Zusammenschluss in St. Lambertus ist nur eine Etappe Erzbistum gibt weitere Kirchen-Pläne bekannt

Nach Lambertus-Fusion: Erzbistum gibt weitere Kirchen-Pläne bekannt
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Erzbischof Udo Markus Bentz kommunizierte die in den kommenden Jahren anstehenden Veränderungen in der vergangenen Woche so: „Wir wollen nicht nur reduzieren, sondern wollen auch investieren.“ Fakt ist: Die Katholischen Kirchenpfarreien und -gemeinden werden sich in Castrop-Rauxel weiter verändern. Nur wie?

„Dieser Prozess ist nicht nur Organisationsentwicklung und Strukturprozess, sondern ein geistlicher Prozess“, sagte Bentz auch. Er saß dabei neben den zwei Generalvikaren Michael Bredeck und Thomas Dornseifer. Zu dritt sind sie die Masterminds hinter dem, was nun unter dem Stichwort Seelsorgeräume für die nächsten Jahre geplant ist.

In Dortmund und in der Paderhalle in Paderborn waren Tausende Mitarbeiter der Kirchen versammelt oder wurden per Videoschalte aus der Bistumsleitung informiert: „Nicht alles beginnt heute. Vieles ist gewachsen, vorbereitet, durchdacht, ausprobiert und auf den Weg gebracht. Aber 2025 ist ein Jahr, in dem die Entscheidungen reif werden, in dem wir gemeinsam sagen: Jetzt ist die Zeit, weiterzugehen“, sagte der Erzbischof, der erst im vergangenen Jahr nach Paderborn kam. Nun muss er die Strukturveränderungen verantworten.

Man nehme dabei das Jahr 2040 in den Blick: Die Pastoral- und Verwaltungstransformation soll dann abgeschlossen sein. Sie steht unter zwei Grund-Konstruktionsgedanken. Der Erste: Die Kirche schafft neue Strukturen, so wenige wie möglich, auf einer hohen Ebene. Eine Pfarrei wird künftig anders aussehen als das, als das wir sie heute verstehen. „Unterhalb entsteht viel Gestaltungsspielraum, Nähe und lokales Vorortsein“, so Bentz.

Wie viele Gremien werden gebraucht?

Fragen seien: „Wie viele Gremien brauchen wir wirklich? Brauchen wir nicht viel mehr fluidere Formen? Freiheit unterhalb der Struktur ist wichtig. Das Bistum gibt dabei den Rahmen und die Leitplanken sowie die feste Perspektive vor. Inhaltlich wird das dann in Beteiligungsformaten gefüllt.“ Man berate und entscheide gemeinsam und höre „synodal“ aufeinander. Oder anders: „Das große Ganze in Zukunft ist schon klar, aber die Details noch nicht.“

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz war im Advent zu Gast in der Schutzengel-Gemeinde in Frohlinde. Dort sprach er mit Gemeindemitgliedern, auch mit jüngeren.
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz feierte im Advent eine Roratemesse bei Kerzenschein mit der Gemeinde in der Kirche Hl. Schutzengel in Castrop-Rauxel Frohlinde. © Michael Bodin / Erzbistum Paderborn

Aufgabe der Führung des Erzbistums sei nicht der Selbsterhalt der Kirche, sondern die Verkündigung des Evangeliums. „Wir schauen mit offenen Augen auf die Realität“, so Bentz. Und dieser Blick offenbare: Es gibt in Zukunft weniger Personal, weniger Ressourcen, weniger kirchliche Bindung in der Gesellschaft. Aber gleichzeitig „ein wachsendes Bedürfnis in der Gesellschaft nach Sinn, nach Gemeinschaft, nach Verlässlichkeit“. Man dürfe diese Veränderung nicht als Krise, sondern müsse sie als Weg im Glauben zu verstehen.

Generalvikar Michael Bredeck ist für das Thema Pastoraltransformation zuständig und erläuterte erste Ziel-Details: „Wir gehen auf maximal 25 Seelsorgeräume zurück, entwickeln die Pastoralen Räume also weiter“, so der Priester im Rang eines Monsignore. Ein Seelsorgeraum bestehe aus ein bis drei Pfarreien. „Ab 2027 wird es darauf beruhend einen Fusionsprozess geben. Es beginnt nicht sofort und wird konfus, sondern wir werden die territoriale Gliederung bis Mitte 2026 festlegen.“ Kein Seelsorgeraum werde dabei dem anderen gleichen: „Jeder bekommt ein eigenes Profil entsprechend der heterogenen Konstitution des Erzbistums.“ Die Leitung eines Seelsorgeraumes übernehme jeweils ein Trio: der Pfarrer, ein Verwaltungsleiter und ein pastoraler Koordinator.

Ein Gottesdienste-Zentrum

Es werde in jedem Seelsorgeraum ein pastorales Zentrum geben, in dem es das „gottesdienstliche Vollangebot“ gebe. Dazu kämen verlässliche Orte in der Fläche, an denen es haupt- und ehrenamtliche Angebote gibt. Das Erzbistum wolle dabei investieren: „Wir gucken nicht zu, wie es weniger wird, sondern investieren in Personal und Sachkosten.“ Man werde aber auch fragen: Welches Gebäude brauchen wir wirklich noch? Wie ist die jeweilige Substanz?

Aktuell gebe es über 500 nach Kirchenrecht errichtete Pfarreien. In jeder Pfarrei gebe es Pfarrer, Kirchenvorstand und Gemeinderat. Diese Gemeinden sind schon seit einigen Jahren in 87 Pastoralverbünden und Pastoralen Räumen zusammengeführt. Sie erstrecken sich auf 20 Dekanate (eine Art Kirchen-Kreis). Daraus werden die 25 neuen Seelsorgeräume weiterentwickelt. Michael Bredeck sagt, er habe in der Mitarbeiterschaft in der vergangenen Woche eine „verhalten positive Mitgehbereitschaft“ wahrgenommen.

Christoph Gundermann war bis 2021 Pfarrer von zwölf Gemeinden im Sauerland. Dann kam er nach Castrop-Rauxel und musste jetzt den mitunter schwierigen Zusammenschluss von sechs Gemeinden im Süden der Stadt managen. Es war wohl nicht die letzte Fusion.
Christoph Gundermann war bis 2021 Pfarrer von zwölf Gemeinden im Sauerland. Dann kam er nach Castrop-Rauxel und musste jetzt den mitunter schwierigen Zusammenschluss von sechs Gemeinden im Süden der Stadt managen. Es war wohl nicht die letzte Fusion. © Volker Engel (2021)

Erzbischof Udo Markus Bentz meinte, die Dechanten seien schon länger unterwegs darin, ihr Handeln an den neuen Perspektiven auszurichten. „Ich habe wahrgenommen, dass sie dabei sind, ich war sehr froh, eine unterstützende Atmosphäre zu spüren“, urteilte er über die Stimmung nach der Verkündung der Pläne gegenüber dem mittleren Führungskreis der Kirchen vor Ort.

Bleiben die Fragen, was das für die Kirchen und Gläubigen in Castrop-Rauxel bedeutet. Das ist offen. Nils Petrat, Priester aus Castrop-Rauxel und seit einem Jahr Pfarreileiter einer Großgemeinde in Herne, hatte schon angedeutet, dass der Fusionsprozess hin zu größeren Zusammenschlüssen weitergehe. Corpus Christi Castrop-Rauxel und die neue Fusionspfarrei St. Lambertus könnten sich bald in einer Einheit wiederfinden, die im Moment noch Dekanat Emschertal heißt: ein Seelsorgeraum aller Kirchen in Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel, allerdings wohl ohne Henrichenburg.