Weißes Hemd, goldenes Armband, die linke Hand noch immer mit einem Verband umwickelt: Als der Angeklagte von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt wurde, blickte er sich unsicher um. Vor rund acht Monaten hat er in Dorsten ein nächtliches Feuerdrama verursacht. Seit Donnerstag (2.2.) steht der 29-Jährige aus Schermbeck vor Gericht und ist offenbar selbst fassungslos.
„Ich habe nullkommanull nachgedacht“, sagte er den Richtern. „Das war eine Kurzschlussreaktion.“ Er wundere sich selbst, dass er zu so einer Tat fähig war. „Ich war einfach nicht Herr meiner Sinne.“
Selbst schwer verbrannt
Es war die Nacht auf den 4. Juni, als der Angeklagte in die Katharinenstraße fuhr. Er schüttete Benzin über die Motorhaube des Autos seiner Ex-Frau, das direkt vor ihrer Wohnungstür geparkt war. Dann nahm er ein Feuerzeug.
Womit der 29-Jährige allerdings nicht gerechnet hat: Die Stichflamme war so gewaltig, dass auch der Kanister sofort in Flammen aufging, den er noch in der linken Hand hielt. „Ich wurde überall verbrannt“, sagte er den Richtern. Am schwersten an der Hand, aber auch im Gesicht und am Körper. Doch das habe er anfangs gar nicht gemerkt. Auch ein weiteres Auto war damals in Flammen aufgegangen.

Auf den Balkon geflüchtet
Feuer und Hitze waren offenbar so extrem, dass seine im achten Monat schwangere Ex-Frau, Kinder und eine Nachbarin nicht mehr aus dem Haus gekommen sind. Die lichterloh brennenden Autos standen direkt vor der Haustür. Die Bewohner waren damals alle zusammen auf einen Balkon geflüchtet, von wo sie die Feuerwehr gerettet hat.
„Das war nie beabsichtigt, dass mit dem Haus etwas passiert“, so der Angeklagte. „Heute weiß ich, wie gefährlich das war – und wie bescheuert.“ Zum Glück ist offen aber niemand schwer verletzt worden. Trotzdem waren alle Bewohner des Hauses zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht worden.
Alkohol-Probleme
Der Angeklagte hatte nach eigenen Angaben kurz vor der Tat noch lange mit seiner Ex-Frau telefoniert und gestritten. Laut Anklage wollte er nicht akzeptieren, dass sie sich von ihm getrennt hat. „Wir hatten noch immer eine On-off-Beziehung“, sagte er den Richtern. Auch in der Tatnacht habe er gehofft, dass er vielleicht bei ihr übernachten dürfe.
Tatsächlich hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings schon längst eine andere Frau kennengelernt. Mit ihr war er auch schon im Urlaub. Trotzdem habe er weiter an der Ehe festhalten wollen. Die neue Beziehung sei nichts Ernstes gewesen. „Mehr eine Abwechslung.“ Das große Problem des 29-Jährigen ist offenbar der Alkohol. Er will schon früher mal eine Therapie gemacht haben, dann aber rückfällig geworden sein. Das Urteil soll im März gesprochen werden.
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