Jubel bei „Wir sind Merklinde“-Chef Willi Müller „Klasse Nachricht - aber Ecosoil wird klagen“

„Wir sind Merklinde“-Chef Müller: „Klasse Nachricht – aber Ecosoil wird klagen“
Lesezeit

Die nächste Runde im Kampf Ecosoil gegen Merklinder Anwohner geht an den Stadtteilverein: Die Bezirksregierung hat dem Bochumer Unternehmen keine Genehmigung zur Aufbereitung von Boden an der Stadtgrenze zwischen Gerthe und Castrop-Rauxel erteilt. Grund ist die Zuwegung, die für den schweren Lastverkehr laut Bezirksregierung Arnsberg nicht ausreicht.

Gegen die Ansiedlung setzten sich Merklinder Bürger unter der Flagge des Stadtteilvereins „Wir sind Merklinde“ zur Wehr. Wir sprachen mit einem Vorkämpfer und dem Vorsitzenden Willi Müller.

Herr Müller, gute Nachrichten für Sie. Haben Sie schon von der nicht erteilten Genehmigung gehört?

Ja, ich weiß es schon einige Tage, habe es aber erst einmal für mich behalten.

Nun reden Sie mal: Wie fühlen Sie sich heute, wo es offiziell verkündet wurde?

Es ist natürlich super, das ist eine klasse Nachricht für uns Merklinder. Aber das Unternehmen wird mit ziemlicher Sicherheit dagegen klagen. Sie können ja ihre Hauptverwaltung gern hier an der Stadtgrenze haben, kein Problem. Aber dieser Prozess, sollte es einen geben, wird sich wohl noch ewig hinziehen. Denn vielleicht klagt die Stadt Bochum ja auch noch. Also abwarten!

Fest steht doch: Ecosoil kann vorerst weiterhin hier keine Böden aufbereiten.

Stimmt. Und sie sollen wohl schon einen größeren Auftrag gehabt haben, bei dem sie am Ort selbst, also auf dem Alt-Industriegelände den Boden aufbereitet haben. Das wäre doch auch eine Option mit weniger Transportaufkommen.

Glauben Sie daran, dass die Pläne also nicht umgesetzt werden?

Es fahren immer noch so grob vier Lastwagen der Größe am Tag, die da eigentlich gar nicht herfahren dürfen, auf das Gelände. Es sind aber ja nur diese paar, und ich vermute, dass man das so wahrscheinlich auch laufen lassen wird. Wir freuen uns gerade, dass es nicht mehr wird, sondern so bleibt.

Ich glaube aber, es gibt Standorte in Bochum an der A40, zum Beispiel ein altes Thyssen-Gelände, die viel näher an der Autobahn lägen und viel besser geeignet wären als das Gelände hier zwischen Merklinde und Gerthe. In Castrop-Rauxel wurden der Firma Flächen auf dem Werksgelände von Rain Carbon ans Herz gelegt. Das ist auch näher an der Autobahn, wäre also doch eigentlich besser und vor allem zukunftssicherer für Ecosoil. Hier haben wir das Ölbachtal nebenan, es könnten ja auch im Alltag dann doch mal kontaminierte Böden unter den Anlieferungen sein, auch wenn die Firma das eigentlich hier nie wollte.

Sie haben ja viel gegen die Ansiedlung getan. Wie ist Ihr Fazit in dieser Hinsicht?

Unterm Strich steht: Unsere Proteste haben gewirkt! Es lohnt sich, laut zu sein und aufzustehen und gegen den normalen Tritt etwas zu unternehmen. Es war für viele Menschen in Merklinde das erste Mal, für die eigenen Interessen zu demonstrieren. Wir haben dreimal über 100 Leute auf die Straße bekommen und wollten so lange weiter machen, bis wir Klarheit haben. Wir haben jetzt immer noch keine endgültige Klarheit, aber immerhin schon mal etwas erreicht.

Vorerst das Aus für Ecosoil nahe Merklinde: Bezirksregierung lehnt wichtigen Antrag ab

Ecosoil-Betrieb ruht: Keine Genehmigung in Gerthe von Bezirksregierung

Merklinder Protest gegen Ecosoil: „Diese Firma möchte sich an nichts halten“