Anwohner Heinrich Mussmann

Anwohner Heinrich Mussmann sagt: „Wäre die Stadt schneller gewesen, hätten die Bäume nicht gefällt werden dürfen." © Rokitta/Privat

Anwohner kritisiert: „Stadt Dorsten hat sich von Investor am Nasenring führen lassen“

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Eine Baumfällaktion eines Wohnbau-Inverstors in Dorsten schlägt hohe Wellen. Ein Anwohner kritisiert dabei auch das Rathaus. Stadt und Politik weisen die Vorwürfe zurück.

Dorsten

, 26.08.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Von Irritation über Bedauern bis hin zu Entsetzen schwankte die Reaktion bei den Politikern. Der Stadtbaurat äußerte ebenfalls deutliche Kritik und im Zuschauerraum machten im Planungsausschuss mehrere Anwohner deutlich, wie empört sie über die Baumfällaktion auf einem Grundstück nahe der Antoniusstraße in Holsterhausen sind.

Dort hatte ein Investor für ein Neubau-Projekt große alte Eichen abholzen lassen - zwar nicht illegal, aber wohlwissend, dass die Politik nur Tage später im Fachausschuss und im Rat einen Bebauungsplan samt Veränderungssperre beschließen wollte (und dieses auch tat), mit der auch diese Bäume geschützt werden sollten.

Heinrich Mussmann ist einer der Anlieger. Er war der Auffassung, die Stadtverwaltung habe sich von dem Investor am „Nasenring“ herumführen lassen. Die Stadt habe von dem Grundstücksankauf gewusst und angesichts von Vorplanungen für den Bereich „sensibilisiert sein müssen“.

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Bereits in der Sitzung hatte Planungsamtsleiter Marc Lohmann erklärt, dass die Stadt vor Ort Gespräche mit dem Bau-Investor (gleichzeitig Besitzer des Grundstücks) über dessen Pläne geführt und ihr dringendes Interesse am Erhalt der Bäume deutlich gemacht habe. Darauf hatte sich der Investor nicht einlassen wollen, worauf die Stadt einen Bebauungsplan ins Spiel brachte, „in vernünftigem Ton“.

„Daraufhin brach der Kontakt einseitig ab“, so CDU-Fraktionschef Bernd Schwane am Mittwoch im Rat. Die Politik war über die Investorenpläne von der Stadt informiert worden, hatte sie anschließend zunächst nicht-öffentlich in einer Ratskommission abgelehnt.

Was aus dem Wohnhaus auf dem Grundstück wird, wird sich im Laufe des Bebauungsplanes zeigen.

Was aus dem Wohnhaus auf dem Grundstück wird, wird sich im Laufe des Bebauungsplanes zeigen. © Lea Rokitta

Deswegen wies Ausschuss-Vorsitzender Friedhelm Fragemann (SPD) den „Nasenring-Vorwurf“ zurück. „Demokratie geht manchmal etwas langsamer, da muss beraten und beschlossen werden, da greifen Instrumente nicht sofort“, sagte er. „Das ist unerfreulich, muss man uns aber nachsehen.“

„Das geht gar nicht“

Baudezernent Holger Lohse meinte: „Das geht gar nicht, was der Investor gemacht hat.“ Er sagte den Anwohnern, dass sie sich im Zuge des Bebauungsplanes bei der öffentlichen Beteiligung mit ihren Wünschen einbringen könnten.

Heinrich Mussmann hatte zuvor einige Forderungen aufgestellt. So sollen neue Bäume auf dem Grundstück gepflanzt werden, die Bebauung locker und höchstens anderthalbgeschossig sein, der Krusenpad soll ein Fuß- und Radweg bleiben, der Krusenweg dürfe nicht von den neuen Bewohnern des Baugebiets zugeparkt werden.

„Das sind alles Dinge, die noch im Bebauungsplan zu regeln sind“, so Holger Lohse. Friedhelm Fragemann und Bernd Schwane kündigten schon jetzt an, dass es in dem B-Plan-Verfahren Festsetzungen zur Begrünung geben wird, an die sich der Investor zu halten habe.

Angesichts der nun erlassenen Veränderungssperre hofft Anwohner Heinrich Mussmann jedoch, dass das bestehende Wohngebäude auf dem Grundstück nicht geschützt, sondern abgerissen wird. „Sonst ist zu befürchten, dass der Investor die restliche Fläche zu sehr verdichtet, um seine Rendite erzielen zu können.“

„Hätte vorher reagieren können“

Mussmann hatte übrigens nach der Sitzung erklärt, dass die Stadt schon im Januar einen Bauantrag des Investors erhalten habe. „Spätestens da hätte man zügig und zupackend mit einer Veränderungssperre reagieren müssen.“

Die Stadt entgegnete, dass diese Behauptung „nicht so ganz den Tatsachen entspricht“. Dieser Aspekt sei auch nicht relevant. „Ein Aufstellungsbeschluss für einen B-Plan wäre in jedem Fall öffentlich gewesen, ob im Januar, Juni oder jetzt im August. Ein Investor, der Bäume roden will, hat damit leider dafür immer ausreichend Zeit und Vorlauf.“

Anwohner kritisierten die Firma, die die Abholzarbeiten vorgenommen hat: „Der Krusenpad wurde an einigen Stellen ramponiert. An einer Stelle entstand ein Loch, welches nur notdürftig mit Sand zugeschüttet wurde. Heute geriet eine Frau mit dem Fahrrad in das Loch und fiel hin.“