Zensus-Zahlen geben Aufschluss So viele Castrop-Rauxeler haben die Kirchen verloren

Neue Zensus-Zahlen geben Aufschluss über Kirchen-Austritte
Lesezeit

Der Zensus 2022 deckt Daten zu verschiedenen Themen auf. Dazu zählen zum Beispiel Informationen über die Bevölkerung, über durchschnittliche Wohnungsgrößen und über die Anzahl der Doppelstaatler - also wie viele Menschen die doppelte Staatsangehörigkeit haben. Jetzt hat IT.NRW die Entwicklung der Mitgliederzahlen von den römisch-katholischen und evangelischen Kirchen offen gelegt.

Das Kirchensteuer-Aufkommen steigt, die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken. Am 15. Mai 2022 war Stichtag für den Zensus 2022. Seit dem vorherigen Stichtag am 9. Mai 2011 sind die Mitgliederzahlen in den römisch-katholischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen insgesamt um 15 Prozent gesunken. In den evangelischen Gemeinden Nordrhein-Westfalens sind die Mitgliederzahlen um 18 Prozent gesunken. In Castrop-Rauxel sieht die Entwicklung der Kirchen-Mitgliedszahlen ähnlich aus.

Weniger Katholiken und Protestanten

Am Stichtag 2011 leben laut IT.NRW fast 75.000 Menschen in Castrop-Rauxel. 37,8 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Das entspricht etwa 28.000 Menschen. Elf Jahre später leben nur noch fast 73.000 Menschen in der Europastadt. 31,5 Prozent davon sind römisch-katholisch. In ganzen Zahlen sind das etwa 23.000 Menschen. Rund 5.000 Menschen in Castrop-Rauxel sind also in dieser Zeit aus der Kirche ausgetreten oder in diesem Zeitraum gestorben*.

Ein Blick bei IT.NRW auf die Mitgliederzahlen der evangelischen Kirchen in Castrop-Rauxel verrät, dass der Rückgang nicht nur bei den römisch-katholischen Kirchen zu verzeichnen ist. Im Jahr 2011 sind rund 24.500 Menschen Mitglieder der evangelischen Kirchen in Castrop-Rauxel. Das sind 32,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Am Stichtag 2022 haben die evangelischen Kirchen nur noch knapp 19.500 Mitglieder. Das heißt, der Anteil von Protestanten an der Bevölkerung liegt bei 26,9 Prozent.

In der St.-Lambertus-Kirche hängt ein großes Kreuz über dem Altar.
Zwischen 2011 und 2022 sind etwa 5.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Bei der evangelischen Kirche waren es ebenfalls rund 5.000 Menschen. © Stephan Schütze

Während die römisch-katholisch Gläubigen 2011 mit 37,8 Prozent den größten Anteil der Bevölkerung bildeten, waren sie 2022 mit 31,5 Prozent nur noch auf Platz zwei. Den größten Anteil machten die Menschen ohne Angabe einer Religion oder mit einer anderen oder keiner Religion aus. 2011 waren es noch 29,4 Prozent. Elf Jahre später liegen sie bei 41,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Steigendes Aufkommen

Zwar treten laut IT.NRW immer mehr Menschen aus den Kirchen aus, aber das Kirchensteueraufkommen in den Bistümern, Erzbistümern und Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen ist zwischen 2011 und 2022 gestiegen. Die römisch-katholische Kirche verzeichnet eine positive Entwicklung des Istaufkommens von 40,5 Prozent. Das Istaufkommen stieg von 1,46 Milliarden Euro auf 2,06 Milliarden Euro.

Das Kirchensteueraufkommen der evangelischen Kirche ist zwar ebenfalls gestiegen, aber zum einen ist es nicht so groß wie das der Katholiken und zum anderen ist die Entwicklung weniger rasant. 2011 konnte die evangelische Kirche in Nordrhein-Westfalen ein Istaufkommen von 0,94 Milliarden Euro verzeichnen. Nach einem Anstieg von 23,2 Prozent lag es dann bei 1,16 Milliarden Euro.

Der Blick von oben auf die St.-Lambertus-Kirche und die Castroper Altstadt.
Die Kirchen in Castrop-Rauxel gehören zum Erzbistum Paderborn. Nach dem Erzbistum Köln und dem Bistum Münster hat Paderborn das dritthöchste Kirchensteueraufkommen. © Neubauer

Bistümer und Landeskirchen

Die katholischen Kirchen in Castrop-Rauxel gehören (mit Ausnahme von St. Lambertus Henrichenburg)* zum Erzbistum Paderborn. Das Erzbistum ist zwar grenzübergreifend und erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, aber die Daten bei IT.NRW beziehen sich nur auf die Teile des Erzbistums in Nordrhein-Westfalen.

Von den fünf Bistümern in Nordrhein-Westfalen (u.a. Bistum Münster / St. Lambertus Henrichenburg*) hatte Paderborn 2011 mit etwa 324 Millionen Euro nach dem Erzbistum Köln das höchste Kirchensteueraufkommen. Das Erzbistum Köln hatte 2011 ein Istaufkommen von fast 478 Millionen Euro. Im Jahr 2023 hatte das Erzbistum Köln weiterhin das höchste Istaufkommen, aber das Erzbistum Paderborn ist mit etwa 414 Millionen Euro hinter das Bistum Münster (circa 467 Millionen Euro) gefallen.

Die evangelischen Kirchen in Castrop-Rauxel gehören zur Landeskirche von Westfalen. Mit 436 Millionen Euro hat sie 2011 das zweithöchste Kirchensteuereinkommen nach der Landeskirche Rheinland und vor der Landeskirche Lippe. 2023 liegt die Landeskirche von Westfalen weiterhin auf Platz zwei, hat aber ein Istaufkommen von etwa 468 Millionen Euro.

*Anmerkung der Redaktion: Wir haben an diesen Stellen den Text leicht überarbeitet.