Wie Castrop-Rauxeler Lokale bei der Hygiene-Kontrolle über Topf-Secret abschneiden

© Ann-Kathrin Gumpert

Wie Castrop-Rauxeler Lokale bei der Hygiene-Kontrolle über Topf-Secret abschneiden

rnNeues Webportal

Hygienekontrollen zu Restaurants, Imbissen oder Supermärkten finden statt. Aber der Kunde erfuhr bisher nichts darüber. Jetzt schon. Was sagt das neue Portal Topf-Secret über Castrop-Rauxel?

Castrop-Rauxel

, 11.04.2019, 12:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Blick in das neue Internetportal mit dem Titel Topf-Secret zeigt: In Castrop-Rauxel gibt es mehrere derzeit laufende Anfragen zu Hygieneberichten über einzelne Betriebe: Restaurants, Imbissbuden, Supermärkte. Und bislang eine Antwort der Behörde, also des Kreises Recklinghausen.

Das Prinzip der neuen Internetseite, die „FragDenStaat“ und „foodwatch“ gemeinsam betreiben, ist so: Auf dem Portal können Verbraucher mit wenigen Klicks eine eigene Anfrage zu einem Restaurant, Supermarkt oder Bäcker stellen, bereits gestellte Anfragen durchlesen oder die Berichte anschauen, die der Kreis Recklinghausen als zuständige Behörde zurückgesendet hat. Denn die Anfragen der Nutzer werden über das Portal direkt an das zuständige Amt geschickt.

Einblicke in behördliche Vorgänge hinter den Kulissen

Erstellt wurde die Seite vom Informationsfreiheitsportal „FragDenStaat“ und vom Essensretter-Verein „foodwatch“. Beide sind bekannt für Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz, die dem Bürger erlauben, Einblicke in behördliche Vorgänge zu erhalten, die sonst oft hinter den Kulissen ablaufen. So wie diese Hygiene-Kontrollen.

Beim Blick in eine Karte, die im Portal der Dreh- und Angelpunkt ist, erkennt man alle Einrichtungen in Castrop-Rauxel. Je näher man in die einzelnen Stadtteile hereinzoomt, desto mehr Lokale erscheinen mit zumeist blauen Markern. Blau bedeutet: bisher keine Anfrage und kein Bericht vorhanden. Und dann gibt es noch gelb, grün und rot. Sie zeigen den Status: Gelb bedeutet, dass eine Anfrage läuft, grün, dass eine Antwort vorliegt und rot, dass eine Antwort fehlt, obwohl ein Bearbeitungszeitraum von etwa zwei Monaten überschritten wurde.

Zu diesen Lokalen und Läden gibt es schon Anfragen

Anfragen gab es bisher zu Burger King am Westring, für die Pizzeria Michele an der Wittener Straße, für das Grillhaus an der Dortmunder Straße auf Schwerin, für Jade, Vicino, Tang, die L‘Osteria und das Café del Sol, den Thomas Grill, die Bürgerstuben – aber auch Kaufland und Edeka Richter.

So sieht die Karte im Portal am 9. April 2019 aus. Die blauen Marker zeigen Einrichtungen, zu denen keine Anfragen eingegangen sind. Bei den gelben Markern sind Anfragen eingegangen, aber noch keine Antworten. Und der grüne Marker zeigt Kaufland, zu dem auf Basis einer Anfrage ein kurzer Bericht des Kreises veröffentlicht wurde. Der Brief ist auch einzusehen.

So sieht die Karte im Portal am 9. April 2019 aus. Die blauen Marker zeigen Einrichtungen, zu denen keine Anfragen eingegangen sind. Bei den gelben Markern sind Anfragen eingegangen, aber noch keine Antworten. Und der grüne Marker zeigt Kaufland, zu dem auf Basis einer Anfrage ein kurzer Bericht des Kreises veröffentlicht wurde. Der Brief ist auch einzusehen. © Weckenbrock, Tobias

Diese Anfragen müssen nicht auf Verdachtsmomenten beruhen, sie können auch wahllos erstellt werden. Das Portal macht aus ein paar Mausklicks automatisch ein Schreiben, das den Anforderungen nach einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz entspricht, und sendet es an den Kreis.

Antworten der Behörde stehen in Castrop-Rauxel fast überall noch aus. Bei Kaufland ist der Hygiene-Marker auf der Stadtkarte allerdings schon grün. Das bedeutet: Anfrage beantwortet. Und die Antwort kann der Nutzer dann einsehen.

Beispiel Kaufland: So soll es ablaufen

Am 4. Februar schickte ein User eine Anfrage über das Portal zu Kaufland an den Kreis. Mit Datum vom 21. Februar antwortet der Kreis Recklinghausen: „Der Betrieb wurde zuletzt am 13.12.2018 und am 31.01.2019 kontrolliert. Bei beiden Kontrollen wurden keine Verstöße festgestellt.“

„Wir wollen so die Geheimniskrämerei in den Amtsstuben beenden“, erklärt Dario Sarmadi von „foodwatch“. „Zum anderen wollen wir durch möglichst viele Anfragen politischen Druck aufbauen.“ Man will erreichen, was in anderen Ländern längst Usus ist: Dass Kontrollberichte offen ausgelegt oder -gehängt werden müssen.

Der Verband der Hotels und Gaststätten in NRW (Dehoga) kritisiert die Macher des Portals. „Wir stehen dem Projekt kritisch gegenüber, weil es unserer Meinung nach ein ungerechtfertigter Internet-Pranger ist“, erklärt Pressesprecher Thorsten Hellwig auf Anfrage usnerer Redaktion. Er meint, dass die Kontrollmechanismen in NRW wirksam genug seien.

Goldschmieding-Chefin: „Warum nicht?“

Und was sagen Gastronomen aus Castrop-Rauxel? Mareike Cremer vom Vienna House Easy und Haus Goldschmieding geht selbstbewusst damit um: „Wenn der Verbraucher den Bericht der Behörde einsehen will, warum nicht?“, sagt sie auf Anfrage. Grundsätzlich sei sie für Transparenz. „Wir würden aber erwarten, dass für den Betrieb die Möglichkeit besteht, Stellung zu beziehen, welche Mängel seit der Prüfung behoben wurden“, so Cremer weiter.

Im Haus Goldschmieding gebe es regelmäßig Kontrollen, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, so Cremer. „Zusätzlich haben wir weitere freiwillige Kontrollen, um die Hygienestandards für Gast und Mitarbeiter sicherzustellen.“