Abriss der Brücke an der Schultenfelder Allee Anwohner hinterfragen Notwendigkeit

Abriss der Brücke an der Schultenfelder Allee stößt auf Kritik
Lesezeit

Kaum waren die Arbeiten Ende Oktober dieses Jahres gestartet, machten sich erste Stimmen laut: Die Baustelle wäre viel zu laut, die Arbeiten beginnen bereits um 6 Uhr und teilweise sogar samstags und warum ist das alles überhaupt nötig?

Der Ärger dreht sich um die Abrissarbeiten an der westlichen Brückenhälfte der Schultenfelder Allee in Wulfen-Barkenberg. Im Bauausschuss am 6. Juni wurde einstimmig entschieden, dass die Arbeiten durchgeführt werden.

Auch rund drei Wochen nach Start ist die Empörung um die Baustelle nicht verflogen. Sie grenzt an Wohnhäuser und die Gesamtschule Wulfen. „Die Baustelle ist nach wie vor nervig hoch drei“, sagt etwa Anwohner Bernhard Hertwig. Er ärgert sich besonders über den Lärm der Arbeiten.

Als bereits um 6 Uhr morgens mit dem Abriss begonnen wurde, habe er sich beschwert. Seitdem beginnen die Arbeiten erst zwischen 7 und 8 Uhr und dauern den ganzen Tag an. „Das war ja wohl der Gipfel“, erklärt Hertwig seine Reaktion, als auch an einem Samstag gearbeitet wurde.

Er selbst wohne circa 130 Meter von der Baustelle entfernt. Aber auch sein Enkelkind sei von dem Lärm betroffen: „Die Schüler bekommen das auch voll mit. Hätte man das nicht in den Ferien machen können?“, fragt der Anwohner.

Abriss bald beendet

Geplant war eine Arbeitszeit von vier Wochen. Bernhard Hertwig hofft, dass der Zeitplan eingehalten werde. Das ist nach jetzigem Stand der Fall: „Beim Zeitablauf ist es in der Tat zu Verzögerungen gekommen. Ich erwarte jedoch den Abschluss des Abrisses innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Tagen“, erklärt Holger Lohse, technischer Beigeordneter.

Bis die Arbeiten komplett abgeschlossen sind, sollen circa drei Wochen vergehen. Bis Mitte Dezember müssten die Anwohner daher mit den Auswirkungen des Abrisses leben - jedoch ohne Lärm. Nach den Abrissarbeiten fallen nur noch der Abtransport des Bauschutts und die Wiederherstellung der Böschungen an.

Der westliche Teil der Brücke an der Schultenfelder Allee wird momentan abgerissen.
Der westliche Teil der Brücke an der Schultenfelder Allee wird momentan abgerissen. © Michael Dröscher

Michael Dröscher wohnt nur circa 60 Meter von der Brücke entfernt. Sein Ärger gilt maßgeblich nicht dem verursachten Lärm, sonderngrundsätzlich der Notwendigkeit der Arbeiten. „Den Lärm kann man vier Wochen ertragen, aber es ist unvernünftig, wenn Steuergeld ausgegeben wird, wenn es unnütz ist. Die hätte bestimmt noch 50 Jahre stehen können“, mutmaßt der Anwohner.

Der Wulfener erklärt auch, dass er mit der Nachbarschaft gesprochen habe und er niemanden habe finden können, der den Abriss verstehe. „Ist ein Abriss billiger als die vorgeschriebene Überprüfung alle drei Jahre?“, fragt sich der 74-Jährige.

Stadt erklärt Vorgehen

Die Brücke führt über den Midlicher Mühlenbach und ist stillgelegt. Die angrenzende zweite Brücke dient weiterhin als Straße und soll laut Stadt Dorsten ausreichend für den aufkommenden Verkehr sein, heißt es im Beschlussvorschlag des Bauausschusses Ende Mai.

Bereits im März tauchten weitere Fragen zum Vorhaben auf. Holger Lohse erklärte bereits im Bauausschuss, dass der Erhalt der Brücke auf Dauer nicht sinnvoll sei. Zudem müsste die Brücke für circa 200.000 Euro saniert werden, der Abriss soll deutlich weniger als die angedachten 90.000 und 100.000 Euro kosten, erklärt die Stadt auf Nachfrage.

Abrissarbeiten seien ohne störende Lärmentwicklung unmöglich. „Wir sind der ausführenden Firma sehr dankbar, dass sie diese Baustelle ‚durchzieht‘. Ansonsten hätten die Arbeiten sicherlich acht bis zehn Wochen gedauert und wären auch erheblich teurer geworden“, erklärt der städtische Pressesprecher Ludger Böhne.

Die Brücke ist 1976 errichtet worden und hätte eine weitere Nutzungsdauer von 70 Jahren. „Ein solch langes Abwarten sei jedoch nicht vertretbar“, erklärte Lohse bereits im März.

Einen konkreten Anlass wegen Sicherheitsbedenken gebe es allerdings nicht. Vielmehr wollte man Synergieeffekte im Rahmen des Abrisses des Wulfener Markts nutzen.

Neue Kanalbrücke in Dorsten für 8 Mio. Euro: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Baustart

Nach Brückenabriss über Bahnlinie in Dorsten: Rückschlag für beliebte Verkehrsverbindung

Geh- und Radweg vier Wochen gesperrt: Brücke in Dorsten wird abgerissen