufriedene Patienten sollen allerdings keine erhalten. Frei nach dem Motto: Wir tun Gutes und reden darüber“, so Seibel.

Es fällt auf, dass die Ergebnisse der drei verschiedenen Portale nicht deckungsgleich sind. So gibt es für drei der höchstbewerteten Allgemeinmediziner bei Google keine Einträge bei „jameda.de“. Bei „werkenntdenbesten.de“ sind nur zwei Ergebnisse ausreichend bewertet (Kriterium: über 20 Bewertungen). Diese beiden Ärzte tauchen bei der Google-Suche unter den Bestbewerteten nicht auf.

Zunahme verbaler Gewalt in den Praxen

Wer auf der Suche nach einem neuen Arzt oder einer neuen Ärztin ist, solle anstatt das Internet zu durchsuchen, lieber im Umfeld nach Erfahrungen fragen. „Dorsten ist ja eine Mittelstadt, ein guter Indikator kann da natürlich die Mund-zu-Mund-Propaganda sein. Manchmal hilft es tatsächlich, einfach mal unvoreingenommen an eine Sache ranzugehen“, rät der Augenarzt.

Grundsätzlich seien Bewertungen auf Online-Portalen aber rückläufig, erklärt der Mediziner. Stattdessen treibt die Ärzte ein anderes Problem um: „Wer sich früher im Internet ausgelassen hat, macht das heute eher direkt in der Praxis. Der Umgangston hat sich in den letzten Jahren verändert, die verbale Gewalt hat leider zugenommen.“