Uwe Matthias, der im Dezember 2022 die Nachfolge von Ralf Gertz als Center-Manager der Mercaden antrat, ist an diesem Tag gut beschäftigt. Zweimal verschiebt er den Interviewtermin aufgrund von „Gesprächen mit Mietern“. Die erste Frage liegt deshalb nah.
Herr Matthias, waren das heute Gespräche mit alten Mietern oder mit möglichen neuen?
Tatsächlich sowohl als auch.
Sie sind jetzt seit rund 100 Tagen „im Amt“. Welche Eindrücke haben Sie bisher gewonnen?
Die Eindrücke sind durchweg positiv, und ich wurde von allen sehr gut aufgenommen. Dorsten ist, nicht zuletzt wegen der hohen Lebens- und Naherholungsqualität, eine wirklich schöne Stadt. Besonders bewundernswert ist, wie viele Menschen und Bürger sich mit der Stadt Dorsten identifizieren und sich in verschiedenen Organisationen engagieren.
Die Mercaden feiern am Samstag (18. März) den 7. Geburtstag unter anderem mit Joachim Llambi, Juror von „Let´s Dance“. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?
In der Vergangenheit war ich Center-Manager City Point in Bochum, wo wir 2019 auch Joachim Llambi gebucht haben, was sehr gut bei den Kundinnen und Kunden ankam. Er ist ein echter Sympathie-Träger und eine Persönlichkeit. Im Team haben wir dann überlegt, eine lokale Tanzschule hinzuzuziehen. Dass Hendrik Höfken Joachim Llambi aus den ersten Staffeln von Let´s Dance schon kannte, wusste ich gar nicht.
Seit Sie die Leitung übernommen haben, haben die Mercaden zwei Mieter verloren. Ein schlechter Start?
Mietpartner zu verlieren ist in der heutigen Zeit und im Einzelhandel leider nichts ungewöhnliches. Ich kenne kein Shoppingcenter in Deutschland, wo es keine Leerstände gibt. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit müssen allerdings auch beide Seiten ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Ansonsten muss man die Reißleine ziehen.
Die Corona-Jahre waren für den Einzelhandel eine Katastrophe, aber wir sehen, dass die Kunden-Frequenzen wieder kontinuierlich ansteigen. Man muss ja auch die allgemeine Lage sehen: Galeria Kaufhof will gerade 52 Läden in Deutschland schließen.
Sie haben andere Einkaufszentren angesprochen - wie sehen Sie die Mercaden im Wettbewerb aufgestellt?
Ich habe mir Gladbeck, Marl und Bottrop angesehen und muss sagen: Da ist Dorsten gut aufgestellt. Wir können und brauchen uns nicht mit Limbecker Platz, Centro oder Palais Vest vergleichen. Das ist eine andere Nummer. Unser Vorteil ist, dass wir nicht so riesig sind, kurze Wege haben. Dass man kostenlos im Parkhaus parken kann.
Es gibt im Moment allgemein ein Problem im Einzelhandel mit der Nachvermietung: Da stehen wir noch relativ gut da. Das Ziel ist, uns weiter zu verbessern. Wie etwa mit der Verlegung der „Kids Corner“. Es jetzt ist ein anderes Bild, wenn man reinkommt.

Auf breite Zustimmung der Politik stoßen die beantragten Änderungen im Bebauungsplan, die eine Flexibilisierung der Flächenzuschnitte in den Mercaden ermöglichen. Auch die Obergrenzen für bestimmte Warenbereiche wurden erhöht. Gibt es denn Interessenten, die quasi „Gewehr bei Fuß stehen“ und genau auf diese Änderungen warten?
Nein, die gibt es nicht. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Mercaden durch die Änderungen im B-Plan flexibler im Branchenmix geworden sind. Wir begrüßen es, dass man die entsprechenden Sortimente der Zeit angepasst hat. Wir achten darauf, dass neue Mieter auch einen Mehrwert für das Center darstellen. Wir sind aktuell mit mehreren Konzepten für verschiedene Mietflächen in sehr intensiven Gesprächen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zeitnah, vielleicht bis Ende April, eine positive Mitteilung liefern können.
Spielt die Frage der Höhe der Mieten eine zentrale Rolle in den Verhandlungen?
Es ist kein Geheimnis, dass der Markt sich zum Mietermarkt gedreht hat. Wir sprechen hier in den Mercaden aber von marktüblichen Mieten. Man muss sich da anpassen. Und der Eigentümer und wir als Management sind bereit, die Lösung zu finden, mit der letzten Endes beide Seiten leben können und Mieten zu finden, die beiden Seiten Spaß machen.
Welche Branchen würden Sie gern in die Mercaden locken? Wie steht es etwa mit einem Nachfolger für die Postfiliale?
Da sind wir im Gespräch mit einem neuen Betreiber. Es ist auch kein Geheimnis, dass wir uns eine Erweiterung der Gastronomie beziehungsweise des Food-Courts wünschen. Ich hätte gern ein Eiscafé hier drin. Man muss aber den Betreiber finden und das ist schwer geworden in der heutigen Zeit. Ich bin im Austausch mit einigen lokalen Playern und offen für Gespräche. Mir ist wichtig, dass die Leute die Mercaden als Treffpunkt ansehen.
Anfang April öffnet der Netto-Markt im ehemaligen Toom-Gebäude. Erwarten Sie Auswirkungen auf die Mercaden, speziell auf Kaufland?
Netto ist ein anderes Konzept. Das ist ein Lebensmitteldiscounter und Kaufland ist ein Vollsortimenter. Ich befürworte grundsätzliche jedes neue Geschäft. Dadurch lebt die Innenstadt und der ganze Einzelhandel. Es wäre dumm, wenn man nur auf sich schaut.
Was planen Sie nach der Geburtstagsfeier?
Als nächstes kommt der verkaufsoffene Sonntag am 2. April. Für den Einzelhandel sind solche Tage schon sehr wichtig. Für den Sommer werden wir uns noch was einfallen lassen. Aber da sind wir noch in Überlegungen und Gesprächen. Außerdem wollen wir weiter Aktionsflächen anbieten, so wie wir es jetzt mit Vorwerk gemacht haben. Das führt zu einer Belebung und Bereicherung des Centers und zusätzlichen Einnahmen.
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