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Besitzer verärgert über „Blickfang“ vor prachtvollem Gutshof-Denkmal
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Es ist eines der prächtigsten Gebäude in der Stadt: Klaus und Katja von Arnim haben den uralten Fachwerk-Gutshof über Jahrzehnte stilecht saniert. Seit Kurzem gibt es jedoch einen Makel.
Die Verse vermitteln die passende Stimmung: „Schön und herrlich steht der Bau / Gezapft, gefugt ganz genau / Aus reinem kernigem Holz / Drin setzt der Bauherr seinen Stolz.“ – So steht es seit 1850 auf dem Sturzbalken über dem breiten Remisentor geschrieben. Der Schönheit und Herrlichkeit ist jetzt allerdings jäh Abbruch getan, klagt der Fröndenberger Klaus von Arnim.
Vor rund zwei Wochen war nämlich ein Glasfaser-Verteilerkasten direkt in die Sichtachse von der Hauptstraße in Dellwig auf die Giebelseite des wuchtigen Gebäudes mit seinen roten Ziegeln und den grün lackierten Fensterläden gesetzt worden.
Denkmalbesitzer muss strenge Auflagen beachten
„Der dadurch verunstaltete Anblick auf mein unter Denkmalschutz stehendes Haus ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel“, sagt Klaus von Arnim. Der Gehweg, auf dem nun der graue Quader steht, gehört der Stadt Fröndenberg. Deswegen hatte er bereits einen Ortstermin mit Vertretern der Stadtverwaltung anberaumt.
Die Position des Verteilerkastens sei wohl „ungünstig“, sei dort eingeräumt worden. Ob er aber versetzt werden wird, stehe in den Sternen. Eigentlich wäre der Kasten kaum eine Randnotiz wert, doch von Arnim macht das unbedachte Vorgehen sauer. Denn auf sein Denkmal habe niemand Rücksicht genommen.

Klaus und Katja von Arnim haben sich das alte Gehöft in Dellwig ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet, nicht ohne es vorher grundlegend zu sanieren. © Marcus Land
„Selbst kriegt man Auflagen ohne Ende“, erzählt der 83-Jährige, der den früheren Bauernhof 1972 erwarb. Friederich Pfenninghauer und Miena Billmann, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Balkenspruch namentlich verewigt haben, ist nur ein Besitzerpaar in einer langen Reihe früherer Bewohner.
Denn der älteste Teil des Fachwerkbaues in diesem typisch westfälisch-behäbigen Stil, das Kellergewölbe, muss aus den Jahren um 1600 stammen. Nicht nur die originalen Bruchsteine da unten hat Klaus von Arnim neu verfugt.
In 45 Jahren gab der gelernte Maschinenbau-Ingenieur dem schon lange nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Anwesen den Glanz vergangener Tage zurück.

Aus dem Keller, der um 1600 angelegt wurde, hat Klaus von Arnim eine urige Bar gemacht. Auch Wein lagere hier ganz vorzüglich. © Marcus Land

Früher waren die Menschen kleiner: Klaus von Arnim muss sich ducken, um sich im im Kellergewölbe nicht den Kopf am Türrahmen zu stoßen. © Marcus Land
Ein Treppenwitz angesichts des Glasfaser-Verteilers: Nachdem das Bauwerk im Dezember 1985 als eines der ersten in Fröndenberg unter Denkmalschutz gestellt worden war, durfte außen überhaupt nichts mehr verändert werden.
Allein 18 Fenster hat das Ehepaar von Arnim denkmalgerecht aus Holz und mit Sprossen neu einsetzen lassen und dafür gut 30.000 Euro berappt. Die Förderung für Denkmaleigentümer sei dagegen immer kleiner geworden. Für das fachgerechte Säubern der Dachschindeln habe er immerhin mal 600 Euro von der Stadt bekommen.
Praktischer Ingenieur machte alles selbst
Ansonsten hat der praktisch veranlagte Ingenieur „alles selbst gemacht“: Breite Eichendielen in den Wohn- und Schlafräumen etwa glänzen nach dem Abschleifen von bis zu acht alten Farbschichten und dem Lasieren mit Klarlack wie die mit Wachs gewienerten Holzböden von Schlossmuseen.

Zig Farbschichten hat Klaus von Arnim von den Eichenbohlen abgeschleift und das Holz dann doppelt mit Klarlack versiegelt. © Marcus Land

Originale Türrahmen versprühen in dem alten Bauernhaus den Charme längst vergangener Zeiten. © Marcus Land
Vielleicht liegen der gediegene Geschmack und die offensichtliche Leidenschaft für stilvolles Wohnen ja in der Vergangenheit begründet, da die Familie von Arnim 1945 von ihrem Schloss in ihrer anhaltinischen Heimat vertrieben worden war.
Die Details wohnlich zu bekommen, zum Beispiel auch die restaurierte Räucherkammer mit den immer noch vorhandenen Haken für das einstige Vorratsfleisch, die jetzt Kleiderschrank ist, war aber nur eine Herausforderung.

Für eine Verbreiterung des Gehweges an der Hauptstraße musste die alte Mauer aus Ziegelsteinen weichen. Klaus von Arnim bedauert, dass sie damals nicht denkmalgerecht erneuert worden war wie sie noch auf der Längsseite mit dem Hauseingang vorhanden ist. © Marcus Land
Eine ungleich größere Aufgabe für den Ingenieur wartete auf dem riesigen Speicher. Nicht gemeint sind „200 Jahre Staubablagerung“, die erst einmal beseitigt werden musste.
„Bei jedem Wind hat es geknarzt und geknackt“, erzählt Klaus von Arnim. Denn bei aller frühen Baukunst, die sich an den noch vorhandenen alten Holzzapfen in den Dachbalken ablesen lässt, war bei der Statik offenbar nicht alles richtig berechnet worden.
Energetisch bauen mit Lehm und Stroh
So neigte sich die südöstliche Hauswand stark nach außen und zog bedenklich an den Sparren. „Ich habe Zuganker eingebaut und die Wand über Jahre auf das Normalmaß zurückgezogen“, erklärt von Arnim. Nicht weniger als 25 Zentimeter schob sich die Seite wieder nach innen. Auch die Giebelseite Richtung Süden muss er mit einem stählernen Zugseil in Schach halten.
Unterm Strich sei der alte Bau aber nur zu loben. Nicht nur, weil der solide verzimmerte Dachstuhl selbst dem Treffer einer Luftmine im Zweiten Weltkrieg standhielt. Nein, man baute vor Jahrhunderten auch schon energetisch.

Wackelige Statik: Mit einem Zugseil aus Stahl muss die südliche Giebelwand gehalten werden. Auch die Seitenwände sind mit Zugankern versehen. © Marcus Land
In sämtliche Etagen sind Decken mit einer Lehm-Stroh-Schicht eingezogen worden – Fußkälte kennen Katja und Klaus von Arnim daher auch ohne Fußbodenheizung nicht.
Keine Frage, dass daher auch die Decken denkmalgerecht konserviert worden sind. „Seit 45 Jahren war und bin ich bemüht, Gebäude und Umfeld in unserer Dorfmitte zu erhalten“, sagt Klaus von Arnim.
Daher wolle er die Sache mit dem Verteilerkasten nun nicht auf sich beruhen lassen und wohl auch noch die obere Denkmalbehörde einschalten. Denn, wie schließt doch der Balkenspruch hellsichtig: „Wolle Gott nur in Gnaden / Das Haus behüten vor Schaden / Dann kann es lang eine Wohnung sein / Noch Kindes Kind sich dran erfreun.“
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
