Nach Angriff von AfD-Mitglied Dorstener vermisst Präsenz anderer Parteien

Nach körperlichem Angriff von AfD-Mitglied: Dorstener vermisst Präsenz anderer Parteien
Lesezeit

Als Opfer möchte sich der Dorstener, dessen Name der Redaktion bekannt ist, nicht bezeichnen. Schließlich war er es, der am Freitag (22. September) die verbale Auseinandersetzung mit der AfD gesucht hatte.

Die Rechtspopulisten, seit Herbst 2020 im Stadtrat vertreten, hatten wie so oft einen Info-Stand auf dem Wulfener Markt aufgebaut. Der Dorstener lief nach eigenen Angaben vorbei mit den Worten „Guten Morgen an die Faschisten der AfD“.

Prompt sei einer vom Standpersonal, bei dem es sich ziemlich sicher um ein Vorstandsmitglied der AfD handelt, hinter ihm hergelaufen und habe nachgefragt. Als der Dorstener das Wort „Faschist“ wiederholte, habe ihm sein Gegenüber zunächst ins Gesicht gegriffen und dann mehrfach gestoßen. „Beim dritten Mal konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten, fiel in einen bepflanzten Bereich und schlug mir ein Knie auf“, sagt er. Zeugen könnten dies bestätigen.

AfD-Stadtverbandsvorsitzende Simone Paulsen, die Tage zuvor in den sozialen Medien für den Infostand Werbung gemacht hatte, äußerte sich trotz schriftlicher und telefonischer Bitte nicht zu dem Vorfall. Auf eine Anzeige bei der Polizei hat der verletzte Dorstener verzichtet. „Wir haben gesehen, zu welchen Mitteln AfD-Mitglieder oder -Anhänger greifen, wenn sie nicht mit dem einverstanden sind, was sie gerade zu hören bekommen.“

„Öfter bürgernah zeigen“

Stattdessen wandte sich der Mann in einem Brief, der der Redaktion vorliegt, an die „Vertreter der demokratischen Parteien im Dorstener Stadtrat“. Denn er würde sich ein größeres Engagement von ihrer Seite wünschen.

Der Stand der AfD in Wulfen-Barkenberg wird nach seinen Beobachtungen durchaus rege frequentiert. Auch auf dem Marktplatz in der Altstadt ist die Partei regelmäßig. „Vielleicht ist es ja auch Ihnen möglich, sich außerhalb von Wahlen als Partei auf öffentlichen Plätzen und Schulwegen bürgernah zu zeigen und mit den Menschen ist Gespräch zu kommen“, schrieb er.

Mit dem Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ ist er da einer Meinung. Die Gruppe hatte zuletzt Ende August angemahnt, dass man in Dorsten dringend überlegen müsse, wie ein weiterer Rechtsruck verhindert werden könne.

In den nächsten Monaten will das Bündnis für mehr Toleranz und Vielfalt einstehen, vermehrt auf dem Marktplatz präsent sein und in Form von Plakaten, Flyern und persönlichen Gesprächen „zu verschiedenen politisch relevanten Themen Stellung beziehen“.

Am Samstag (7. Oktober) von 11 bis 13 Uhr ist das Bündnis das nächste Mal auf dem Marktplatz und freut sich nach eigenen Angaben auf den Dialog mit den Dorstenerinnen und Dorstenern. Bislang gibt es keine Mitteilung, dass auch CDU, SPD, Grüne, FDP, Die Linke oder Die PARTEI vor Ort sind.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Oktober 2023.