Die ehemalige Ladenzeile am Wulfener Markt wird abgerissen. Das steht schon lange fest, doch vor wenigen Tagen haben die Arbeiten begonnen. Bevor allerdings die Bagger anrollen und die Ladenzeile sowie die 130 Wohnungen dem Erdboden gleichmachen, sortieren Mitarbeiter einer Fachfirma einzelne Materialien wie Holz, Metall und Dämmwolle von Hand aus.
Nachdem vor einem halben Jahr schon Möbel, Teppiche und Gardinen aus den Wohnungen geholt wurden, wird nun entkernt. „Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Materialen da noch zusammenkommen“, sagt Dagmar Stobbe, die für die Entwicklungsgesellschaft Wulfen die Arbeiten begleitet. „Derzeit wird die künstliche Mineralwolle ausgebaut, die als Dämmung zwischen den Wänden steht.“
Teppichböden, die mit asbesthaltigen Fliesen verklebt sind, Metalle, Kabel, Leitungen, später Fenster und Türen - alles muss raus, was den Bauschutt „stören“ könnte, der recycelt werden soll. Das passiert zunächst im Nordflügel des maroden Gebäudekomplexes. „Wenn in der Raumluft keine Asbestfasern mehr festzustellen sind, wird er abgerissen“, so Stobbe. „Der Platz wird später benötigt, um Baumaterialien lagern zu können.“
In einem städtebaulichen Wettbewerb hatte sich im Herbst letzten Jahres der Barkenberger Architekt Hans Schmidt-Domogalla mit seinem Konzept durchgesetzt. Er plant mit einem Partner aus Oberhausen und der Dorstener T5 Immobilien GmbH als Geldgeber u.a. Wohnungen und Ladenlokale. Wichtig: Es darf nur noch ein Drittel der bisherigen Geschossfläche verbaut werden. Weniger Grau, mehr Grün - so könnte man die Vorgabe beschreiben.

Doch das wird dauern. Dagmar Stobbe rechnet damit, dass die Abrissarbeiten bis Jahresende dauern werden. Nach dem Nord- ist im Frühjahr der Südflügel an der Reihe - mit einer freiwilligen Pause nach den Osterferien. Denn direkt auf der anderen Seite des Gehwegs werden die Abiturienten der Gesamtschule Wulfen ihre entscheidenen Prüfungen haben. „Die möchten wir natürlich nicht stören.“
Zum Schluss steht dann der Abriss der Ladenzeile an. Parallel wird ein Beirat mit dem Team Schmidt-Domogalla das Preisträgerkonzept „qualitativ weiterentwickeln“, wie es heißt. Der Architekt rechnet damit, dass „in vier bis fünf Jahren“ der neue Wulfener Markt fertig ist. Die Baukosten sind noch unklar.
Bereits im Sommer letzten Jahres hatte es eine „Sommerschule“ gegeben, um Materialien zu bergen, die anderweitig verwendet oder wiederverwertet werden können. „Das hatte viel Charme, funktioniert aber leider noch nicht in großem Stil“, gibt Dagmar Stobbe zu.
Die Bar 61 im Gemeinschaftshaus hat Geländer für eine Außenterrasse übernommen, die Montessorischule ebenfalls für den Außenbereich ihrer neuen Mensa. Einige Industrielampen in der Ladenpassage hat sich die Firma Delta für das neue Verteilzentrum von Levi‘s gesichert.

Doch auch in der finalen Phase vor dem Abriss gibt es noch Dinge, die sich Souvenirjäger nach Rücksprache mit Dagmar Stobbe sichern können. Steine zum Beispiel oder ein paar Lampen. „Die werden im Internet noch gehandelt, aber wir geben sie kostenlos ab.“ Kontakt: Tel. 02362/ 66 35 20.
Die Abrissarbeiten am Wulfener Markt auf dorstenerzeitung.de
Seit 2019 sind die Ladenlokale der Einkaufspassage und die darüber liegenden Wohnungen vollständig leergezogen. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren in NRW 2020“ konnte die Entwicklungsgesellschaft Wulfen das Zwangsversteigerungsverfahren einstellen und selbst Eigentümer der Immobilie werden. 2021 wurden im selben Förderprogramm Mittel für den Abriss und die städtebauliche Neuordnung bewilligt.
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