„Echt schön“ Beliebtes Kanal-Ausflugsziel in Dorsten wird immer mehr zum Naturparadies

„Echt schön“: Schleusen-Bereich wird immer mehr zum Naturparadies
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Die fünfköpfige Gruppe aus Herten, die auf ihrer Radtour nach dem Besuch der Dorstener Schleuse an der dortigen Schiffsanlegestelle ein kleines Päuschen einlegt, ist augenscheinlich schwer angetan von ihrem „Rastplatz“ am Wasser: Obstbäume säumen dort den Kanaluferweg, sie stehen inmitten einer bunten Blumenwiese, Schmetterlinge schwirren umher. „Echt schön“, kommentiert einer der Besucher.

Empfindet auch Bernd Koop so. Ganz klar. Er hat ja schließlich eine Menge dafür getan, dass sich dieses Öko-Paradies auf bundesbehördlichem Grund und Boden so „echt schön“ entwickeln konnte. Der 61-jährige Dorstener ist Dienststellen-Leiter des hiesigen Außenbezirks des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) - und ein wahrer Naturfreund: Ist nicht nur Bauingenieur, sondern könnte glatt auch eine Urkunde als „Flora- und Fauna-Profi“ in seinem Büro hängen haben.

Drei Menschen auf dem Kanaluferweg
Der Kanaluferweg an der Schleuse ist bei Fußgängern und Radfahrern beliebt. © Michael Klein

„Wir waren damals die Grün-Angehauchten“, erinnert er sich an die Anfänge dieser beeindruckenden Streuobstwiese, die sich zwischen Kanal-Wasserstraße auf der einen und Hammer Weg auf der anderen Seite entlang zieht. Und die er mit Hans Rommeswinkel (damals beim Planungsamt der Stadt beschäftigt) und Architekt Christian Schmidt aus der Taufe gehoben hat.

Die Idee dazu feiert jetzt ihr 25-jähriges Jubiläum: Denn sie war der Beitrag des „grün angehauchten Trios“ zum damaligen Dorstener Stadtmarketing-Prozess 1999/2000, in dessen Zuge auch der Gehweg gepflastert worden war.

Fast 70 Obstbäume

Der Obsthain mag vielleicht nicht der größte seiner Art in Dorsten sei, der längste aber wohl allemal: Auf gut 400 Metern zwischen der Schleusengruppe und der Fußgängerbrücke zum Segelflugplatz setzte Bernd Koop mit seinem Kollegen-Team damals fast 70 Obstbäume ein - Kirsche, Maulbeere, Pflaume, Birne und so einige mehr.

7.000 Quadratmeter groß ist die Fläche, die durch Neuanpflanzungen in den vergangenen Jahren ökologisch weiter aufgewertet wurde. Das Aussehen der bunten Wildblumenwiese aber, das betont der Behördenleiter, „das hat sich in den letzten Jahren 20 Jahren von selbst so entwickelt“.

Wildblumen auf einer Wiese
Die von der Bürgerrunde auf beiden Uferseiten eingesetzten Wildblumen haben schön geblüht. © Michael Klein

„Echt schön“ - so empfand auch Paul Schürmann immer schon diese Idylle. Das rührige Mitglied der „Bürger-Runde Feldmark“ dreht dort mit seiner Ehefrau seit Jahren regelmäßig Spazier- und Radrunden - und hat dafür gesorgt, dass das kleine Öko-Paradies inzwischen noch mehr zum Hingucker für Mensch und zum Lebensraum für Tier geworden ist.

Er konnte nämlich das Leitungsteam der Stadtteilkonferenz Feldmark im vergangenen Jahr davon überzeugen, dem Bereich an der sogenannten „Unterwasserschleuse“ mit finanzieller Förderung aus dem Bürgerbudget noch ein paar Attraktionen mehr zu spendieren.

7.000 Wildblumen-Zwiebeln

„In drei Schritten haben wir das inzwischen umgesetzt“, so Schürmann: „War teilweise eine echte Herausforderung“. Vor allem das Einpflanzen der mehr als 7.000 Wildblumen-Zwiebeln im vergangenen Winter hatte es in sich: „Das war wegen der extrem nassen Witterung schon ziemlich heftig“, erinnert sich Siegfried Paul (Bürgerrunde). „Aber die wunderschöne Blütenpracht im Frühjahr hat uns dann alle für die Mühen entschädigt“, ergänzt Dieter Dreckmann, Sprecher der Stadtteilkonferenz.

In einer zweiten Aktion hängten Mitglieder der Bürgerrunde im Februar 30 Nistkästen auf, zudem ein „Vogelhotel“. Und ganz neu sind die drei Steinhaufen, die in einer gemeinsamen Aktion mit dem Pfadfinderstamm St. Johannes nun Insekten und Amphibien Unterschlupf bieten.

Mittlerweile hat die Bürgerrunde entschieden, weitere 1800 Euro in zwei zusätzliche Sitzbänke für Besucher zu investieren.

Menschen vor einem Steinhügel
Mit den Pfadfindern von St. Johannes hat die Bürgerrunde Steinhügel für Amphibien und Insekten errichtet. © Privat

„Echt schön“, nennt Bernd Koop die Unterstützung aus der Feldmark. Der auf der Hardt wohnende Behördenleiter hat inzwischen übrigens auch in seinem Stadtteil damit begonnen, auf WSA-Flächen am Johanneskamp einen „Gehölzumtausch“ in die Wege zu leiten - und ökologisch wertvolle Obstbäume anzusiedeln.

Und auch rund um das WSA-Dienstgebäude an der Buerer Straße am Industriepark Dorsten/Marl hat der Chef inzwischen der Natur reichlich Platz eingeräumt: Mit einem Riesenteich und selbstredend zig Obstbäumen inmitten einer 4.000 Quadratmeter großen Wildblumenwiese. „Das, was heute an Naturschutz-Vorgaben oft verpflichtend ist, haben wir damals freiwillig gemacht“, sagt er.

„Brückenkunst“ geplant

Ob Obstbäume, Wildblumen, Vögel oder Kleingetier als Motive auch das nächste geplante Projekt der Bürgerrunde an der Unterwasserschleuse zieren, ist noch nicht bekannt. Paul Schürmann schlug nämlich auf der letzten Sitzung der Bürgerrunde im Bürgerbahnhof vor, die mit Schmierereien versehenen dortigen Pfeiler der Fußgängerbrücke und der Gasleitung mithilfe von Jugendlichen und des Kunstvereins „Virtuell-Visuell“ großflächig kreativ aufzuhübschen.

In einem öffentlichen Workshop soll vorher darüber diskutiert werden, in welcher Form die geplanten Graffiti-Kunstwerke gestaltet werden sollen. Wie sie nachher aussehen werden, ist eigentlich schon jetzt klar: bestimmt „echt schön“.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. Juli 2024.