Trotz der demokratischen Wahl vor einer Woche: Europa wird derzeit monarchisch regiert - und zwar von König Fußball. Das war zum einen schön für die Veranstalter des Dorstener Altstadtfestes: Das stimmungsvolle Public-Viewing auf dem Platz der Deutschen Einheit zum viel umjubelten EM-Auftaktspiel der deutschen Mannschaft am Freitag war mit 800 Fans bestens besucht.
Das war auf der anderen Seite aber auch ein bisschen schade: Denn die Musiker, die zeitgleich auf der großen Bühne auf dem Marktplatz auftraten, mussten leider vor leeren Rängen spielen - und durften ihren Abend lediglich als „bezahlte Probe“ verbuchen.
Dieses Bild änderte sich gottlob im Verlauf des Samstags - auch Dorstens „gute Stube“ wurde wieder zum allseits beliebten Treffpunkt. Bei der Fundsachenversteigerung auf dem Marktplatz beispielsweise konnten die Dorstener wieder echte Schnäppchen landen und fast alle 65 Exponate fanden einen Abnehmer. Auch das 10. Dorstener Chorfestival begeisterte mit Kurzauftritten in mehreren Kirchen das Publikum.

Und abends sorgten vor mehreren hundert Menschen „The Florians“ mit ihrem Live-Auftritt für Stimmung unter den Altstadtfest-Besuchern. Die in der Region bestens bekannte Band spielte auch diesmal wieder viele bekannte Coversongs und bot damit ein musikalisches Kontrastprogramm zur „Beach House Party“ auf dem Platz vor dem Campus.
Holland-Markt
Anders als an den beiden vorherigen Tagen zeigte sich das Wetter am verkaufsoffenen Sonntag leider nur durchwachsen. Dabei war doch alles schön angerichtet worden. Die Mehrzahl der Geschäfte ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, mal außer der Reihe ihre Kunden zu empfangen. Dazu wie am Samstag Honsels Wein- und Käsemarkt, noch weitere Gastro-Angebote und die Band des Marler Trompeters Bernd Westhoff sorgte für jazzig-swingende Klänge auf dem Marktplatz.

Zumindest bis um 17 Uhr war die Innenstadt voll. Zahlreiche Familien breiteten in der Lippestraße und in der Essener Straße ihre Decken für einen Flohmarkt aus. Lara (7) verkaufte gleich auf einen Schlag ihr altes Xylophon, eine bunte Halskette und ein Leselöwen-Bilderbuch an ein kleines Mädchen - mit Rabatt.
Bei dieser Verkaufsstrategie hatte sich Lara augenscheinlich von den Händlern des Holland-Marktes inspirieren lassen. Die verscherbelten aber nicht nur im Dreier-Pack ihre Blumen-Gebinde („drei Sträuße für den Preis von einem“), sondern priesen auch lautstark ihre anderen Produkte an: „Lekker, lekker, lekker, Mango, Mango, Mango.“ Der holländische Bäcker verteilte an seinem Stand oranje-farbene Luftballon-Hämmer: „Damit schlagen wir die Deutschen“, erklärte er im Hinblick auf die EM: „Ein bisschen Spaß muss sein.“

Und natürlich rollte auch am Samstag und Sonntag bei ausgewählten Spielen auf der großen Public-Viewing-Leinwand das runde Leder, aber natürlich mit deutlich weniger Fan-Zuspruch als beim Deutschland-Spiel. Und so bekamen dort am Sonntag nur wenig Dorstener mit, wie die Niederlande zunächst den Polen einen „Hammerschlag“ versetzten.
Veranstalter zufrieden
Veranstalter Hans Schuster jedenfalls war hochzufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen Altstadtfest-Ausgabe: „Wenn trotz des Wetters die Menschen nicht zu Hause auf ihrer Couch bleiben, sondern die Stadt voll ist, ist das ein schöner Lohn für all die Mühen und die viele Arbeit im Vorfeld und während der gesamten drei Tage“, sagt er. „Daran sieht man, dass den Dorstenern ihre Stadt wichtig ist.“
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