Beutezug durch Corona-Testzentren „Wir haben uns das schöngeredet“

Beutezug durch Corona-Testzentren: „Wir haben uns das schöngeredet“
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Es war offenbar ganz einfach: Ende 2021 hat ein Mann aus Dorsten damit begonnen, mit einem Kumpel reihenweise Corona-Testzentren auszuplündern. Die Beute: Schnelltests, Laptops, Desinfektionsmittel und Heizstrahler. Seit Mittwoch steht der 36-Jährige in Essen vor Gericht – und überrascht mit verblüffenden Details.

Der Schwerpunkt der Anklage betrifft Heiligabend. Damals sind allein in Düsseldorf fünf Container aufgebrochen worden. „Da gab es einfach extrem viele Drive-In-Teststellen“, sagte der Dorstener den Richtern. „Wir haben die einfach gegoogelt und sind die Stellen dann systematisch abgefahren.“ Die Türen wurden mit einem Brecheisen aufgebrochen. Doch selbst das war nicht immer nötig.

Tür war schon auf

Bei einem Beutezug in Wesel hätte man das Einbruchwerkzeug getrost im Auto lassen können. Die Türen der beiden Container, die dort aufgesucht worden sind, waren nämlich schon auf. „In derselben Nacht war noch eine andere Gruppe unterwegs“, so der Angeklagte. „Als die uns gesehen haben, sind die weggerannt. Die dachten, wir sind von der Polizei.“

Das Augenmerk galt vor allem den Corona-Schnelltests. „Wir hatten einen Bekannten, der hatte eine eigene Teststation“, so der Dorstener. „Der hat das alles abgenommen.“ Auch die Laptops und Handys konnten offenbar problemlos weiterverkauft werden. „Die waren nicht mit Codes gesichert.“ Der ganz große Coup ist den beiden Tätern allerdings verwehrt geblieben.

Beute zurückgelassen

Als das Duo in Düsseldorf war, tauchte plötzlich die Polizei auf. „Da haben wir uns getrennt und sind stiften gegangen“, sagte der Angeklagte den Richtern. Pech für sie: Der Opel Corsa, mit dem sie damals unterwegs waren, war zu diesem Zeitpunkt schon randvoll mit Corona-Tests, Laptops und mehr. Das musste alles zurückgelassen werden und wurde in der Folge beschlagnahmt.

„Ich habe mich damals abholen lassen, um zurück nach Dorsten zu kommen“, so der Angeklagte. Sein Kumpel hatte dagegen wohl noch Geld in der Tasche. Er nahm sich ein Taxi. Zu Ende war die Einbruch-Serie damit allerdings noch nicht.

Auf der Straße gelebt

„Wir haben uns das immer schöngeredet“, so der 36-Jährige. „Wir haben uns gesagt: Wir tun keinem was, und der Schaden wird schon durch die Versicherung reguliert.“ Hintergrund der Taten war die desolate Situation des Angeklagten. Er hat nach eigenen Angaben auf der Straße oder bei Bekannten gelebt, in rauen Mengen Speed, Marihuana und Alkohol konsumiert.

Der Mittäter ist bereits in einem früheren Prozess zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Er war noch für viel mehr Taten verantwortlich. Der nun Angeklagte hätte damals eigentlich auch schon mit vor Gericht stehen sollen. Er war jedoch abgetaucht.

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