
© Stephan Schuetze
Werden Steingärten bald auch in Castrop-Rauxel verboten?
Dortmund als Vorbild
Steingärten liegen vor allem in Städten voll im Trend. Doch nicht allen gefällt gefallen Kies und Schotter statt Rasen und Sträucher. In Dortmund gibt es sogar ein Verbot. Und bei uns?
Sie sind pflegeleicht, aber über ihre Optik lässt sich wahrlich streiten: Steine erobern immer mehr die Vorgärten - auch in Castrop-Rauxel. Aus grün wird grau, Beton und Kies statt Sträuchern und Blumen - so sieht es in immer mehr Gärten aus. Erste Städte wollen jetzt Verbote durchsetzen und den Steingarten-Trend so eindämmen. Wäre das auch in Castrop-Rauxel möglich?
In Dortmund haben sich die Grünen mit ihrem Vorstoß durchgesetzt: Seit Kurzem werden Verbote von Steingärten in die neuen Bebauungspläne aufgenommen. Außerdem müssen Flachdächer begrünt werden, wenn sie neu gebaut werden oder in Hitzeinseln liegen. Doch das gefällt nicht allen. Die Dortmunder CDU beklagt den massiven Eingriff in das Privateigentum der Bürger und sagt, es könne doch wohl nicht sein, dass die Genehmigung eines Bauantrags von der Gestaltung des Vorgartens abhängig gemacht werde.
Stadt soll sich nicht einmischen
Ähnlich sieht es auch die Castrop-Rauxeler CDU. „Wir sind der Auffassung, dass sich die Stadt nicht in die Gestaltung privater Vorgärten einzumischen hat“, sagt der Stadtverbandsvorsitzende Michael Breilmann auf Anfrage. Es sei nicht Aufgabe der Politik zu beurteilen, welcher Vorgarten schön oder zeitgemäß sei.
Doch Breilmann hat noch ein weiteres Argument, das für Steingärten spricht: „Berufstätige oder körperlich eingeschränkte Menschen haben nicht immer die Zeit für eine aufwendige Gartengestaltung. So sollten insbesondere ältere Menschen es sich erlauben dürfen, auf die pflegeleichte Stein-Variante setzen zu dürfen.“
Steingärten sind nicht nur pflegeleicht
Dem Argument, dass Steingärten immer pflegeleicht sind, widerspricht André Konstanti. Der selbstständige Garten- und Landschaftsbauer hat mittlerweile viele Kunden, die sich einen Steingarten wünschen - Tendenz steigend. „Leider Gottes“, sagt er auf Anfrage. „Je nachdem, wo ein Steingarten angelegt wird, kann er auch Arbeit machen“, sagt Konstanti. „Wenn er in einer Allee liegt, muss er auch von Laub befreit werden, und wenn das Laub nass ist, bildet sich schnell Unkraut, das entfernt werden muss.“ Pflegeleicht sei der Steingarten dann auch nicht mehr.
Der 24-jährige Garten- und Landschaftsbauer, der bei der Gärtnerei Drippe gelernt hat und seit sechs Jahren selbstständig ist, empfiehlt als Alternative einen Staudengarten. „Stauden machen die ersten zwei Jahre ein bisschen Arbeit, aber danach nicht mehr“, so Konstanti. Unkraut habe dann auch keine Chance mehr. Ein weiterer Vorteil: Auch auf großen Flächen können Stauden gepflanzt werden. 2017 habe er viele solcher Staudenbeete angelegt, im vergangenen Jahr sei das aber wesentlich weniger geworden: Der Kunde setze jetzt auf Steine.

Ein bunter Staudengarten. Für viele Menschen viel schöner als ein Steingarten. Und ökologischer. © DPA
Das dürfte auch den Castrop-Rauxeler Grünen wesentlich besser gefallen. Die setzen sich seit Jahren dafür ein, Steingärten zu reduzieren - vor allem aus Gründen des Naturschutzes. Dazu führt Notburga Henke, Vorsitzende des Umweltausschusses, vier Gründe auf:
1. Mutterboden
Zur Anlage solcher Gärten wird eine Schicht Mutterboden abgetragen. Genau dort sind die meisten Bodenlebewesen. Ohne die Lebewesen und den Mutterboden fehlt für die Ernährung der dort wachsenden Pflanzen die notwendige Grundlage.
2. Plastikfolie
Häufig wird Unkrautvlies aufgetragen, das das Wachstum von Wildkräutern verhindern soll. Dabei handelt es sich um eine Kunststofffolie, die nicht verrottet.
3. Splitt-Sandmischung
Häufig wird eine Splitt-Sandmischung aufgetragen. Darin haben keine Pflanzen eine Chance.
4. Schotter und Kies
Den Abschluss bildet eine ergiebige Schotter- und Kiesschüttung. Auch dort wächst so gut wie nichts.
„Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden in großem Maße reduziert“, sagt Notburga Henke. Immer mehr Steingärten bedeuten immer weniger Lebensräume. Die Grünen werden sich auf jeden Fall mit dem Thema befassen, so Henke. „Wir werden dazu beizeiten eine Diskussion in den passenden Gremien beantragen“, kündigt sie an.
Die SPD will zwar kein Verbot, hat das Thema aber im Blick. „Wir teilen die Sorge um das Insektensterben und nehmen sie sehr ernst“, sagt SPD-Stadtverbandsvorsitzende Lisa Kapteinat. Sie möchte die Bürger dafür sensibilisieren, wie mit einer Veranstaltung im vergangenen Jahr. Sie wirbt dafür, dass auch im öffentlichen Raum für eine insektenfreundliche Umgebung gesorgt werde.
Kein Thema in der Verwaltung
In der Stadtverwaltung ist das mögliche Verbot momentan kein Thema, sagt Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann auf Anfrage. Andere Städte sind da schon weiter. Die Grünen in Hagen haben kürzlich einen Antrag gestellt, Kies, Schotter und ähnliche Baustoffe in Gärten zukünftig verbieten zu lassen. Entschieden ist dort aber noch nichts.
Ähnlich in Bottrop: Dort hat der Naturschutzbeirat einstimmig beschlossen, Parteien und Verwaltung zu bitten, den Betonwüsten im Vorgarten Einhalt zu gebieten.
Gehört zur Generation „Ich mach was mit Medien“. War schon als Kind Fan von der rasenden Reporterin Karla Kolumna. Nach der Ausbildung zur Medienkauffrau und dem Journalistik-Studium im Ruhrgebiet „hängen geblieben“. Vorher in Düsseldorf zu Hause, jetzt schon fast echte Bochumerin.
