„Es ist kein Opfer, ich mach‘ das gerne“ Wie Wolfgang Bläss vier Ehrenämter unter einen Hut bekommt

Wolfgang Bläss und seine Ehrenämter: „Es ist kein Opfer, ich mach‘ das gerne“
Lesezeit

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an: Das sang einst Udo Jürgens. Es ist eine kleine Hymne aufs Rentenalter. Wolfgang Bläss ist seit Mitte September 66 Jahre alt. Er ist Rentner. Und engagiert sich in Castrop-Rauxel. Er kommt auf grob 15 Stunden Zeiteinsatz in der Woche für seine Projekte und sagt: „Zeitspenden, die sich lohnen. Es ist kein Opfer – ich mach‘ das gerne.“

Zuletzt war Bläss mit dem Notar verabredet, um die Ziehung der Gewinner des Lions-Club-Adventskalenders zu begleiten. Er brachte diesen Kalender in einer 4500er-Auflage an den Mann und die Frau. In vielen Haushalten liegt er mit seinen 24 Türchen auf den Tischen aus. Preise im Wert von knapp 20.000 Euro verstecken sich dahinter, gespendet von Unternehmen. Der Erlös aus dem Kalenderverkauf (5 Euro je Kalender) fließt in Lions-Projekte. Bläss brachte den Kalender vor 14 Jahren aus einem anderen Lions-Club nach Castrop-Rauxel. Bis heute laufen alle Fäden bei ihm zusammen. Ab August beginnt die Arbeit.

100 Löwen-Kuscheltiere für den Rettungsdienst bei der Feuerwehr Castrop-Rauxel: Ideengeber Wolfgang Bläss (3.v.l.) mit Lions-Kollegen und Rettungsdienst-Vertretern.
100 Löwen-Kuscheltiere für den Rettungsdienst bei der Feuerwehr Castrop-Rauxel: Ideengeber Wolfgang Bläss (3.v.l.) mit Lions-Kollegen und Rettungsdienst-Vertretern. © Stadt Castrop-Rauxel

Der Lions-Club: Es ist sein Ding. „Er hat das Ziel, das Gemeinwohl zu fördern und mit innerer Bereitschaft Hilfe bei geistiger und materieller Not zu üben“, heißt es in den Statuten. Ohne Wolfgang Bläss, bescheinigen ihm andere Lions, gäbe es keinen Kalender. So wären nie und nimmer über 200.000 Euro caritativen Zwecken zugutegekommen.

Das Lions-Projekt „Klasse 2000“ ist auch sein Revier. Nicht von ungefähr: Für den Großvater war im Beruf als Vorstand der Continentale das Thema Gesundheit zentral. Das Projekt verschreibt sich der Gesundheitsförderung. Ein weiteres Schulprojekt namens Lions-Quest unterstützt zudem die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler weiterführender Schulen.

Löwen-Babys für Kinder und die Geschichtsrallye

Und eine Idee mit Löwen-Plüschtieren für den Rettungsdienst, die kam von Wolfgang Bäss: „Ich kann aus persönlicher Erfahrung mit meinem Enkel sagen, dass so ein Kuscheltier ein Türöffner sein kann“, sagt der Opa. 100 Löwen-Babys übergaben die Lions dem Rettungsdienst für dieses Einsatz-Szenario: Ein Kind hat einen Unfall. Wenige Minuten später kommen fremde Frauen und Männer in greller Einsatzkleidung, um zu helfen. Ziemlich viel auf einmal für Eltern und das Kind. Wenn die Retter aber den Löwen dabei haben und dem Kind schenken, ist das Eis gebrochen.

Der Club organisiert auch die Geschichtsrallye: „Da mache ich Stadtführungen für Kinder“, sagt Wolfgang Bläss. Sie findet 2025 erstmals an drei Tagen statt. Kinder der 3. Klassen kommen um 9 Uhr zu einer Stadtführung in Castrop zusammen. „Wir gucken uns Stolpersteine an, gehen zum Erin-Turm, zum jüdischen Friedhof, und erzählen, was es damit auf sich hat.“ Am Tag der Rallye ziehen dann Vierer- und Fünfergruppen durch die Altstadt und beweisen, ob sie aufgepasst und so Castrop-Rauxeler Stadtgeschichte verinnerlicht haben.

Der Förderverein Wildgehege Grutholz hat im Sommer 2024 einen neuen Vorstand gewählt. Nach 20 Jahren an der Spitze schied Marianne Scheer auf eigenen Wunsch aus. Wolfgang Bläss wurde gewählt. "Ich freue mich, dass ein neues Team mit neuen Ideen nun das Wildgehege weiter führen wird", so Scheer hinterher.
Der Förderverein Wildgehege Grutholz hat im Sommer 2024 einen neuen Vorstand gewählt. Nach 20 Jahren an der Spitze schied Marianne Scheer auf eigenen Wunsch aus. Wolfgang Bläss wurde gewählt. „Ich freue mich, dass ein neues Team mit neuen Ideen nun das Wildgehege weiter führen wird“, so Scheer hinterher. © Förderverein

Das Wildgehege im Grutholz könnte ohne Bläss heute kaum noch existieren. Jüngst ließ er sich von der langjährigen Vorsitzenden Marianne Scheer dazu ermutigen, den Vorsitz des Fördervereins zu übernehmen. Sie wollte nach 21 Jahren kürzertreten; er war ohnehin schon Teil der Fütter-Gruppe, die in Deininghausen die Tiere versorgt. Oft ist er im Wald, räumt auf, bestückt die Futterautomaten. Und die Organisation am Schreibtisch ist nun auch sein Metier. Aktuell arbeitet er daran, dass Kinder das Wildgehege und die Tiere wieder von innen erleben können. Da hatte es zuletzt Sicherheitsbedenken gegeben. Die versucht man gerade mit dem EUV und dem Förster abzuräumen.

Einmal in der Woche sitzt Bläss noch am Pedal einer Rikscha: Er ist einer von mehreren Fahrern für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub und kutschiert ältere Menschen durch die Stadt.

Das war die Probefahrt von Wolfgang Bläss vor einigen Jahren mit Bürgermeister und Co. Inzwischen hat sich die Rikscha von Awo, Lions und ADFC in Castrop-Rauxel etabliert. Einmal in der Woche fährt der 66-Jährige damit Bewohner von Pflegeheimen durch die Stadt.
Das war die Probefahrt von Wolfgang Bläss vor einigen Jahren. Inzwischen hat sich die Rikscha von Awo, Lions und ADFC in Castrop-Rauxel etabliert. Einmal in der Woche fährt der 66-Jährige damit Bewohner von Pflegeheimen durch die Stadt. © Dieter Düwel (A)

Wofür macht er all das? „Wenn du siehst, wie viel Freude die Kinder im Wildgehege haben, wenn sie die Tiere füttern; oder wie sehr sich die alten Leute freuen, wenn wir sie durch die Stadt oder die Natur fahren – dann weißt du, wofür du es tust. Für zufriedene Menschen.“

Zum Thema

Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?

  • Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
  • Bürger haben für Februar 2025 rund 20 Vorschläge eingereicht. Wir stellen Wolfgang Bläss und alle anderen Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
  • Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
  • Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.