Anwohnerin (72) hält Baustelle in Dorsten für unzumutbar „Ich bin im Kampfmodus“

Anwohnerin (72) hält Baustelle für unzumutbar: „Ich bin im Kampfmodus“
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Zahlreiche Autos fahren über die Borkener Straße. In der Straße Lippetal sind sie nur leicht zu hören. Die Autos auf dem angrenzenden Parkplatz stehen dicht gedrängt. Momentan ist dort noch weniger Platz als sonst. Der Grund: Seit dem 28. September versperren Bauarbeiten mehrere Plätze.

Seit über vier Wochen hat Isolde L. nicht mehr in ihrem Bett geschlafen. Das Fenster hat sie mit Rollläden und Wolldecken zugehängt. Sie möchte den Lärm, den Gestank nach Diesel und die Rußpartikel der Baustelle aus ihrer Wohnung fernhalten. Lüften kann sie daher nicht. „Ich fühle mich schon sehr beeinträchtigt. Das Gerät läuft Tag und Nacht. Rund um die Uhr. Als wenn so ein laufender Lkw vor dem Schlafzimmer steht“, ärgert sich die 72-Jährige.

Ständiger Lärm und Gestank

Ein Dieselkompressor stößt kontinuierlich Abgase in die Luft ab. Das macht sich sowohl durch Lärm als auch Geruch bemerkbar. Nur wenige Meter von Isolde L.s Wohnung entfernt.

Zwei Zimmer, die zur Straßenseite liegen, nutzt sie seitdem nicht mehr. Ihr Leben spielt sich im Wohnzimmer und der Küche ab. Das Sofa dient nun als Schlafplatz. „Ich habe vorher schon einen Rucksack gehabt“, erzählt die 72-Jährige. „Mein Mann ist vor dreieinhalb Monaten verstorben. Über sieben Monate habe ich ihn gepflegt und dann kommt diese Baustelle.“

Mit 77 Jahren ist ihr Mann an Krebs verstorben. Jetzt wohnt die gelernte Krankenschwester allein in ihrer Wohnung und muss in dem Raum schlafen, wo sie zuletzt ihren Mann gepflegt hat. „Ich habe so viel um die Ohren, aber ich bin im Kampfmodus. Es ärgert mich total, dass auf die Gesundheit der Anwohner keine Rücksicht genommen wird“, sagt sie.

Stadt ist nicht zuständig

Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass für die Baustelle die Ruhr Oel GmbH, die zu BP gehört, verantwortlich sei.

Dieselkompressor Baustelle Lippetal
Auf dem Parkplatz an der Straße Lippetal steht ein Dieselkompressor, der rund um die Uhr in Betrieb ist. © Alexandra Schlobohm

Zunächst habe sie versucht, das Problem in persönlichen Gesprächen zu lösen, erzählt die Dorstenerin. Sie notierte im Kalender jeden Tag, an dem sie sich über die Baustelle ärgerte und versuchte auf verschiedenen Wegen Lösungen für die Situation zu finden. Sie sprach mit den Bauarbeitern vor Ort und nahm auch Kontakt zu BP auf.

„Ich habe schon bei BP gefragt, da kommt man auch nicht weiter“, sagt sie. Auch das Ordnungsamt habe sie mehrmals angesprochen, doch die Lage verbessere sich nicht. Ihre letzte Hoffnung war daher ein Leserbrief an die Redaktion, in dem sie ihre Situation erklärte. „Das sind unhaltbare Zustände“, schrieb sie.

Eine Anfrage der Redaktion bringt tatsächlich etwas Licht ins Dunkel. Laut BP Europa finden turnusmäßige Wartungsarbeiten an einer Rohrleitung statt. „Zu diesem Zweck waren auch Erdarbeiten nötig“, erklärt Marc Schulte, External Affairs Manager. Da sich deshalb Grund- und Regenwasser in der Grube sammelt, müssten die Geräte und Pumpen rund um die Uhr laufen, heißt es.

Flucht in die Kur

Einen Tag nach dem Besuch bei Isolde L. meldet sie sich erneut in der Redaktion: „Seit einer Stunde läuft der Dieselkompressor nicht mehr. Es arbeitet auch niemand mehr“, schreibt sie.

BP erklärt, dass die Arbeiten plötzlich temporär unterbrochen seien und erst bei der abschließenden Abnahme wieder zugeschaltet werden. „Wir wollen die Auswirkungen für die Nachbarschaft so gering wie möglich halten“, erklärt Marc Schulte.

Besserung scheint also in Sicht. Trotzdem packt Isolde L. schon langsam ihre Koffer. Sie hofft, bald in eine Kur gehen zu können, um dem Stress der letzten Monate und auch der Baustelle vor ihrem zu Haus zu entfliehen.

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