Ein enges Treppenhaus führt durch das Gebäude am Europaplatz. Vom ersten Obergeschoss aus geht viele Stufen weiter hoch, vorbei an Tonstudio und Maske. Der Geruch nach Rauch wird immer stärker, bis man im dritten Geschoss zur Schreinerei und dem Malersaal kommt. Diesen engen Weg haben am späten Montagabend (3.4.) Feuerwehrleute in voller Montur genommen. Da brannte es.
Am Morgen nach dem Feuer stehen Günter Wohlfarth, Geschäftsführender Direktor, und Intendant Ralf Ebeling in dem zerstörten Malersaal. Beamte der Kriminalpolizei haben hier gerade noch nach der Brandursache geforscht. Ab sofort kann auf- und ausgeräumt werden, kann geputzt und gereinigt werden. Und das vor allem in Räumen, die neben und über dem Malersaal liegen. Das ganze Ausmaß der Schäden wird erst nach und nach deutlich.
„Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Günter Wohlfahrt. Noch in der Nacht wurde er von Peter Breuer, dem Chef der Forum GmbH, informiert, die Vermieter des WLT ist. Vor Ort sah Wohlfarth das Riesenaufgebot von Feuerwehr und Polizei und verfolgte die Löscharbeiten. „Ich hatte Angst, dass sich das Feuer ausbreitet und auch das Dach erreicht“, erzählt er am Dienstagvormittag. „Gut, dass die Feuerwehr so schnell da war.“ Diese war um 22.10 Uhr durch eine Brandmeldeanlage alarmiert worden.
Hitze lässt Fenster zerbersten
Schon da sah Wohlfarth, dass die Hitze so groß war, dass ein Fenster zerbarst, dass Lampeneinfassungen von der Decke tropften, dass nichts mehr zu nutzen sein wird. Aber es blieb beim Feuer im Malersaal. Das heißt aber nicht, dass andere, wichtige Räume nicht auch betroffen wären.

Was die Ursache für den Brand war, wissen die beiden WLT-Verantwortlichen bei unserem Rundgang noch nicht. Am Nachmittag nennt die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion „Selbstentzündung von ölhaltigen Produkten“ als Grund für das Feuer. Den Sachschaden beziffert sie mit rund 100.000 Euro. Folgekosten, weil das WLT eventuell in seinem Spielbetrieb betroffen ist, seien da noch nicht enthalten.
Wie es weitergehen wird, das ist auch für Wohlfarth und Ebeling die Frage. „Das trifft uns ins Mark“, sagt Ralf Wohlfarth über den Brand. Der Malersaal ist auf jeden Fall komplett zerstört. An einer Wand lehnen Bühnenwände. Sie sind für die nächste Produktion „Hedwig and the Angry Inch“ gedacht und sollten jetzt bemalt werden.
Brandschutztüren hielten
Nebenan liegt die Schreinerei. „Die Brandschutztüren haben gehalten“, sagt Günter Wohlfarth. Zum Glück, denn auf der anderen Seite der Schreinerei geht es ins Lacklager, wo viele entzündliche Stoffe sind. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das Feuer hier übergegriffen hätte.
Auch in der Schreinerei ist alles verrußt. Die Elektrik sei ebenfalls betroffen, so Wohlfarth. „Malen können wir, wenn das Wetter gut ist, auch in unserem Lager“, sagt Ralf Ebeling, „bei der Schreinerei mit dem schweren Gerät mit Wechsel- und Drehstrom geht das nicht. Sie ist das Hauptproblem.“ Es müssen also alternative Standorte für Malerei und Schreinerei gefunden werden. In Castrop-Rauxel, oder auch in benachbarten Theatern. Da laufen schon Bemühungen, so informiert am Dienstag auch die Stadt Castrop-Rauxel.

Es geht noch einmal eine Etage hinauf. Hier lagert der Fundus des WLT. Hunderte Kostüme hängen auf Bügeln, manche stammen noch aus den 1940er-Jahren, sagt Ralf Ebeling. In Regalen lagern Hunderte von Schuhen. Durch ein Fenster könnte man normalerweise gut hinunter in den Malersaal blicken. Doch jetzt sind die Scheiben verrußt, durch Risse und Löcher konnte der Rauch auch hier eindringen. „Das muss alles nach und nach gereinigt werden“, sagt Günter Wohlfarth, der darüber schon mit der Gewandmeisterin Maud Herrlein gesprochen hat: „Mir graust davor.“
Betroffen sind auch Kostüme, die für aktuelle Produktionen gebraucht werden. Einige hängen schon mitten im Raum auf einer Stange, bereit für den Einsatz. Auf den ersten Blick scheinen sie unbeschädigt. Doch man muss sie nur einmal anfassen und sieht die Spuren des Rauches auf der Handfläche.

Und dann reden beide davon, dass man auch Glück gehabt habe. „Das Studio war nicht betroffen,“ sagt der Intendant. Hier war erst vor nicht allzu langer Zeit nach einem Wasserschaden der Boden neu gemacht worden.
Noch ist es zu früh zu sagen, wie es weitergeht. Die Stadthalle, auf die das Feuer zwar nicht übergriff, sei aber als Folge des Brandes auch demnächst nicht bespielbar, befürchten die beiden WLT-Chefs. Am 23. April soll hier „Woyzeck“ gezeigt werden. Ob das klappt, ob man eventuell ins Studio ausweichen muss? Die Frage lässt sich an diesem Dienstag noch nicht beantworten. Auch für die Gastspiele in anderen Orten muss jetzt geprüft werden, ob die termingerecht wahrgenommen werden können.
Zwei Premieren im Parkbad Süd
Und dann sind da noch die beiden neuen Produktionen. Das Rockmusical „Hedwig and the Angry Inch“ soll am 2. Juni im Parkbad Süd unter freiem Himmel Premiere feiern. Die Kinderproduktion „Die drei ??? Kids – der singende Geist“ folgt am 4. Juni auf der gleichen Bühne. „Wir proben aber dafür in der Stadthalle“, sagt Ralf Ebeling.
Eventuell, so überlegen beide, müssen die beiden Inszenierungen mit einem reduzierten, oder sogar ohne Bühnenbild im Parkbad gespielt werden. Nur eines ist klar: Gespielt wird. „Wir werden den Theaterapparat am Laufen halten“, sagt Ralf Ebeling, „das ist jetzt das Wichtigste.“
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