Dorstener Autohändler erklären die Probleme Klare Ansagen an die Politik

Dorstener Autohändler machen klare Ansagen an die Politik
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Die Schlagzeilen aus der Autobranche lesen sich aktuell wie ein düsteres Drehbuch: Insolvenzen bei Zulieferern, schwächelnde Verkaufszahlen, das geplante Verbrennerverbot in Europa und nicht zuletzt die jüngsten Zollpläne von Donald Trump. Was ist davon in Dorsten zu spüren?

Wer am Sonntag (6. April) durch die Dorstener Innenstadt schlenderte, konnte von Krisenstimmung wenig spüren. Im Gegenteil: Bei der Veranstaltung „Dorsten is(s)t mobil“ präsentierten sich die Mitarbeiter der heimischen Autohäuser mit Optimismus – und einem breiten Lächeln.

Tausende Besucher nutzten den verkaufsoffenen Sonntag, um sich markenübergreifend über Neuheiten, E-Mobilität und Schnäppchen zu informieren. Trotz des branchenweiten Gegenwinds war die Stimmung durchweg positiv.

Oliver Sprungmann im Gespräch beim ersten Stadtfest des Jahres in Dorsten
Oliver Sprungmann im Gespräch beim ersten Stadtfest des Jahres in Dorsten. © Bernd Turowski

Oliver Sprungmann vom gleichnamigen Autohaus bringt auf den Punkt, was viele seiner Kollegen und Kolleginnen umtreibt: „Wir brauchen endlich eine verlässliche Linie in der Politik.“ Besonders der plötzliche Wegfall der staatlichen E-Auto-Förderung habe sowohl Kunden als auch Händler kalt erwischt. Wer sich im Vertrauen auf die Prämie ein Elektrofahrzeug bestellt habe, ging mitunter leer aus – ein herber Schlag für das Vertrauen in politische Entscheidungen.

Günstige Kleinwagen sind verschwunden

Auch die stetig steigenden Anforderungen an Assistenzsysteme hätten dazu geführt, dass günstige Kleinwagen wie der Ford Fiesta oder der Ford Ka vom Markt verschwunden sind. „Eine Lücke, die nur schwer zu füllen ist“, so Sprungmann.

Dass die E-Mobilität dennoch weiter an Fahrt aufnehme, sei vor allem den EU-Umweltvorgaben geschuldet. Hersteller setzen den Händlern klare Ziele: E-Autos verkaufen – oder Strafzahlungen für den Hersteller riskieren.

Thomas Ricken, Verkaufsleiter der Heddier-Gruppe
Thomas Ricken, Verkaufsleiter der Heddier-Gruppe, wünscht sich eine bessere Lade-Infrastruktur. © Bernd Turowski

Thomas Ricken, Verkaufsleiter der Heddier-Gruppe, verweist auf Norwegen als Vorbild. Dort sei der Wandel zur Elektromobilität schon viel weiter, nicht zuletzt dank einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. „Solange wir da nicht aufholen, bleiben viele Kunden skeptisch – vor allem auch beim Thema Akkulebensdauer“, sagt Ricken.

Dass viele E-Autos inzwischen problemlos ein Jahrzehnt durchhalten, müsse viel stärker kommuniziert werden. Und: „Mit rund 15.000 Euro haben wir heute schon ein äußerst günstiges E-Fahrzeug im Angebot.“

„Strompreis ist das größte Hindernis“

Jörg Borgmann vom gleichnamigen Autohaus setzt ebenfalls verstärkt auf Strom – unter anderem mit der neuen Marke Leapmotor. Das erschwingliche E-Auto aus China soll den Umstieg auch für Autofahrer mit kleinem Geldbeutel erleichtern. Doch Borgmann mahnt: „Der Strompreis ist für viele Kunden derzeit das größte Hindernis.“

Wer keine eigene Solaranlage hat, zahle drauf – und wünsche sich eine Rückkehr zu wirksamen Anreizen. Eine Prämie würde da sicher helfen, so Borgmann.

Jörg Borgmann
Jörg Borgmann kritisiert den derzeit zu hohen Strompreis. © Bernd Turowski

Auch Tobias Bellendorf (Kirchhellen) setzt mit Seat und Cupra auf ein ausgewogenes Portfolio aus Verbrennern, Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Modellen. Die USA seien für sein Geschäft zwar weniger relevant, aber: „Zölle belasten den gesamten Welthandel.“ Wichtig sei jetzt vor allem, „Kundinnen und Kunden ehrlich und transparent beraten“.

Ahmet Aref von Mercedes Köpper wünscht sich vor allem eines: „Autofahren muss bezahlbar bleiben.“ Zwar sei sein Geschäft mit neuwertigen Gebrauchtwagen nicht direkt von der weggefallenen E-Förderung betroffen gewesen. Doch auch bei hochpreisigen Modellen spüre man, dass viele Interessenten den Gürtel enger schnallen – besonders im Mittelstand.

Sophie Bathenpieper, Standortleiterin der AHAG in Dorsten
Sophie Bathenpieper, Standortleiterin der AHAG in Dorsten, wünscht sich steuerliche Anreize für E-Firmenwagen. © Bernd Turowski

Sophie Bathenpieper, Standortleiterin der AHAG in Dorsten, zeigt sich trotz der Debatte um Trumps Zollpläne gelassen. Denn die BMW-Gruppe produziert ohnehin bereits seit 1994 im US-amerikanischen Werk Spartanburg täglich rund 1.400 Fahrzeuge für den dortigen Markt und wäre durch Zulieferungen von der neuen Zollschranke betroffen

In Deutschland wünscht sie sich aber mehr Unterstützung – etwa durch steuerliche Anreize für E-Firmenwagen: „Das würde der Branche langfristig helfen – vielleicht mehr als jede Kaufprämie.“

„Der Druck wird alle Händler treffen“

Auch bei der Tiemeyer-Gruppe (VW/Audi) sieht man die Zukunft positiv – trotz jüngster Turbulenzen gerade bei den Marken Audi und VW. Standortleiter Mattes Hüsch setzt große Hoffnungen auf das Jahr 2027, wenn ein neuer Elektro-VW für unter 20.000 Euro auf den Markt kommen soll.

Dass europäische Preise steigen könnten, um US-Zölle für amerikanische Verbraucher zu kompensieren, hält er für unwahrscheinlich: „Unsere Preise zählen ohnehin zu den höchsten. Letztlich wird der Druck aber alle Hersteller treffen“, ist sich Hüsch sicher.

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