Banken in Dorsten rüsten auf Plötzlich steht der Kassenraum im Nebel (Video)

Banken rüsten auf: Plötzlich steht der Kassenraum im Nebel
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Die Volksbank-Filiale in Ahaus-Wüllen ist noch leer und ruhig an diesem frühen Morgen. Nur hinter den Kulissen wird gearbeitet. Plötzlich zerreißt schrilles Piepen die Stille im Foyer des Gebäudes.

Nur Augenblicke später schießt mit hohem Druck dichter weißer Nebel aus einer Wand. Er verteilt sich quer vor der Tür, zieht an der Decke entlang bis zur Wand gegenüber und erfüllt dabei langsam den kompletten Raum. Die Sicht ist binnen weniger Sekunden auf Null gesunken.

Es war eine beeindruckende Demonstration, für die das Geldinstitut sogar Journalisten eingeladen hatte. Nach elf Geldautomaten-Sprengungen im Kreis Borken hat die Volksbank Gronau-Ahaus die nächste Stufe im Wettrüsten mit Bankräubern gezündet.

Es geht darum, die Täter so früh zu bremsen, wie es geht. Sie vor der Sprengung zu stören, von der Tat abzuhalten und aus dem Foyer zu drängen oder sie zumindest so weit zu verzögern, dass die Polizei eingreifen kann.

Die Sparkasse Vest hingegen hat es sich vordergründig einfach gemacht. „Gefährdete“ Filialen wurden geschlossen, Geldautomaten vom Netz genommen oder in Containern untergebracht, andernorts die Öffnungszeiten reduziert.

Seit dieser Woche rollt der Sparkassen-Bus durch den Kreis Recklinghausen, um Kunden mit Bargeld zu versorgen. Allerdings: Die Barkenberger müssen noch ein bisschen warten, bis eine geeignete Haltestelle gefunden ist.

Technik muss einwandfrei funktionieren

Dass das nicht reicht, um Bankräubern die Arbeit zu vermiesen, ist Stefan Fokken klar. Und so blickt der Unternehmenssprecher keineswegs neidisch ins Westmünsterland, wo die Kollegen die Verkaufsräume kürzlich öffentlichkeitswirksam einnebelten. So eine Technik schwebe der Sparkasse Vest auch vor, sagt er, wenn sie denn einwandfrei funktioniere.

Dass es die „Gefahr von Fehlauslösern“ gibt, hat Anfang des Jahres der Betreiber einer Spielhalle an der Borkener Straße erfahren müssen. Der dichte Rauch, der sich über die Automaten legte und den manch einer fälschlicherweise für einen Brand hielt, wurde durch einen technischen Defekt ausgelöst.

„Wir befassen uns auch damit, Geld wirkungsvoll einzufärben und somit für Räuber unbrauchbar zu machen“, sagt Fokken vage. Einen Hinweis am Schaufenster der Hauptstelle an der Julius-Ambrunn-Straße gibt es noch nicht. Dort ist lediglich ein Aufkleber zu erkennen, der auf eine Bildaufzeichnung hinweist.

Dass sich ein Geldautomaten-Sprenger davon abschrecken lässt, darf bezweifelt werden. Sie nehmen sogar in Kauf, dass aufgeschreckte Anwohner nach einer Explosion die Szenerie mit ihrem Handy filmen und die Aufnahmen später in den sozialen Netzwerken teilen.

Profis wissen in der Regel ganz genau, wie lange die Polizei braucht, um vor Ort zu sein. Die Sparkassen-Hauptstelle in Dorsten dürfte deshalb nicht zu den bevorzugten Objekten von Bankräubern gehören. Sie liegt nur wenige Meter von der Polizeiwache entfernt.

Sparsame Informationen

Das gilt auch für die Hauptstelle der Vereinten Volksbank auf der anderen Straßenseite. Deren Vorstand Ingo Hinzmann tritt in der Öffentlichkeit nicht gerne breit, wie das Geldinstitut seine 14 Geldautomaten-Standorte vor Sprengstoff-Anschlägen schützt. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Täterkreise auf sämtliche Informationsmedien zugreifen“, sagt er.

Ingo Hinzmann (Vereinte Volksbank
Volksbank-Vorstand Ingo Hinzmann ist zurückhaltend bei der Beschreibung der Sicherheitstechnik. © Julian Schäpertöns (Archiv)

Hinzmann bestätigt aber auf Anfrage, „dass wir auf die sich ständig verändernden Angriffe der Kriminellen nicht nur schnell reagieren, sondern auch in enger Zusammenarbeit mit unseren Verbänden, der Polizei und mit Sicherheitsfachleuten unter anderem von Versicherungen neueste Techniken ein- und bewährte organisatorische Maßnahmen umsetzen“.

Aufkleber an den Volksbank-Schaufenstern weisen beispielsweise auf Geldeinfärbung und einen Anti-Gas-Schutz hin. Das sind spezielle Einrichtungen in den Geldautomaten, die eingeleitetes Gas vor einer Sprengung unschädlich machen. Inzwischen nutzen viele Banden allerdings Festsprengstoff statt Gas.

Der Vereinten Volksbank bleibt, wie anderen Geldinstituten auch, also gar nichts anderes übrig, als „jedes Jahr erhebliche Summen“ in den Schutz ihrer Filialen zu investieren. Das ist der Preis für das notwendige Wettrüsten mit den Bankräubern.

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