Juden wurden überfallen, beraubt, gedemütigt, ermordet – der Opfer des 9. November 1938, der Reichspogromnacht, gedachten am Donnerstagabend im Garten des Jüdischen Museums zahlreiche Bürger in einer Feierstunde - angesichts der aktuellen antisemitischen Vorfälle auch in Deutschland waren mit über 100 Gästen so viele Dorstener wie nie zuvor bei dieser Mahnwache anwesend.
Die bewegende Veranstaltung war nicht nur all den Opfern von damals gewidmet. Die jüngsten Vorkommnisse nach dem Hamas-Terrorüberfall und anlässlich des Gaza-Krieges machen deutlich, warum heute jüdische Menschen auch in Deutschland wieder angstvoll in die Zukunft blickten.
„Nie wieder ist jetzt“, betonte Dr. Kathrin Pieren, Leiterin des Museums, in ihrer Ansprache und forderte auf, Stellung gegen Judenfeindlichkeit zu beziehen, „auch wenn man sich unbeliebt macht“. Gerade in einer Zeit, in der den jüdischen Opfern nur wenig Solidarität, sondern vielmehr Kälte und Hass entgegenschlage.
Sie zitierte Presseartikel aus Dorstener Tageszeitungen nach den damaligen Pogromen vom 9.11.1938, die von Opfer-Täter-Umkehr und Verschwörungstheorien nur so strotzten und die Zerstörungen am hiesigen Gotteshaus mit den Worten „die Synagoge wurde einer Revision unterzogen“ bagatellisiert wurden.
Auch in diesem Zusammenhang würdigte Bürgermeister Tobias Stockhoff das damalige Wirken der Arbeitsgruppe „Dorsten unterm Hakenkreuz“ in den 1980er-Jahren, die mit ihrer historischen Aufarbeitung der NS-Zeit „einen Schleier von der Vergangenheit“ hob. Stockhoff wünschte sich, dass wir heute nicht erst im Nachhinein die Momente erkennen, „in denen wir hätten eingreifen müssen“.
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