Ein Nachtlager an der Lakestraße war Anwohnern in Ickern ein Dorn im Auge. Dort hatte sich der 39-jährige Dennis Marnolds einquartiert. Zusätzlich gibt es Berichte von Gewerbetreibenden und anderen Ortskundigen im Stadtteil, die sich teilweise widersprechen. Auch die Stadt äußerte sich zu der Situation. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der wohnungslose Castrop-Rauxeler seine Situation und wehrt sich gegen Vorwürfe.
Man muss nicht erwähnen, dass der Umgang mit Menschen ohne Wohnung ein heikles Thema ist. Häufig löst es Verärgerung aus, wenn sich ein Obdachloser an privaten Gebäuden niederlässt, seien es Wohnhäuser oder Geschäfte. So war es auch in Ickern.
Nachdem sich die Beschwerden über Müll und einen versperrten Gehweg gehäuft hatten, ließ die Stadt das Quartier des Wohnungslosen räumen. Seitdem hält er sich im Bereich des Ickerner Marktplatzes auf. Dort gehen die Aussagen auseinander: Auf einer Seite stehen Anschuldigungen im Raum, es geht um Beleidigungen und aggressives Verhalten. Auf der anderen Seite beschreiben Befragte ihn als friedlichen und wortkargen Zeitgenossen.

Verwechslung wahrscheinlich
Dennis Marnolds erklärt, wie es zu den derzeitigen Umständen kam. Der 39-Jährige habe vor circa vier Jahren seinen Arbeitsplatz aufgrund einer psychischen Erkrankung verloren. Eine Unterkunft, in der er einen Platz bekam, habe er aus eigenen Stücken verlassen. Zu den Gründen, warum er das Wohnheim verlassen habe, schweigt der Wohnsitzlose. Er betont aber, es sei weder zu Diebstahl, noch zu Gewalt gekommen.
Auf die Vorwürfe aus der Nachbarschaft angesprochen, bestreitet er, jemals durch sein Verhalten negativ aufgefallen zu sein. Es wäre also auch möglich, dass eine andere Person die Gottesdienste in der angrenzenden St.-Antonius-Kirche störte und Passanten beleidigte. Die Aussagen einer Ortskundigen untermauern diese Annahme – sie geht von einer Verwechslung aus.
Isabel Auffenberg, die Inhaberin des gleichnamigen Bäckerbetriebs, legt ein positives Wort für den 39-Jährigen ein. Er habe sich immer ruhig verhalten. Sie sagt, er bekomme häufig Spenden von Passanten. Dann sei er gelegentlich im Café zu Gast, wo er gerne einen Kaffee trinke. Aber auch bei anderen Lokalen vor Ort sei er von Zeit zu Zeit anzutreffen.

Angebot wurde gemacht
Auch die Pressestelle der Stadtverwaltung schildert ihre Perspektive zu dem Fall Dennis Marnolds. Es stimme, dass er ein Angebot für eine geschützte Übernachtungsmöglichkeit erhalten habe. Dass er ablehnte, sei ein „sehr seltener Einzelfall“, sagt Sprecherin Maresa Hilleringmann. Man könne schließlich niemanden zwingen.
Des Weiteren seien auch die Caritas und andere Hilfsorganisationen bei der Unterstützung von Wohnungslosen involviert. Die Sprecherin verweist zudem auf eine neue Einrichtung, die sich speziell an schwer psychisch Erkrankte richten soll. Zuletzt versichert sie, die Stadt erkundige sich regelmäßig nach dem Ergehen derer, die die Nacht nicht in einer Unterkunft verbringen. Dennis Marnolds bestätigt diese Aussage.
Geteilte Zuständigkeiten
Laut Mitteilung der Pressestelle sind sowohl der Verwaltungsbereich Migration und Obdachlosenhilfe als auch die Polizei und das Ordnungsamt an der Betreuung von diesem und ähnlichen Fällen beteiligt.
Eine Anfrage an die Polizei Recklinghausen, ob die Anschuldigungen an Dennis Marnolds denn stimmen und es zu Einsätzen in Ickern durch ihn gekommen sei, konnte die zuständige Pressestelle derweil aus Gründen des Datenschutzes nicht beantworten.
Nach Angaben der Stadtverwaltung gibt es in Castrop-Rauxel derzeit zwei obdachlose Personen, die keine städtische Unterkunft aufsuchen. Das Statistische Bundesamt gibt die Anzahl wohnsitzloser Personen bundesweit mit rund 178.000 an. Menschen wie Dennis Marnolds, die auf der Straße leben, werden von dieser Statistik nicht erfasst.
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